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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das XV. Cap. Von den
cant rimas octavas, quae nec ipsa uno eo-
demq; cantus genere animari possunt Neq;
tamen me fugit & illa quoq; vulgo cantari
verum hac conditione quaelibet etiam pro-
sa cantari possit.
Deßhalben spricht Vos-
sius,
daß bey den Italiannern nur die poe-
mata
zur Music bequem gehalten werden/
darin keine strophen sich finden. Wir
suchens mit den Teutschen Odis so
genau nicht. Dann wann die erste
Strophe einer Ode in die Music gese-
tzet/ so müssen die folgenden denselben Ge-
sang annehmen/ er schicke sich dazu oder
nicht/ da bißweilen die sensus versuum zer-
rissen werden/ die Music auff die Worte
sich nicht reimet. Man nehme nur eine
Ode auß dem Flemming Tscherning und
andern/ und setze die erste Strophe in
die Music/ selten wird man finden/ daß
die übrigen recht dazu bequem sein wer-
den. So muß nun dero wegen einer/ der
eine Ode die gesungen werden soll/ ma-
chet/ nothwendig die Music verstehen/
und wann die erste Strophe in die Music

ge-

Das XV. Cap. Von den
cant rimas octavas, quæ nec ipſa uno eo-
demq; cantus genere animari poſſunt Neq;
tamen me fugit & illa quoq; vulgo cantari
verum hâc conditione quælibet etiam pro-
ſa cantari poſſit.
Deßhalben ſpricht Voſ-
ſius,
daß bey den Italiānern nur die poe-
mata
zur Muſic bequem gehalten werden/
darin keine ſtrophen ſich finden. Wir
ſuchens mit den Teutſchen Odis ſo
genau nicht. Dann wann die erſte
Strophe einer Ode in die Muſic geſe-
tzet/ ſo muͤſſen die folgenden denſelben Ge-
ſang annehmen/ er ſchicke ſich dazu oder
nicht/ da bißweilen die ſenſus verſuum zer-
riſſen werden/ die Muſic auff die Worte
ſich nicht reimet. Man nehme nur eine
Ode auß dem Flemming Tſcherning und
andern/ und ſetze die erſte Strophe in
die Muſic/ ſelten wird man finden/ daß
die uͤbrigen recht dazu bequem ſein wer-
den. So muß nun dero wegen einer/ der
eine Ode die geſungen werden ſoll/ ma-
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[708/0720] Das XV. Cap. Von den cant rimas octavas, quæ nec ipſa uno eo- demq; cantus genere animari poſſunt Neq; tamen me fugit & illa quoq; vulgo cantari verum hâc conditione quælibet etiam pro- ſa cantari poſſit. Deßhalben ſpricht Voſ- ſius, daß bey den Italiānern nur die poe- mata zur Muſic bequem gehalten werden/ darin keine ſtrophen ſich finden. Wir ſuchens mit den Teutſchen Odis ſo genau nicht. Dann wann die erſte Strophe einer Ode in die Muſic geſe- tzet/ ſo muͤſſen die folgenden denſelben Ge- ſang annehmen/ er ſchicke ſich dazu oder nicht/ da bißweilen die ſenſus verſuum zer- riſſen werden/ die Muſic auff die Worte ſich nicht reimet. Man nehme nur eine Ode auß dem Flemming Tſcherning und andern/ und ſetze die erſte Strophe in die Muſic/ ſelten wird man finden/ daß die uͤbrigen recht dazu bequem ſein wer- den. So muß nun dero wegen einer/ der eine Ode die geſungen werden ſoll/ ma- chet/ nothwendig die Muſic verſtehen/ und wann die erſte Strophe in die Muſic ge-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/720>, abgerufen am 22.11.2024.