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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey dritten Zeit.
rennliches und wollgesetztes Teutsches
Carmen geschrieben/ dessen Geistlicher
Sion und irrdischer Helicon hervorge-
geben/ worinnen viel schöner Geistlicher
und Weltlicher Lieder sich befinden. Der
Herr Buchner/ als der verständigste
Richter in diesen Dingen/ hat ihm ein
grosses Lob beygelegt: Poematibus tuis
spricht er/ nec ipsae Musae Musicae ma-
gis. Ita & dictionis venustate & inventio-
num praestantia se approbabant, ut de se
jure possint jactare, quod Flaccus olim de
se: Odi profanum vulgus & arceo.
Es ist in-
sonderheit die vielfältige Veränderung
des Vater Unsers/ die er in seiner Va-
ter-Unsers-Harffe darstellet/ verwun-
derns würdig. Dann er hat dreyhun-
dert drey und dreißig mahl dasselbe um-
gesetzet. Harstörffer/ Betulius von
Bircken/ Klai/
haben viele Dinge
so wol in gebundener als loser Rede ge-
schrieben/ denen es nicht an Geist/ Er-
findung/ sinnreicher Außbildung fehlet.
Aber es ist doch etwas frembdes dabey/

daß
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Poeterey dritten Zeit.
rennliches und wollgeſetztes Teutſches
Carmen geſchrieben/ deſſen Geiſtlicher
Sion und irrdiſcher Helicon hervorge-
geben/ worinnen viel ſchoͤner Geiſtlicher
und Weltlicher Lieder ſich befinden. Der
Herr Buchner/ als der verſtaͤndigſte
Richter in dieſen Dingen/ hat ihm ein
groſſes Lob beygelegt: Poêmatibus tuis
ſpricht er/ nec ipſæ Muſæ Muſicæ ma-
gis. Ita & dictionis venuſtate & inventio-
num præſtantiâ ſe approbabant, ut de ſe
jure poſſint jactare, quod Flaccus olim de
ſe: Odi profanum vulgus & arceo.
Es iſt in-
ſonderheit die vielfaͤltige Veraͤnderung
des Vater Unſers/ die er in ſeiner Va-
ter-Unſers-Harffe darſtellet/ verwun-
derns wuͤrdig. Dann er hat dreyhun-
dert drey und dreißig mahl daſſelbe um-
geſetzet. Harſtoͤrffer/ Betulius von
Bircken/ Klai/
haben viele Dinge
ſo wol in gebundener als loſer Rede ge-
ſchrieben/ denen es nicht an Geiſt/ Er-
findung/ ſinnreicher Außbildung fehlet.
Aber es iſt doch etwas frembdes dabey/

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[433/0445] Poeterey dritten Zeit. rennliches und wollgeſetztes Teutſches Carmen geſchrieben/ deſſen Geiſtlicher Sion und irrdiſcher Helicon hervorge- geben/ worinnen viel ſchoͤner Geiſtlicher und Weltlicher Lieder ſich befinden. Der Herr Buchner/ als der verſtaͤndigſte Richter in dieſen Dingen/ hat ihm ein groſſes Lob beygelegt: Poêmatibus tuis ſpricht er/ nec ipſæ Muſæ Muſicæ ma- gis. Ita & dictionis venuſtate & inventio- num præſtantiâ ſe approbabant, ut de ſe jure poſſint jactare, quod Flaccus olim de ſe: Odi profanum vulgus & arceo. Es iſt in- ſonderheit die vielfaͤltige Veraͤnderung des Vater Unſers/ die er in ſeiner Va- ter-Unſers-Harffe darſtellet/ verwun- derns wuͤrdig. Dann er hat dreyhun- dert drey und dreißig mahl daſſelbe um- geſetzet. Harſtoͤrffer/ Betulius von Bircken/ Klai/ haben viele Dinge ſo wol in gebundener als loſer Rede ge- ſchrieben/ denen es nicht an Geiſt/ Er- findung/ ſinnreicher Außbildung fehlet. Aber es iſt doch etwas frembdes dabey/ daß e e

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/445>, abgerufen am 24.11.2024.