anderen militärisch wichtigen Plätzen. Die Chaussirung der grossen Militärstrasse von Rom nach Capua, die der Censor Appius Claudius 442 veranstaltete, vollendete die Sicherung Campaniens. Immer vollständiger entwickelten sich die Ab- sichten der Römer; es galt die Unterwerfung Italiens, das von Jahr zu Jahr durch das römische Festungs- und Strassennetz enger umstrickt ward. Von beiden Seiten schon waren die Samniten von den Römern umsponnen; schon schnitt die Li- nie von Rom nach Luceria Nord- und Süditalien von einander ab, wie einst die Festungen Cora und Norba die Volsker und Aequer trennten; wie damals auf die Herniker, stützte Rom sich jetzt auf die Arpaner. Die Italiker mussten erkennen, dass es um ihrer aller Freiheit geschehen war, wenn Samnium unterlag, und dass es hohe Zeit war dem tapfern Bergvolk, das nun schon funfzehn Jahre allein den ungleichen Kampf gegen die Römer kämpfte, endlich zu Hülfe zu kommen.
Die nächsten Bundesgenossen der Samniten wären die Ta- rentiner gewesen; allein deren unstete, übermüthige und kurz- sichtige Demagogenpolitik liess sie da sich betheiligen, wo sie nichts zu schaffen hatten, und da ausbleiben, wo ihr nächstes Interesse sie hinrief. Nach der caudinischen Katastrophe hat- ten sie, als die Römer und Samniten sich in Apulien gegen- über standen, Gesandte dorthin geschickt, die beiden Parteien geboten die Waffen niederzulegen (434). Die Samniten zeigten sich bereit, allein die Römer antworteten durch die Ausstek- kung des Zeichens zur Schlacht und so kehrten die Gesandten unverrichteter Sache wieder heim. Vernünftiger Weise konnte jene Gesandtschaft nichts sein als die Einleitung zu einer Kriegserklärung gegen Rom; allein die tarentiner Regierung war schwach genug ihrem übermüthigen Gebot keine weitere Folge zu geben, wobei freilich auch mitwirkte, dass die immer noch fortwährende lucanische Fehde ihr die unmittel- bare Betheiligung am Kampf sehr schwierig gemacht haben würde. Lieber unterstützte man gegen Agathokles von Syra- kus, der früher in tarentinischen Diensten gestanden hatte und in Ungnade war entlassen worden, die oligarchische Städtepartei in Sicilien und sandte dem Beispiel Spartas fol- gend eine Flotte nach der Insel, die in der campanischen See bessere Dienste gethan haben würde (440). -- Energi- scher handelten die nord- und mittelitalischen Völker, die namentlich durch die Anlegung der Festung Luceria aufge- rüttelt worden zu sein scheinen. Zuerst (443) schlugen die
Röm. Gesch. I. 16
DIE ITALIKER GEGEN ROM.
anderen militärisch wichtigen Plätzen. Die Chaussirung der groſsen Militärstraſse von Rom nach Capua, die der Censor Appius Claudius 442 veranstaltete, vollendete die Sicherung Campaniens. Immer vollständiger entwickelten sich die Ab- sichten der Römer; es galt die Unterwerfung Italiens, das von Jahr zu Jahr durch das römische Festungs- und Straſsennetz enger umstrickt ward. Von beiden Seiten schon waren die Samniten von den Römern umsponnen; schon schnitt die Li- nie von Rom nach Luceria Nord- und Süditalien von einander ab, wie einst die Festungen Cora und Norba die Volsker und Aequer trennten; wie damals auf die Herniker, stützte Rom sich jetzt auf die Arpaner. Die Italiker muſsten erkennen, daſs es um ihrer aller Freiheit geschehen war, wenn Samnium unterlag, und daſs es hohe Zeit war dem tapfern Bergvolk, das nun schon funfzehn Jahre allein den ungleichen Kampf gegen die Römer kämpfte, endlich zu Hülfe zu kommen.
Die nächsten Bundesgenossen der Samniten wären die Ta- rentiner gewesen; allein deren unstete, übermüthige und kurz- sichtige Demagogenpolitik lieſs sie da sich betheiligen, wo sie nichts zu schaffen hatten, und da ausbleiben, wo ihr nächstes Interesse sie hinrief. Nach der caudinischen Katastrophe hat- ten sie, als die Römer und Samniten sich in Apulien gegen- über standen, Gesandte dorthin geschickt, die beiden Parteien geboten die Waffen niederzulegen (434). Die Samniten zeigten sich bereit, allein die Römer antworteten durch die Ausstek- kung des Zeichens zur Schlacht und so kehrten die Gesandten unverrichteter Sache wieder heim. Vernünftiger Weise konnte jene Gesandtschaft nichts sein als die Einleitung zu einer Kriegserklärung gegen Rom; allein die tarentiner Regierung war schwach genug ihrem übermüthigen Gebot keine weitere Folge zu geben, wobei freilich auch mitwirkte, daſs die immer noch fortwährende lucanische Fehde ihr die unmittel- bare Betheiligung am Kampf sehr schwierig gemacht haben würde. Lieber unterstützte man gegen Agathokles von Syra- kus, der früher in tarentinischen Diensten gestanden hatte und in Ungnade war entlassen worden, die oligarchische Städtepartei in Sicilien und sandte dem Beispiel Spartas fol- gend eine Flotte nach der Insel, die in der campanischen See bessere Dienste gethan haben würde (440). — Energi- scher handelten die nord- und mittelitalischen Völker, die namentlich durch die Anlegung der Festung Luceria aufge- rüttelt worden zu sein scheinen. Zuerst (443) schlugen die
Röm. Gesch. I. 16
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DIE ITALIKER GEGEN ROM.
anderen militärisch wichtigen Plätzen. Die Chaussirung der
groſsen Militärstraſse von Rom nach Capua, die der Censor
Appius Claudius 442 veranstaltete, vollendete die Sicherung
Campaniens. Immer vollständiger entwickelten sich die Ab-
sichten der Römer; es galt die Unterwerfung Italiens, das von
Jahr zu Jahr durch das römische Festungs- und Straſsennetz
enger umstrickt ward. Von beiden Seiten schon waren die
Samniten von den Römern umsponnen; schon schnitt die Li-
nie von Rom nach Luceria Nord- und Süditalien von einander
ab, wie einst die Festungen Cora und Norba die Volsker und
Aequer trennten; wie damals auf die Herniker, stützte Rom sich
jetzt auf die Arpaner. Die Italiker muſsten erkennen, daſs
es um ihrer aller Freiheit geschehen war, wenn Samnium
unterlag, und daſs es hohe Zeit war dem tapfern Bergvolk,
das nun schon funfzehn Jahre allein den ungleichen Kampf
gegen die Römer kämpfte, endlich zu Hülfe zu kommen.
Die nächsten Bundesgenossen der Samniten wären die Ta-
rentiner gewesen; allein deren unstete, übermüthige und kurz-
sichtige Demagogenpolitik lieſs sie da sich betheiligen, wo sie
nichts zu schaffen hatten, und da ausbleiben, wo ihr nächstes
Interesse sie hinrief. Nach der caudinischen Katastrophe hat-
ten sie, als die Römer und Samniten sich in Apulien gegen-
über standen, Gesandte dorthin geschickt, die beiden Parteien
geboten die Waffen niederzulegen (434). Die Samniten zeigten
sich bereit, allein die Römer antworteten durch die Ausstek-
kung des Zeichens zur Schlacht und so kehrten die Gesandten
unverrichteter Sache wieder heim. Vernünftiger Weise konnte
jene Gesandtschaft nichts sein als die Einleitung zu einer
Kriegserklärung gegen Rom; allein die tarentiner Regierung
war schwach genug ihrem übermüthigen Gebot keine weitere
Folge zu geben, wobei freilich auch mitwirkte, daſs die
immer noch fortwährende lucanische Fehde ihr die unmittel-
bare Betheiligung am Kampf sehr schwierig gemacht haben
würde. Lieber unterstützte man gegen Agathokles von Syra-
kus, der früher in tarentinischen Diensten gestanden hatte
und in Ungnade war entlassen worden, die oligarchische
Städtepartei in Sicilien und sandte dem Beispiel Spartas fol-
gend eine Flotte nach der Insel, die in der campanischen
See bessere Dienste gethan haben würde (440). — Energi-
scher handelten die nord- und mittelitalischen Völker, die
namentlich durch die Anlegung der Festung Luceria aufge-
rüttelt worden zu sein scheinen. Zuerst (443) schlugen die
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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