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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DRITTES BUCH. KAPITEL II.
solle, wies der Karthager entschlossen zurück, und mit Erfolg.
Catulus verzichtete auf das zweite Begehren und gewährte den
Puniern freien Abzug aus Sicilien gegen das mässige Löse-
geld von 18 Denaren (4 2/3 Thlr.) für den Mann. -- Man
konnte in Karthago mit diesen Bedingungen zufrieden sein,
wenn die Fortführung des Krieges einmal unmöglich war oder
schien. Es kann sein, dass der natürliche Wunsch dem Vaterland
mit dem Triumph auch den Frieden zu bringen, die Erinne-
rung an Regulus und den wechselvollen Gang des Krieges, die
Erwägung, dass ein patriotischer Aufschwung, wie er zuletzt den
Sieg entschieden hatte, sich nicht gebieten noch wiederholen
lässt, vielleicht selbst Hamilkars Persönlichkeit mithalfen den
römischen Feldherrn zur Nachgiebigkeit zu bestimmen. Gewiss
ist es, dass man in Rom mit dem Friedensentwurf unzufrie-
den war und die Volksversammlung, ohne Zweifel unter dem
Einfluss der Patrioten, die letzte Schiffrüstung durchgesetzt
hatten, anfänglich die Ratification verweigerte. In welchem
Sinne dies geschah, wissen wir nicht und vermögen nicht zu
entscheiden, ob die Opposition gegen den Entwurf in der
That den Frieden nur verwarf um dem Feinde die Bedingun-
gen zu steigern, oder ob sie sich erinnerte, dass Regulus
von Karthargo den Verzicht auf die politische Unabhängigkeit
gefordert hatte und entschlossen war den Krieg fortzuführen,
bis man an diesem Ziel stand. Erfolgte die Weigerung in
dem ersteren Sinne, so war sie vermuthlich fehlerhaft; gegen
Siciliens Gewinn verschwand jedes andere Zugeständniss und
es war bei Hamilkars Entschlossenheit und erfinderischem
Geist sehr gewagt die Sicherung des Hauptgewinns an Neben-
zwecke zu setzen. Lag der Weigerung die Absicht zu Grunde
den Krieg zu endigen erst mit der politischen Vernichtung
Karthagos, so zeigt sie politischen Tact, der die kommen-
den Dinge ahnte; aber freilich hing alles davon ab, ob
Roms Kräfte jetzt ausreichten den Zug des Regulus zu er-
neuern und soviel nachzusetzen als erforderlich war um nicht
bloss den Muth, sondern die Mauern der mächtigen Phoeni-
kierstadt zu brechen; und wer wagt es diese Frage in einem
oder dem andern Sinn zu beantworten? -- Schliesslich über-
trug man die Erledigung der wichtigen Frage einer Commis-
sion, die in Sicilien an Ort und Stelle entscheiden sollte. Sie
bestätigten im Wesentlichen den Entwurf; nur ward die für
die Kriegskosten von Karthago zu zahlende Summe erhöht auf
3200 Talente (fast 5 Mill. Thlr.), davon ein Drittel gleich,

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solle, wies der Karthager entschlossen zurück, und mit Erfolg.
Catulus verzichtete auf das zweite Begehren und gewährte den
Puniern freien Abzug aus Sicilien gegen das mäſsige Löse-
geld von 18 Denaren (4⅔ Thlr.) für den Mann. — Man
konnte in Karthago mit diesen Bedingungen zufrieden sein,
wenn die Fortführung des Krieges einmal unmöglich war oder
schien. Es kann sein, daſs der natürliche Wunsch dem Vaterland
mit dem Triumph auch den Frieden zu bringen, die Erinne-
rung an Regulus und den wechselvollen Gang des Krieges, die
Erwägung, daſs ein patriotischer Aufschwung, wie er zuletzt den
Sieg entschieden hatte, sich nicht gebieten noch wiederholen
läſst, vielleicht selbst Hamilkars Persönlichkeit mithalfen den
römischen Feldherrn zur Nachgiebigkeit zu bestimmen. Gewiſs
ist es, daſs man in Rom mit dem Friedensentwurf unzufrie-
den war und die Volksversammlung, ohne Zweifel unter dem
Einfluſs der Patrioten, die letzte Schiffrüstung durchgesetzt
hatten, anfänglich die Ratification verweigerte. In welchem
Sinne dies geschah, wissen wir nicht und vermögen nicht zu
entscheiden, ob die Opposition gegen den Entwurf in der
That den Frieden nur verwarf um dem Feinde die Bedingun-
gen zu steigern, oder ob sie sich erinnerte, daſs Regulus
von Karthargo den Verzicht auf die politische Unabhängigkeit
gefordert hatte und entschlossen war den Krieg fortzuführen,
bis man an diesem Ziel stand. Erfolgte die Weigerung in
dem ersteren Sinne, so war sie vermuthlich fehlerhaft; gegen
Siciliens Gewinn verschwand jedes andere Zugeständniſs und
es war bei Hamilkars Entschlossenheit und erfinderischem
Geist sehr gewagt die Sicherung des Hauptgewinns an Neben-
zwecke zu setzen. Lag der Weigerung die Absicht zu Grunde
den Krieg zu endigen erst mit der politischen Vernichtung
Karthagos, so zeigt sie politischen Tact, der die kommen-
den Dinge ahnte; aber freilich hing alles davon ab, ob
Roms Kräfte jetzt ausreichten den Zug des Regulus zu er-
neuern und soviel nachzusetzen als erforderlich war um nicht
bloſs den Muth, sondern die Mauern der mächtigen Phoeni-
kierstadt zu brechen; und wer wagt es diese Frage in einem
oder dem andern Sinn zu beantworten? — Schlieſslich über-
trug man die Erledigung der wichtigen Frage einer Commis-
sion, die in Sicilien an Ort und Stelle entscheiden sollte. Sie
bestätigten im Wesentlichen den Entwurf; nur ward die für
die Kriegskosten von Karthago zu zahlende Summe erhöht auf
3200 Talente (fast 5 Mill. Thlr.), davon ein Drittel gleich,

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[358/0372] DRITTES BUCH. KAPITEL II. solle, wies der Karthager entschlossen zurück, und mit Erfolg. Catulus verzichtete auf das zweite Begehren und gewährte den Puniern freien Abzug aus Sicilien gegen das mäſsige Löse- geld von 18 Denaren (4⅔ Thlr.) für den Mann. — Man konnte in Karthago mit diesen Bedingungen zufrieden sein, wenn die Fortführung des Krieges einmal unmöglich war oder schien. Es kann sein, daſs der natürliche Wunsch dem Vaterland mit dem Triumph auch den Frieden zu bringen, die Erinne- rung an Regulus und den wechselvollen Gang des Krieges, die Erwägung, daſs ein patriotischer Aufschwung, wie er zuletzt den Sieg entschieden hatte, sich nicht gebieten noch wiederholen läſst, vielleicht selbst Hamilkars Persönlichkeit mithalfen den römischen Feldherrn zur Nachgiebigkeit zu bestimmen. Gewiſs ist es, daſs man in Rom mit dem Friedensentwurf unzufrie- den war und die Volksversammlung, ohne Zweifel unter dem Einfluſs der Patrioten, die letzte Schiffrüstung durchgesetzt hatten, anfänglich die Ratification verweigerte. In welchem Sinne dies geschah, wissen wir nicht und vermögen nicht zu entscheiden, ob die Opposition gegen den Entwurf in der That den Frieden nur verwarf um dem Feinde die Bedingun- gen zu steigern, oder ob sie sich erinnerte, daſs Regulus von Karthargo den Verzicht auf die politische Unabhängigkeit gefordert hatte und entschlossen war den Krieg fortzuführen, bis man an diesem Ziel stand. Erfolgte die Weigerung in dem ersteren Sinne, so war sie vermuthlich fehlerhaft; gegen Siciliens Gewinn verschwand jedes andere Zugeständniſs und es war bei Hamilkars Entschlossenheit und erfinderischem Geist sehr gewagt die Sicherung des Hauptgewinns an Neben- zwecke zu setzen. Lag der Weigerung die Absicht zu Grunde den Krieg zu endigen erst mit der politischen Vernichtung Karthagos, so zeigt sie politischen Tact, der die kommen- den Dinge ahnte; aber freilich hing alles davon ab, ob Roms Kräfte jetzt ausreichten den Zug des Regulus zu er- neuern und soviel nachzusetzen als erforderlich war um nicht bloſs den Muth, sondern die Mauern der mächtigen Phoeni- kierstadt zu brechen; und wer wagt es diese Frage in einem oder dem andern Sinn zu beantworten? — Schlieſslich über- trug man die Erledigung der wichtigen Frage einer Commis- sion, die in Sicilien an Ort und Stelle entscheiden sollte. Sie bestätigten im Wesentlichen den Entwurf; nur ward die für die Kriegskosten von Karthago zu zahlende Summe erhöht auf 3200 Talente (fast 5 Mill. Thlr.), davon ein Drittel gleich,

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/372>, abgerufen am 24.11.2024.