Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Poeterey dritten Zeit. mäßig/ in Oden lieblich und sinnreich/Die Außbildung kräfftig/ die Erfindung angenehm und sonderlich/ und ist diesen allen eine sonderliche/ auß der Sachen selbst fliessende/ nicht weit geholete/ und mit harten Metaphoris verblümte Scharff- sinnigkeit vermischt. Ja es mag mit Ehren vom ihm gesaget werden/ was er selbst in seiner Grabschrifft setzet/ daß ihm kein Landsman gleich gesungen. Ich kan mich aber nicht gnug verwundern/ daß man so wenig Wercks von ihm ge- macht/ und seine Tugenden nicht im hö- hern Werth gehalten. Der Hr. Schot- tel hat ihn sehr kaltsinnig gelobet/ wann er ihm keinen andern Lobspruch/ als ei- nes guten lustigen Poetens beyleget Der Herr Hoffmann lobt nichts anders an ihm/ als daß er ein feines Sonnet ge- schrieben. Welches ob es zwar wahr ist; dann er hierin unvergleichlich gewe- sen; so war doch ein weit mehr es an ihm zu loben. Man siehet nur hier auß/ wie die Urtheil von vornehmen Leuten so
Poeterey dritten Zeit. maͤßig/ in Oden lieblich und ſinnreich/Die Außbildung kraͤfftig/ die Erfindung angenehm und ſonderlich/ und iſt dieſen allen eine ſonderliche/ auß der Sachen ſelbſt flieſſende/ nicht weit geholete/ und mit harten Metaphoris verbluͤmte Schaꝛff- ſinnigkeit vermiſcht. Ja es mag mit Ehren vom ihm geſaget werden/ was er ſelbſt in ſeiner Grabſchrifft ſetzet/ daß ihm kein Landsman gleich geſungen. Ich kan mich aber nicht gnug verwundern/ daß man ſo wenig Wercks von ihm ge- macht/ und ſeine Tugenden nicht im hoͤ- hern Werth gehalten. Der Hr. Schot- tel hat ihn ſehr kaltſinnig gelobet/ wann er ihm keinen andern Lobſpruch/ als ei- nes guten luſtigen Poetens beyleget Der Herr Hoffmann lobt nichts anders an ihm/ als daß er ein feines Sonnet ge- ſchrieben. Welches ob es zwar wahr iſt; dann er hierin unvergleichlich gewe- ſen; ſo war doch ein weit mehr es an ihm zu loben. Man ſiehet nur hier auß/ wie die Urtheil von vornehmen Leuten ſo
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Poeterey dritten Zeit.
maͤßig/ in Oden lieblich und ſinnreich/
Die Außbildung kraͤfftig/ die Erfindung
angenehm und ſonderlich/ und iſt dieſen
allen eine ſonderliche/ auß der Sachen
ſelbſt flieſſende/ nicht weit geholete/ und
mit harten Metaphoris verbluͤmte Schaꝛff-
ſinnigkeit vermiſcht. Ja es mag mit
Ehren vom ihm geſaget werden/ was er
ſelbſt in ſeiner Grabſchrifft ſetzet/ daß
ihm kein Landsman gleich geſungen. Ich
kan mich aber nicht gnug verwundern/
daß man ſo wenig Wercks von ihm ge-
macht/ und ſeine Tugenden nicht im hoͤ-
hern Werth gehalten. Der Hr. Schot-
tel hat ihn ſehr kaltſinnig gelobet/ wann
er ihm keinen andern Lobſpruch/ als ei-
nes guten luſtigen Poetens beyleget Der
Herr Hoffmann lobt nichts anders an
ihm/ als daß er ein feines Sonnet ge-
ſchrieben. Welches ob es zwar wahr
iſt; dann er hierin unvergleichlich gewe-
ſen; ſo war doch ein weit mehr es an
ihm zu loben. Man ſiehet nur hier auß/
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/439>, abgerufen am 26.06.2024. |