Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das VI. Cap Von dem Numero urtheilen. Alle die andern wie sie heissenkommen ihm beyweiten hierin nicht gleich. Der Claudianus wird zwar vom Barthio Aduers. lib. 57. c. 11. pro numerosissimo Po- eta gehalten. Aber es ist eine Tautome- tria, daß ichs also nenne/ darin/ und ei- ne durchgehende gleichsam tantzhafftige Wörtermaaß. Welches vor ein Hel- dengeticht nicht ernsthafftig gnug ist/ und in der vielfanltigkeit der Dinge die vor- gestellet werden sich nicht außnimt. Dann man muß nicht auff die Lieblichkeit allein seyen/ sondern sie muß nach Beschaffen- heit unterbrochen werden. Gleich wie auch der Mißlaut selbst/ die Harmoniam bißweilen lieblich macht. Darum hat der unvergleichliche Taslo die Lieblichkeit der Italiänischen Sprache mit harten Consonantibus versetzet/ wie auß dem Anfang des vierten Buchs sei- ner Gjerusalemme liberata zu sehen. Nachgehends hat man diese springende Wörtermaaß noch vielmehr beliebt/ wie der Sidonius Apollinaris gethan/ biß man gar
Das VI. Cap Von dem Numero urtheilen. Alle die andern wie ſie heiſſenkommen ihm beyweiten hierin nicht gleich. Der Claudianus wird zwar vom Barthio Aduerſ. lib. 57. c. 11. pro numeroſiſſimo Po- eta gehalten. Aber es iſt eine Ταυτομε- τρία, daß ichs alſo nenne/ darin/ und ei- ne durchgehende gleichſam tantzhafftige Woͤrtermaaß. Welches vor ein Hel- dengeticht nicht ernſthafftig gnug iſt/ und in der vielfāltigkeit der Dinge die vor- geſtellet werden ſich nicht außnimt. Dañ man muß nicht auff die Lieblichkeit allein ſeyen/ ſondern ſie muß nach Beſchaffen- heit unterbrochen werden. Gleich wie auch der Mißlaut ſelbſt/ die Harmoniam bißweilen lieblich macht. Darum hat der unvergleichliche Taſlo die Lieblichkeit der Italiaͤniſchen Sprache mit harten Conſonantibus verſetzet/ wie auß dem Anfang des vierten Buchs ſei- ner Gjeruſalemme liberata zu ſehen. Nachgehends hat man dieſe ſpringende Woͤrtermaaß noch vielmehr beliebt/ wie der Sidonius Apollinaris gethan/ biß man gar
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Das VI. Cap Von dem Numero
urtheilen. Alle die andern wie ſie heiſſen
kommen ihm beyweiten hierin nicht gleich.
Der Claudianus wird zwar vom Barthio
Aduerſ. lib. 57. c. 11. pro numeroſiſſimo Po-
eta gehalten. Aber es iſt eine Ταυτομε-
τρία, daß ichs alſo nenne/ darin/ und ei-
ne durchgehende gleichſam tantzhafftige
Woͤrtermaaß. Welches vor ein Hel-
dengeticht nicht ernſthafftig gnug iſt/
und in der vielfāltigkeit der Dinge die vor-
geſtellet werden ſich nicht außnimt. Dañ
man muß nicht auff die Lieblichkeit allein
ſeyen/ ſondern ſie muß nach Beſchaffen-
heit unterbrochen werden. Gleich wie
auch der Mißlaut ſelbſt/ die Harmoniam
bißweilen lieblich macht. Darum hat
der unvergleichliche Taſlo die
Lieblichkeit der Italiaͤniſchen Sprache
mit harten Conſonantibus verſetzet/ wie
auß dem Anfang des vierten Buchs ſei-
ner Gjeruſalemme liberata zu ſehen.
Nachgehends hat man dieſe ſpringende
Woͤrtermaaß noch vielmehr beliebt/ wie
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