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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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DIE UNTERTHÄNIGEN LANDSCHAFTEN.
Burg verbunden war. Ausserhalb dieser eigentlichen Stadt hatte
ein ziemlich beträchtlicher grössentheils mit Landhäusern und
wohlbewässerten Gärten gefüllter Raum im Norden der Halbinsel,
die Aussenstadt Magalia, eine eigene an die Stadtmauer sich an-
lehnende Umwallung. -- Die schwierige Aufgabe eine so wohl-
befestigte Stadt zu bezwingen wurde noch dadurch erschwert,
dass theils die Menge der hauptstädtischen Bevölkerung -- sie
ward auf 700000 Köpfe angeschlagen -- und das noch immer
800 Ortschaften umfassende und von der Emigrantenpartei gröss-
tentheils beherrschte Gebiet, theils die zahlreichen mit Massinissa
verfeindeten Stämme der ganz oder halb freien Libyer den Kar-
thagern gestatteten sich nicht auf die Vertheidigung der Stadt zu
beschränken, sondern zugleich ein zahlreiches Heer im Felde zu
halten, welches bei der Verzweiflung der Menge und der Brauch-
barkeit der leichten numidischen Reiterei nicht ausser Acht ge-
lassen werden durfte. -- Es hatten somit die Consuln eine kei-
neswegs leichte Aufgabe zu lösen, als sie sich nun doch genöthigt
sahen die Belagerung regelrecht zu beginnen. Marcus Manilius,
der das Landheer befehligte, schlug sein Lager vorwärts der Land-
zunge zwischen dem See und dem Golf, während Lucius Censori-
nus mit der Flotte an dem See sich aufstellte und auf der Land-
zunge selbst die Operationen begann. An dem andern Ufer des
Sees bei der Festung Nepheris lagerte die karthagische Armee
unter Hasdrubal und erschwerte den zum Holzfällen für den Ma-
schinenbau ausgeschickten römischen Soldaten ihre Arbeit; na-
mentlich der tüchtige Reiterführer Himilkon Phameas tödtete
den Römern viele Leute. Indess stellte Censorinus auf der Land-
zunge zwei grosse Sturmböcke her und brach mit ihnen Bresche
an der schwächsten Stelle der Mauer; der Sturm indess musste,
da es Abend geworden, verschoben werden und in der Nacht ge-
lang es den Belagerten einen grossen Theil der Bresche zu
füllen und durch einen Ausfall die römischen Maschinen so zu
beschädigen, dass sie am nächsten Tage nicht weiter arbeiten
konnten. Dennoch wagten die Römer den Sturm; allein sie fan-
den die Bresche und die nächsten Mauerabschnitte und Häuser
so stark besetzt und gingen so unvorsichtig vor, dass sie mit
starkem Verlust zurückgeschlagen wurden und noch weit grössere
Nachtheile erlitten haben würden, wenn nicht der Kriegstribun
Scipio Aemilianus, den Ausgang des tollkühnen Wagnisses vor-
hersehend, seine Leute vor den Mauern zusammengehalten und
mit ihnen die Flüchtenden aufgenommen hätte. Noch viel weni-
ger richtete Manilius gegen die unbezwingliche Burgmauer aus.

DIE UNTERTHÄNIGEN LANDSCHAFTEN.
Burg verbunden war. Auſserhalb dieser eigentlichen Stadt hatte
ein ziemlich beträchtlicher gröſsentheils mit Landhäusern und
wohlbewässerten Gärten gefüllter Raum im Norden der Halbinsel,
die Aussenstadt Magalia, eine eigene an die Stadtmauer sich an-
lehnende Umwallung. — Die schwierige Aufgabe eine so wohl-
befestigte Stadt zu bezwingen wurde noch dadurch erschwert,
daſs theils die Menge der hauptstädtischen Bevölkerung — sie
ward auf 700000 Köpfe angeschlagen — und das noch immer
800 Ortschaften umfassende und von der Emigrantenpartei gröſs-
tentheils beherrschte Gebiet, theils die zahlreichen mit Massinissa
verfeindeten Stämme der ganz oder halb freien Libyer den Kar-
thagern gestatteten sich nicht auf die Vertheidigung der Stadt zu
beschränken, sondern zugleich ein zahlreiches Heer im Felde zu
halten, welches bei der Verzweiflung der Menge und der Brauch-
barkeit der leichten numidischen Reiterei nicht auſser Acht ge-
lassen werden durfte. — Es hatten somit die Consuln eine kei-
neswegs leichte Aufgabe zu lösen, als sie sich nun doch genöthigt
sahen die Belagerung regelrecht zu beginnen. Marcus Manilius,
der das Landheer befehligte, schlug sein Lager vorwärts der Land-
zunge zwischen dem See und dem Golf, während Lucius Censori-
nus mit der Flotte an dem See sich aufstellte und auf der Land-
zunge selbst die Operationen begann. An dem andern Ufer des
Sees bei der Festung Nepheris lagerte die karthagische Armee
unter Hasdrubal und erschwerte den zum Holzfällen für den Ma-
schinenbau ausgeschickten römischen Soldaten ihre Arbeit; na-
mentlich der tüchtige Reiterführer Himilkon Phameas tödtete
den Römern viele Leute. Indeſs stellte Censorinus auf der Land-
zunge zwei grosse Sturmböcke her und brach mit ihnen Bresche
an der schwächsten Stelle der Mauer; der Sturm indeſs muſste,
da es Abend geworden, verschoben werden und in der Nacht ge-
lang es den Belagerten einen groſsen Theil der Bresche zu
füllen und durch einen Ausfall die römischen Maschinen so zu
beschädigen, daſs sie am nächsten Tage nicht weiter arbeiten
konnten. Dennoch wagten die Römer den Sturm; allein sie fan-
den die Bresche und die nächsten Mauerabschnitte und Häuser
so stark besetzt und gingen so unvorsichtig vor, daſs sie mit
starkem Verlust zurückgeschlagen wurden und noch weit gröſsere
Nachtheile erlitten haben würden, wenn nicht der Kriegstribun
Scipio Aemilianus, den Ausgang des tollkühnen Wagnisses vor-
hersehend, seine Leute vor den Mauern zusammengehalten und
mit ihnen die Flüchtenden aufgenommen hätte. Noch viel weni-
ger richtete Manilius gegen die unbezwingliche Burgmauer aus.

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[29/0039] DIE UNTERTHÄNIGEN LANDSCHAFTEN. Burg verbunden war. Auſserhalb dieser eigentlichen Stadt hatte ein ziemlich beträchtlicher gröſsentheils mit Landhäusern und wohlbewässerten Gärten gefüllter Raum im Norden der Halbinsel, die Aussenstadt Magalia, eine eigene an die Stadtmauer sich an- lehnende Umwallung. — Die schwierige Aufgabe eine so wohl- befestigte Stadt zu bezwingen wurde noch dadurch erschwert, daſs theils die Menge der hauptstädtischen Bevölkerung — sie ward auf 700000 Köpfe angeschlagen — und das noch immer 800 Ortschaften umfassende und von der Emigrantenpartei gröſs- tentheils beherrschte Gebiet, theils die zahlreichen mit Massinissa verfeindeten Stämme der ganz oder halb freien Libyer den Kar- thagern gestatteten sich nicht auf die Vertheidigung der Stadt zu beschränken, sondern zugleich ein zahlreiches Heer im Felde zu halten, welches bei der Verzweiflung der Menge und der Brauch- barkeit der leichten numidischen Reiterei nicht auſser Acht ge- lassen werden durfte. — Es hatten somit die Consuln eine kei- neswegs leichte Aufgabe zu lösen, als sie sich nun doch genöthigt sahen die Belagerung regelrecht zu beginnen. Marcus Manilius, der das Landheer befehligte, schlug sein Lager vorwärts der Land- zunge zwischen dem See und dem Golf, während Lucius Censori- nus mit der Flotte an dem See sich aufstellte und auf der Land- zunge selbst die Operationen begann. An dem andern Ufer des Sees bei der Festung Nepheris lagerte die karthagische Armee unter Hasdrubal und erschwerte den zum Holzfällen für den Ma- schinenbau ausgeschickten römischen Soldaten ihre Arbeit; na- mentlich der tüchtige Reiterführer Himilkon Phameas tödtete den Römern viele Leute. Indeſs stellte Censorinus auf der Land- zunge zwei grosse Sturmböcke her und brach mit ihnen Bresche an der schwächsten Stelle der Mauer; der Sturm indeſs muſste, da es Abend geworden, verschoben werden und in der Nacht ge- lang es den Belagerten einen groſsen Theil der Bresche zu füllen und durch einen Ausfall die römischen Maschinen so zu beschädigen, daſs sie am nächsten Tage nicht weiter arbeiten konnten. Dennoch wagten die Römer den Sturm; allein sie fan- den die Bresche und die nächsten Mauerabschnitte und Häuser so stark besetzt und gingen so unvorsichtig vor, daſs sie mit starkem Verlust zurückgeschlagen wurden und noch weit gröſsere Nachtheile erlitten haben würden, wenn nicht der Kriegstribun Scipio Aemilianus, den Ausgang des tollkühnen Wagnisses vor- hersehend, seine Leute vor den Mauern zusammengehalten und mit ihnen die Flüchtenden aufgenommen hätte. Noch viel weni- ger richtete Manilius gegen die unbezwingliche Burgmauer aus.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/39>, abgerufen am 21.11.2024.