Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.VIERTES BUCH. KAPITEL VII. Commandos entsetzte und den Rest des Corps mit dem unterMarius Befehl stehenden vereinigte, sich aber nicht abhalten liess die Offensive zu ergreifen und den Tolenus auf zwei nicht weit von einander geschlagenen Brücken in zwei theils von ihm selbst theils von Marius geführten Abtheilungen zu überschreiten. Ihnen gegenüber stand Publius Cato mit den Marsern; er hatte sein Lager an der Stelle geschlagen, wo Marius überzugehen beab- sichtigte, allein ehe der Uebergang stattfand, zog er sich mit Hinterlassung der blossen Lagerposten von dort weg und nahm weiter flussaufwärts eine verdeckte Stellung, in welcher er das andere römische Corps unter Lupus unvermuthet während des Uebergehens angriff und es theils niedermachte, theils in den Fluss sprengte (11. Juni 664). Der Consul selbst und 8000 der Seinen blieben. Es konnte kaum ein Ersatz heissen, dass Marius, Catos Abmarsch zu spät gewahrend, über den Fluss gegangen war und nicht ohne Verlust der Feinde deren Lager besetzt hatte, obwohl dieser Flussübergang und ein gleichzeitig erfochtener Sieg des römischen Feldherrn Servius Sulpicius über die Paeligner die Marser zwang ihre Vertheidigungslinie etwas zurückzunehmen. Marius, der jetzt nach Beschluss des Senats an Lupus Stelle den Oberbefehl übernahm, verhinderte wenigstens, dass der Feind wei- tere Erfolge errang. Allein bald trat ihm gleichberechtigt Quintus Caepio zur Seite, weniger wegen eines glücklich von ihm be- standenen Gefechtes, als weil er den damals in Rom regierenden Rittern durch seine heftige Opposition gegen Drusus sich em- pfohlen hatte; und dieser, von Silo getäuscht durch die Vorspiege- lung ihm sein Heer verrathen zu wollen, fiel in einen Hinterhalt und ward mit einem grossen Theil seiner Mannschaft von den Marsern und Vestinern zusammengehauen. Marius, nach Caepios Fall wiederum alleiniger Oberbefehlshaber, hinderte durch seinen zähen Widerstand den Gegner die errungenen Vortheile zu be- nutzen und drang allmählich tief in das marsische Gebiet. Als er dann endlich die lange verweigerte Schlacht lieferte, überwand er seinen stürmischen Gegner, der unter andern Todten den Feldherrn der Marruciner Herius Asinius auf der Wahlstatt zu- rückliess. In einem zweiten Treffen wirkten Marius Heer und das zur Südarmee gehörige Corps des Sulla zusammen um den Mar- sern eine noch empfindlichere Niederlage beizubringen, die ihnen 6000 Mann kostete; die Ehre des Tages aber blieb dem jüngeren Offizier, denn Marius hatte zwar die Schlacht geliefert und ge- wonnen, aber Sulla den Flüchtigen den Rückzug verlegt und sie aufgerieben. -- Während also am Fucinersee heftig und mit VIERTES BUCH. KAPITEL VII. Commandos entsetzte und den Rest des Corps mit dem unterMarius Befehl stehenden vereinigte, sich aber nicht abhalten lieſs die Offensive zu ergreifen und den Tolenus auf zwei nicht weit von einander geschlagenen Brücken in zwei theils von ihm selbst theils von Marius geführten Abtheilungen zu überschreiten. Ihnen gegenüber stand Publius Cato mit den Marsern; er hatte sein Lager an der Stelle geschlagen, wo Marius überzugehen beab- sichtigte, allein ehe der Uebergang stattfand, zog er sich mit Hinterlassung der bloſsen Lagerposten von dort weg und nahm weiter fluſsaufwärts eine verdeckte Stellung, in welcher er das andere römische Corps unter Lupus unvermuthet während des Uebergehens angriff und es theils niedermachte, theils in den Fluſs sprengte (11. Juni 664). Der Consul selbst und 8000 der Seinen blieben. Es konnte kaum ein Ersatz heiſsen, daſs Marius, Catos Abmarsch zu spät gewahrend, über den Fluſs gegangen war und nicht ohne Verlust der Feinde deren Lager besetzt hatte, obwohl dieser Fluſsübergang und ein gleichzeitig erfochtener Sieg des römischen Feldherrn Servius Sulpicius über die Paeligner die Marser zwang ihre Vertheidigungslinie etwas zurückzunehmen. Marius, der jetzt nach Beschluſs des Senats an Lupus Stelle den Oberbefehl übernahm, verhinderte wenigstens, daſs der Feind wei- tere Erfolge errang. Allein bald trat ihm gleichberechtigt Quintus Caepio zur Seite, weniger wegen eines glücklich von ihm be- standenen Gefechtes, als weil er den damals in Rom regierenden Rittern durch seine heftige Opposition gegen Drusus sich em- pfohlen hatte; und dieser, von Silo getäuscht durch die Vorspiege- lung ihm sein Heer verrathen zu wollen, fiel in einen Hinterhalt und ward mit einem groſsen Theil seiner Mannschaft von den Marsern und Vestinern zusammengehauen. Marius, nach Caepios Fall wiederum alleiniger Oberbefehlshaber, hinderte durch seinen zähen Widerstand den Gegner die errungenen Vortheile zu be- nutzen und drang allmählich tief in das marsische Gebiet. Als er dann endlich die lange verweigerte Schlacht lieferte, überwand er seinen stürmischen Gegner, der unter andern Todten den Feldherrn der Marruciner Herius Asinius auf der Wahlstatt zu- rücklieſs. In einem zweiten Treffen wirkten Marius Heer und das zur Südarmee gehörige Corps des Sulla zusammen um den Mar- sern eine noch empfindlichere Niederlage beizubringen, die ihnen 6000 Mann kostete; die Ehre des Tages aber blieb dem jüngeren Offizier, denn Marius hatte zwar die Schlacht geliefert und ge- wonnen, aber Sulla den Flüchtigen den Rückzug verlegt und sie aufgerieben. — Während also am Fucinersee heftig und mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="226"/><fw place="top" type="header">VIERTES BUCH. 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VIERTES BUCH. KAPITEL VII.
Commandos entsetzte und den Rest des Corps mit dem unter
Marius Befehl stehenden vereinigte, sich aber nicht abhalten lieſs
die Offensive zu ergreifen und den Tolenus auf zwei nicht weit
von einander geschlagenen Brücken in zwei theils von ihm selbst
theils von Marius geführten Abtheilungen zu überschreiten. Ihnen
gegenüber stand Publius Cato mit den Marsern; er hatte sein
Lager an der Stelle geschlagen, wo Marius überzugehen beab-
sichtigte, allein ehe der Uebergang stattfand, zog er sich mit
Hinterlassung der bloſsen Lagerposten von dort weg und nahm
weiter fluſsaufwärts eine verdeckte Stellung, in welcher er das
andere römische Corps unter Lupus unvermuthet während des
Uebergehens angriff und es theils niedermachte, theils in den
Fluſs sprengte (11. Juni 664). Der Consul selbst und 8000 der
Seinen blieben. Es konnte kaum ein Ersatz heiſsen, daſs Marius,
Catos Abmarsch zu spät gewahrend, über den Fluſs gegangen
war und nicht ohne Verlust der Feinde deren Lager besetzt hatte,
obwohl dieser Fluſsübergang und ein gleichzeitig erfochtener Sieg
des römischen Feldherrn Servius Sulpicius über die Paeligner die
Marser zwang ihre Vertheidigungslinie etwas zurückzunehmen.
Marius, der jetzt nach Beschluſs des Senats an Lupus Stelle den
Oberbefehl übernahm, verhinderte wenigstens, daſs der Feind wei-
tere Erfolge errang. Allein bald trat ihm gleichberechtigt Quintus
Caepio zur Seite, weniger wegen eines glücklich von ihm be-
standenen Gefechtes, als weil er den damals in Rom regierenden
Rittern durch seine heftige Opposition gegen Drusus sich em-
pfohlen hatte; und dieser, von Silo getäuscht durch die Vorspiege-
lung ihm sein Heer verrathen zu wollen, fiel in einen Hinterhalt
und ward mit einem groſsen Theil seiner Mannschaft von den
Marsern und Vestinern zusammengehauen. Marius, nach Caepios
Fall wiederum alleiniger Oberbefehlshaber, hinderte durch seinen
zähen Widerstand den Gegner die errungenen Vortheile zu be-
nutzen und drang allmählich tief in das marsische Gebiet. Als
er dann endlich die lange verweigerte Schlacht lieferte, überwand
er seinen stürmischen Gegner, der unter andern Todten den
Feldherrn der Marruciner Herius Asinius auf der Wahlstatt zu-
rücklieſs. In einem zweiten Treffen wirkten Marius Heer und das
zur Südarmee gehörige Corps des Sulla zusammen um den Mar-
sern eine noch empfindlichere Niederlage beizubringen, die ihnen
6000 Mann kostete; die Ehre des Tages aber blieb dem jüngeren
Offizier, denn Marius hatte zwar die Schlacht geliefert und ge-
wonnen, aber Sulla den Flüchtigen den Rückzug verlegt und sie
aufgerieben. — Während also am Fucinersee heftig und mit
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