Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das IV. Cap. Von Veränderung nunfft ihre meiste Wirckung hat/ schierin den Gedancken beschlossen/ und wer- den unter den Consonantibus verstan- den/ weßhalben bey ihnen auch ohne sonderliche Mühe/ von Jugend auff die Wörter auff solche ahrt fast fertiger gelesen werden/ als wann bey uns die Vocales dazwischen gesetzet seyn. Nach dem nun ein Vocalis dem andern an dem laut nanher komt/ oder einem jeglichen Volck nach seiner Landes arth/ ein na- türlicher Ton/ der aus der conforma- tione organorum, oder auß einem gehei- men principio impressionum mentalium herfliesset/ eingepflantzet ist: So wer- den die Wörter nothwendig nicht allein in frembden Sprachen/ sondern auch in den Dialectis von einer Sprachen veranndert. Zumahlen/ da die Vocales unter sich keinen grössern Unterscheid ha- ben/ als nachdem einer den Mund en- ger oder weiter auffthut. Ja es schei- net fast/ daß auch die Natur etwas deß- gleichen in die Unvernünfftige Thiere gele-
Das IV. Cap. Von Veraͤnderung nunfft ihre meiſte Wirckung hat/ ſchierin den Gedancken beſchloſſen/ und wer- den unter den Conſonantibus verſtan- den/ weßhalben bey ihnen auch ohne ſonderliche Muͤhe/ von Jugend auff die Woͤrter auff ſolche ahrt faſt fertiger geleſen werden/ als wann bey uns die Vocales dazwiſchen geſetzet ſeyn. Nach dem nun ein Vocalis dem andern an dem laut nāher komt/ oder einem jeglichen Volck nach ſeiner Landes arth/ ein na- tuͤrlicher Ton/ der aus der conforma- tione organorum, oder auß einem gehei- men principio impreſſionum mentalium herflieſſet/ eingepflantzet iſt: So wer- den die Woͤrter nothwendig nicht allein in frembden Sprachen/ ſondern auch in den Dialectis von einer Sprachen verāndert. Zumahlen/ da die Vocales unter ſich keinen groͤſſern Unterſcheid ha- ben/ als nachdem einer den Mund en- ger oder weiter auffthut. Ja es ſchei- net faſt/ daß auch die Natur etwas deß- gleichen in die Unvernuͤnfftige Thiere gele-
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Das IV. Cap. Von Veraͤnderung
nunfft ihre meiſte Wirckung hat/ ſchier
in den Gedancken beſchloſſen/ und wer-
den unter den Conſonantibus verſtan-
den/ weßhalben bey ihnen auch ohne
ſonderliche Muͤhe/ von Jugend auff die
Woͤrter auff ſolche ahrt faſt fertiger
geleſen werden/ als wann bey uns die
Vocales dazwiſchen geſetzet ſeyn. Nach
dem nun ein Vocalis dem andern an dem
laut nāher komt/ oder einem jeglichen
Volck nach ſeiner Landes arth/ ein na-
tuͤrlicher Ton/ der aus der conforma-
tione organorum, oder auß einem gehei-
men principio impreſſionum mentalium
herflieſſet/ eingepflantzet iſt: So wer-
den die Woͤrter nothwendig nicht allein
in frembden Sprachen/ ſondern auch
in den Dialectis von einer Sprachen
verāndert. Zumahlen/ da die Vocales
unter ſich keinen groͤſſern Unterſcheid ha-
ben/ als nachdem einer den Mund en-
ger oder weiter auffthut. Ja es ſchei-
net faſt/ daß auch die Natur etwas deß-
gleichen in die Unvernuͤnfftige Thiere
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