Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Poeterey andern Zeit.
tenes Gedenckmahl der alten Sprache/
wünschend deß es dermahleins ans Licht
gebracht würde: Trithemius in seinem
Buch de Scriptorib Ecclesiasticis nennet die-
sen Ottfridum, Virum in divinis scripturis
eruditissimum, & in secularibus Virum
egregie doctum, Philosophum, Rhetorem,
Poetam insignum ingenio excellenti &
disertum eloquio.
Zu Henrici des III. und
IV. Zeiten lebte Willeramus, ein gelehr-
ter Abt zu Merßburg/ welcher über das
Hohelied Salomonis eine Lateinische Pa-
raphrasin metro-rythmicam
geschrieben/
und auch eine Teutsche in ungebundener
Rede. Selber gehöret woll nicht unter die
Teutsche Poeten/ aber er ist werth/ daß
wir ihn hier berühren. Es ist ein schö-
nes Denckmahl der alten Sprache/ und
kan man einen sonderlichen Verstand
darin mercken. Die Lateinische Verse
sind auch nicht so gar zu verachten/ nur
daß sie mit der damahls üblichen Rei-
merey auch angefüllet sein. Der Paulus
Merula
hat diesen Autorem zu erst her-

auß-

Poeterey andern Zeit.
tenes Gedenckmahl der alten Sprache/
wuͤnſchend deß es dermahleins ans Licht
gebracht wuͤrde: Trithemius in ſeinem
Buch de Scriptoribꝰ Eccleſiaſticis neñet die-
ſen Ottfridum, Virum in divinis ſcripturis
eruditiſſimum, & in ſecularibus Virum
egregiè doctum, Philoſophum, Rhetorem,
Poêtam inſignum ingenio excellenti &
diſertum eloquio.
Zu Henrici des III. und
IV. Zeiten lebte Willeramus, ein gelehr-
ter Abt zu Merßburg/ welcher uͤber das
Hohelied Salomonis eine Lateiniſche Pa-
raphraſin metro-rythmicam
geſchrieben/
und auch eine Teutſche in ungebundener
Rede. Selber gehoͤret woll nicht unter die
Teutſche Poeten/ aber er iſt werth/ daß
wir ihn hier beruͤhren. Es iſt ein ſchoͤ-
nes Denckmahl der alten Sprache/ und
kan man einen ſonderlichen Verſtand
darin mercken. Die Lateiniſche Verſe
ſind auch nicht ſo gar zu verachten/ nur
daß ſie mit der damahls uͤblichen Rei-
merey auch angefuͤllet ſein. Der Paulus
Merula
hat dieſen Autorem zu erſt her-

auß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0331" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey andern Zeit.</hi></fw><lb/>
tenes Gedenckmahl der alten Sprache/<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chend deß es dermahleins ans Licht<lb/>
gebracht wu&#x0364;rde: <hi rendition="#aq">Trithemius</hi> in &#x017F;einem<lb/>
Buch <hi rendition="#aq">de Scriptorib&#xA770; Eccle&#x017F;ia&#x017F;ticis</hi> nen&#x0303;et die-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ottfridum, Virum in divinis &#x017F;cripturis<lb/>
eruditi&#x017F;&#x017F;imum, &amp; in &#x017F;ecularibus Virum<lb/>
egregiè doctum, Philo&#x017F;ophum, Rhetorem,<lb/>
Poêtam in&#x017F;ignum ingenio excellenti &amp;<lb/>
di&#x017F;ertum eloquio.</hi> Zu <hi rendition="#aq">Henrici</hi> des <hi rendition="#aq">III.</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> Zeiten lebte <hi rendition="#aq">Willeramus,</hi> ein gelehr-<lb/>
ter Abt zu Merßburg/ welcher u&#x0364;ber das<lb/>
Hohelied Salomonis eine Lateini&#x017F;che <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
raphra&#x017F;in metro-rythmicam</hi> ge&#x017F;chrieben/<lb/>
und auch eine Teut&#x017F;che in ungebundener<lb/>
Rede. Selber geho&#x0364;ret woll nicht unter die<lb/>
Teut&#x017F;che Poeten/ aber er i&#x017F;t werth/ daß<lb/>
wir ihn hier beru&#x0364;hren. Es i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nes Denckmahl der alten Sprache/ und<lb/>
kan man einen &#x017F;onderlichen Ver&#x017F;tand<lb/>
darin mercken. Die Lateini&#x017F;che Ver&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind auch nicht &#x017F;o gar zu verachten/ nur<lb/>
daß &#x017F;ie mit der damahls u&#x0364;blichen Rei-<lb/>
merey auch angefu&#x0364;llet &#x017F;ein. Der <hi rendition="#aq">Paulus<lb/>
Merula</hi> hat die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Autorem</hi> zu er&#x017F;t her-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auß-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0331] Poeterey andern Zeit. tenes Gedenckmahl der alten Sprache/ wuͤnſchend deß es dermahleins ans Licht gebracht wuͤrde: Trithemius in ſeinem Buch de Scriptoribꝰ Eccleſiaſticis neñet die- ſen Ottfridum, Virum in divinis ſcripturis eruditiſſimum, & in ſecularibus Virum egregiè doctum, Philoſophum, Rhetorem, Poêtam inſignum ingenio excellenti & diſertum eloquio. Zu Henrici des III. und IV. Zeiten lebte Willeramus, ein gelehr- ter Abt zu Merßburg/ welcher uͤber das Hohelied Salomonis eine Lateiniſche Pa- raphraſin metro-rythmicam geſchrieben/ und auch eine Teutſche in ungebundener Rede. Selber gehoͤret woll nicht unter die Teutſche Poeten/ aber er iſt werth/ daß wir ihn hier beruͤhren. Es iſt ein ſchoͤ- nes Denckmahl der alten Sprache/ und kan man einen ſonderlichen Verſtand darin mercken. Die Lateiniſche Verſe ſind auch nicht ſo gar zu verachten/ nur daß ſie mit der damahls uͤblichen Rei- merey auch angefuͤllet ſein. Der Paulus Merula hat dieſen Autorem zu erſt her- auß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/331
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/331>, abgerufen am 22.11.2024.