Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN. und dem Hafen von Adramyttion um dem Bundesgenossen zuhelfen; allein da es dem Admiral an Truppen fehlte, richtete er nichts aus. Pergamon wäre verloren gewesen, wenn nicht die Belagerung schlaff und nachlässig betrieben worden wäre; dadurch gewann Eumenes Zeit achaeische Hülfstruppen unter Diophanes in die Stadt zu werfen, deren kühne und glückliche Ausfälle die gallischen Söldner des Antiochos, die mit der Belagerung beauftragt waren, in der That zwangen dieselbe aufzuheben. Auch in den südlichen Gewässern wurden die Entwürfe des Antiochos vereitelt. Die von Hannibal gerüstete und geführte syrische Flotte versuchte, nachdem sie lange durch die stehenden Westwinde zurückgehalten worden war, endlich in das aegaeische Meer zu gelangen; allein an der Mündung des Eurymedon vor Aspendos in Pamphylien traf sie auf ein rhodisches Geschwader unter Eudamos, und in der Schlacht, die die beiden Flotten sich hier lieferten, trug über Hannibals Taktik und über die numerische Ueberzahl die Vorzüglichkeit der rhodischen Schiffe und Seeoffiziere den Sieg davon. Die rhodische Flotte stellte hienach sich bei Patara auf und vereitelte die beabsichtigte Vereinigung der ganzen asia- tischen Seemacht. Es war dies das erste Seetreffen und die letzte Schlacht gegen Rom, die der grosse Karthager schlug. Im aegaeischen Meer ward die römisch-rhodische Flotte bei Samos, nachdem sie durch die Entsendung der pergameni- schen Schiffe in den Hellespont zur Unterstützung des dort eben anlangenden Landheers sich geschwächt hatte, nun ihrer- seits von der des Polyxenidas angegriffen, der jetzt neun Segel mehr zählte als der Gegner. Am 23. December des unbe- richtigten Kalenders, nach dem berichtigten etwa Ende August 564 kam es zur Schlacht am Vorgebirg Myonnesos zwischen Teos und Kolophon; die Römer durchbrachen die feindliche Schlachtlinie und umzingelten den linken Flügel gänzlich, so dass 42 Schiffe von ihnen genommen wurden oder sanken. Viele Jahrhunderte nachher verkündigte den Römern die In- schrift in saturnischem Mass über dem Tempel der Seegeister, der zum Andenken dieses Sieges auf dem Marsfeld erbaut ward, wie vor den Augen des Königs Antiochos und seines ganzen Landheers die Flotte der Asiaten geschlagen worden und die Römer also ,den grossen Zwist schlichteten und die Könige bezwangen.' Seitdem wagten die feindlichen Schiffe nicht mehr sich auf der offenen See zu zeigen und versuchten nicht weiter den Uebergang des römischen Landheers zu erschweren. DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN. und dem Hafen von Adramyttion um dem Bundesgenossen zuhelfen; allein da es dem Admiral an Truppen fehlte, richtete er nichts aus. Pergamon wäre verloren gewesen, wenn nicht die Belagerung schlaff und nachlässig betrieben worden wäre; dadurch gewann Eumenes Zeit achaeische Hülfstruppen unter Diophanes in die Stadt zu werfen, deren kühne und glückliche Ausfälle die gallischen Söldner des Antiochos, die mit der Belagerung beauftragt waren, in der That zwangen dieselbe aufzuheben. Auch in den südlichen Gewässern wurden die Entwürfe des Antiochos vereitelt. Die von Hannibal gerüstete und geführte syrische Flotte versuchte, nachdem sie lange durch die stehenden Westwinde zurückgehalten worden war, endlich in das aegaeische Meer zu gelangen; allein an der Mündung des Eurymedon vor Aspendos in Pamphylien traf sie auf ein rhodisches Geschwader unter Eudamos, und in der Schlacht, die die beiden Flotten sich hier lieferten, trug über Hannibals Taktik und über die numerische Ueberzahl die Vorzüglichkeit der rhodischen Schiffe und Seeoffiziere den Sieg davon. Die rhodische Flotte stellte hienach sich bei Patara auf und vereitelte die beabsichtigte Vereinigung der ganzen asia- tischen Seemacht. Es war dies das erste Seetreffen und die letzte Schlacht gegen Rom, die der groſse Karthager schlug. Im aegaeischen Meer ward die römisch-rhodische Flotte bei Samos, nachdem sie durch die Entsendung der pergameni- schen Schiffe in den Hellespont zur Unterstützung des dort eben anlangenden Landheers sich geschwächt hatte, nun ihrer- seits von der des Polyxenidas angegriffen, der jetzt neun Segel mehr zählte als der Gegner. Am 23. December des unbe- richtigten Kalenders, nach dem berichtigten etwa Ende August 564 kam es zur Schlacht am Vorgebirg Myonnesos zwischen Teos und Kolophon; die Römer durchbrachen die feindliche Schlachtlinie und umzingelten den linken Flügel gänzlich, so daſs 42 Schiffe von ihnen genommen wurden oder sanken. Viele Jahrhunderte nachher verkündigte den Römern die In- schrift in saturnischem Maſs über dem Tempel der Seegeister, der zum Andenken dieses Sieges auf dem Marsfeld erbaut ward, wie vor den Augen des Königs Antiochos und seines ganzen Landheers die Flotte der Asiaten geschlagen worden und die Römer also ‚den groſsen Zwist schlichteten und die Könige bezwangen.‘ Seitdem wagten die feindlichen Schiffe nicht mehr sich auf der offenen See zu zeigen und versuchten nicht weiter den Uebergang des römischen Landheers zu erschweren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0569" n="555"/><fw place="top" type="header">DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.</fw><lb/> und dem Hafen von Adramyttion um dem Bundesgenossen zu<lb/> helfen; allein da es dem Admiral an Truppen fehlte, richtete<lb/> er nichts aus. 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DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.
und dem Hafen von Adramyttion um dem Bundesgenossen zu
helfen; allein da es dem Admiral an Truppen fehlte, richtete
er nichts aus. Pergamon wäre verloren gewesen, wenn nicht
die Belagerung schlaff und nachlässig betrieben worden wäre;
dadurch gewann Eumenes Zeit achaeische Hülfstruppen unter
Diophanes in die Stadt zu werfen, deren kühne und glückliche
Ausfälle die gallischen Söldner des Antiochos, die mit der
Belagerung beauftragt waren, in der That zwangen dieselbe
aufzuheben. Auch in den südlichen Gewässern wurden die
Entwürfe des Antiochos vereitelt. Die von Hannibal gerüstete
und geführte syrische Flotte versuchte, nachdem sie lange
durch die stehenden Westwinde zurückgehalten worden war,
endlich in das aegaeische Meer zu gelangen; allein an der
Mündung des Eurymedon vor Aspendos in Pamphylien traf
sie auf ein rhodisches Geschwader unter Eudamos, und in
der Schlacht, die die beiden Flotten sich hier lieferten, trug
über Hannibals Taktik und über die numerische Ueberzahl
die Vorzüglichkeit der rhodischen Schiffe und Seeoffiziere den
Sieg davon. Die rhodische Flotte stellte hienach sich bei Patara
auf und vereitelte die beabsichtigte Vereinigung der ganzen asia-
tischen Seemacht. Es war dies das erste Seetreffen und die
letzte Schlacht gegen Rom, die der groſse Karthager schlug.
Im aegaeischen Meer ward die römisch-rhodische Flotte bei
Samos, nachdem sie durch die Entsendung der pergameni-
schen Schiffe in den Hellespont zur Unterstützung des dort
eben anlangenden Landheers sich geschwächt hatte, nun ihrer-
seits von der des Polyxenidas angegriffen, der jetzt neun Segel
mehr zählte als der Gegner. Am 23. December des unbe-
richtigten Kalenders, nach dem berichtigten etwa Ende August
564 kam es zur Schlacht am Vorgebirg Myonnesos zwischen
Teos und Kolophon; die Römer durchbrachen die feindliche
Schlachtlinie und umzingelten den linken Flügel gänzlich, so
daſs 42 Schiffe von ihnen genommen wurden oder sanken.
Viele Jahrhunderte nachher verkündigte den Römern die In-
schrift in saturnischem Maſs über dem Tempel der Seegeister,
der zum Andenken dieses Sieges auf dem Marsfeld erbaut ward,
wie vor den Augen des Königs Antiochos und seines ganzen
Landheers die Flotte der Asiaten geschlagen worden und die Römer
also ‚den groſsen Zwist schlichteten und die Könige bezwangen.‘
Seitdem wagten die feindlichen Schiffe nicht mehr sich auf
der offenen See zu zeigen und versuchten nicht weiter den
Uebergang des römischen Landheers zu erschweren.
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