Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Poeterey.
betrachte und neben diese halte/ so sind sie
doch auch nach ihrer arth sehr wol ge-
schrieben/ daß ich nicht sehe wie man die-
ses ihm auffbürden könne/ es were denn
daß Barlaeus sie allesampt gemacht hantte/
welches nicht glanublich. Sonsten hat
er die Niederlanndische Poeterey verach-
tet/ wiewoll er selbst zierlicher darin ge-
schrieben/ als fast alle andere. Man
findet im andern Buch seiner Elegien eine
an Jacob van der Burch und Johann Bro-
sterhuysen,
worin er sie von der Nieder-
ländischen Poeterey abmahnet und zur
Lateinischen anfrischet: Diese ist sehr woll
geschrieben/ worin unter andern diese
Verse zu finden:

Non decet indoctam vatum sapientia turbam,
Et nimium vestro vulgus ab ore sapit.
Cernitis ut viles scandant Helicona Puellae,
Foemineumque riget Castalis unda chorum?
Scribite foemineis ali quid sublimius ausis:
Pangite quod virgo non queat ulla, melos.

P. C. Hooft, Ritter von S. Michaelis, Drost
von Muyden und Baljovv von Goeiland
hat nicht allein Trauer spiele/ sondern auch

an-

Poeterey.
betrachte und neben dieſe halte/ ſo ſind ſie
doch auch nach ihrer arth ſehr wol ge-
ſchrieben/ daß ich nicht ſehe wie man die-
ſes ihm auffbuͤrden koͤnne/ es were denn
daß Barlæus ſie alleſampt gemacht hātte/
welches nicht glāublich. Sonſten hat
er die Niederlāndiſche Poeterey verach-
tet/ wiewoll er ſelbſt zierlicher darin ge-
ſchrieben/ als faſt alle andere. Man
findet im andern Buch ſeiner Elegien eine
an Jacob van der Burch und Johann Bro-
ſterhuyſen,
worin er ſie von der Nieder-
laͤndiſchen Poeterey abmahnet und zur
Lateiniſchen anfriſchet: Dieſe iſt ſehr woll
geſchrieben/ worin unter andern dieſe
Verſe zu finden:

Non decet indoctam vatum ſapientia turbam,
Et nimium veſtro vulgus ab ore ſapit.
Cernitis ut viles ſcandant Helicona Puellæ,
Fœmineumque riget Caſtalis unda chorum?
Scribite fœmineis ali quid ſublimius auſis:
Pangite quod virgo non queat ulla, melos.

P. C. Hooft, Ritter von S. Michaelis, Droſt
von Muyden und Baljovv von Goeiland
hat nicht allein Trauer ſpiele/ ſondern auch

an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey.</hi></fw><lb/>
betrachte und neben die&#x017F;e halte/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
doch auch nach ihrer arth &#x017F;ehr wol ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ daß ich nicht &#x017F;ehe wie man die-<lb/>
&#x017F;es ihm auffbu&#x0364;rden ko&#x0364;nne/ es were denn<lb/>
daß <hi rendition="#aq">Barlæus</hi> &#x017F;ie alle&#x017F;ampt gemacht ha&#x0304;tte/<lb/>
welches nicht gla&#x0304;ublich. Son&#x017F;ten hat<lb/>
er die Niederla&#x0304;ndi&#x017F;che Poeterey verach-<lb/>
tet/ wiewoll er &#x017F;elb&#x017F;t zierlicher darin ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ als fa&#x017F;t alle andere. Man<lb/>
findet im andern Buch &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Elegien</hi> eine<lb/>
an <hi rendition="#aq">Jacob van der Burch</hi> und <hi rendition="#aq">Johann Bro-<lb/>
&#x017F;terhuy&#x017F;en,</hi> worin er &#x017F;ie von der Nieder-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen Poeterey abmahnet und zur<lb/>
Lateini&#x017F;chen anfri&#x017F;chet: Die&#x017F;e i&#x017F;t &#x017F;ehr woll<lb/>
ge&#x017F;chrieben/ worin unter andern die&#x017F;e<lb/>
Ver&#x017F;e zu finden:</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">Non decet indoctam vatum &#x017F;apientia turbam,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Et nimium ve&#x017F;tro vulgus ab ore &#x017F;apit.</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Cernitis ut viles &#x017F;candant Helicona Puellæ,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">F&#x0153;mineumque riget Ca&#x017F;talis unda chorum?</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Scribite f&#x0153;mineis ali quid &#x017F;ublimius au&#x017F;is<hi rendition="#i">:</hi></hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Pangite quod virgo non queat ulla, melos.</hi> </hi> </l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">P. C. Hooft,</hi> Ritter von <hi rendition="#aq">S. Michaelis,</hi> Dro&#x017F;t<lb/>
von Muyden und <hi rendition="#aq">Baljovv</hi> von <hi rendition="#aq">Goeiland</hi><lb/>
hat nicht allein Trauer &#x017F;piele/ &#x017F;ondern auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0279] Poeterey. betrachte und neben dieſe halte/ ſo ſind ſie doch auch nach ihrer arth ſehr wol ge- ſchrieben/ daß ich nicht ſehe wie man die- ſes ihm auffbuͤrden koͤnne/ es were denn daß Barlæus ſie alleſampt gemacht hātte/ welches nicht glāublich. Sonſten hat er die Niederlāndiſche Poeterey verach- tet/ wiewoll er ſelbſt zierlicher darin ge- ſchrieben/ als faſt alle andere. Man findet im andern Buch ſeiner Elegien eine an Jacob van der Burch und Johann Bro- ſterhuyſen, worin er ſie von der Nieder- laͤndiſchen Poeterey abmahnet und zur Lateiniſchen anfriſchet: Dieſe iſt ſehr woll geſchrieben/ worin unter andern dieſe Verſe zu finden: Non decet indoctam vatum ſapientia turbam, Et nimium veſtro vulgus ab ore ſapit. Cernitis ut viles ſcandant Helicona Puellæ, Fœmineumque riget Caſtalis unda chorum? Scribite fœmineis ali quid ſublimius auſis: Pangite quod virgo non queat ulla, melos. P. C. Hooft, Ritter von S. Michaelis, Droſt von Muyden und Baljovv von Goeiland hat nicht allein Trauer ſpiele/ ſondern auch an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/279
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/279>, abgerufen am 22.11.2024.