Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Oden. merckwürdiges Exempel bey dem Menagein seinen observationibus über Malherbe p. 255. 256. 257. von M. de Racan, welcher gantzer vier Verse gemacht/ die hernach in des de Matthieu Tablettes de la vie & de la mort ihm von einem andern gezeiget worden/ da er doch mit hohen Eiden be- theuret/ daß er das Buch nicht gekant noch gesehen. So hat auch Leonard. Salviat. in seinem ersten Buch seiner Aver- tissemens de la langue Italienne berichtet/ das ein Poet seiner Zeit/ der des Cardi- nalen Bembo seine Sonnetten niemahls gesehen/ eines gemacht daß des Bembe sei- nem durchauß gleich gewesen. Es kan auch offt geschehen/ daß jemand Wörter und Verse im Gedächtniß hat/ da er vergessen wo und ob er sie gelesen/ welche bey Gelegen- heit sich unter seinen eignen Gedan[k]en ver- stecken/ wo zu die Reime bißweilen den Weg bahnen. Der Herr Menage verheißt in einer sonderlichen Dissertation de furtis & imitatione Poetarum hievon zu han- deln. Das z z 5
Oden. merckwuͤrdiges Exempel bey dem Menagein ſeinen obſervationibus uͤber Malherbe p. 255. 256. 257. von M. de Racan, welcher gantzer vier Verſe gemacht/ die hernach in des de Matthieu Tablettes de la vie & de la mort ihm von einem andern gezeiget worden/ da er doch mit hohen Eiden be- theuret/ daß er das Buch nicht gekant noch geſehen. So hat auch Leonard. Salviat. in ſeinem erſten Buch ſeiner Aver- tiſſemens de la langue Italienne berichtet/ das ein Poet ſeiner Zeit/ der des Cardi- nalen Bembo ſeine Sonnetten niemahls geſehen/ eines gemacht daß des Bembe ſei- nem durchauß gleich geweſen. Es kan auch offt geſchehen/ daß jemand Woͤrter und Verſe im Gedaͤchtniß hat/ da er vergeſſen wo un̄ ob er ſie geleſen/ welche bey Gelegen- heit ſich unteꝛ ſeinen eignen Gedan[k]en veꝛ- ſtecken/ wo zu die Reime bißweilē den Weg bahnen. Der Herr Menage verheißt in einer ſonderlichen Diſſertation de furtis & imitatione Poetarum hievon zu han- deln. Das z z 5
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Oden.
merckwuͤrdiges Exempel bey dem Menage
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p. 255. 256. 257. von M. de Racan, welcher
gantzer vier Verſe gemacht/ die hernach
in des de Matthieu Tablettes de la vie &
de la mort ihm von einem andern gezeiget
worden/ da er doch mit hohen Eiden be-
theuret/ daß er das Buch nicht gekant
noch geſehen. So hat auch Leonard.
Salviat. in ſeinem erſten Buch ſeiner Aver-
tiſſemens de la langue Italienne berichtet/
das ein Poet ſeiner Zeit/ der des Cardi-
nalen Bembo ſeine Sonnetten niemahls
geſehen/ eines gemacht daß des Bembe ſei-
nem durchauß gleich geweſen. Es kan auch
offt geſchehen/ daß jemand Woͤrter und
Verſe im Gedaͤchtniß hat/ da er vergeſſen
wo un̄ ob er ſie geleſen/ welche bey Gelegen-
heit ſich unteꝛ ſeinen eignen Gedanken veꝛ-
ſtecken/ wo zu die Reime bißweilē den Weg
bahnen. Der Herr Menage verheißt
in einer ſonderlichen Diſſertation de furtis
& imitatione Poetarum hievon zu han-
deln.
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