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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das XVI. Cap. Von den
rum non notandis sattsam wiederleget.
Sie sein bey den sinnreichsten und verstann-
digsten Völckern durchgehends beliebet/
und die Theatra für eine Schule des
Volcks gehalten worden. Dann was
ist für ein Unterscheid/ ob ich eine Histo-
rie geschrieben lese/ oder in einem Ge-
mählde betrachte/ oder auch in einer a-
ction
mir vorstelle. Die Mimi der alten
sein auch nicht zu tadeln/ die die sinnreich-
sten Sprüche/ die können erdacht wer-
den/ unter die Actiones eingemischet/ und
die Zuseher entweder erlustiget oder unter-
richtet. Wann alles in diesen Schran-
cken bleibt/ und sonst keine unflantereyen/
und grobe Narrenpossen/ daran keine
verständige ehrbahre Leute einen gefal-
len haben/ hinzukommen/ sein sie nicht
allein zu dulden/ sondern in einer Volck-
reichen Gemeine bißweilen anzuordnen.
Der Cardinal de Richelieu hat es seinem
Geistlichen Stande nicht unanständig ge-
halten/ daß er der Schauspiel halber
gewisse Ordnunge gemacht/ und nachdem

er

Das XVI. Cap. Von den
rum non notandis ſattſam wiederleget.
Sie ſein bey den ſin̄reichſten und verſtān-
digſten Voͤlckern durchgehends beliebet/
und die Theatra fuͤr eine Schule des
Volcks gehalten worden. Dann was
iſt fuͤr ein Unterſcheid/ ob ich eine Hiſto-
rie geſchrieben leſe/ oder in einem Ge-
maͤhlde betrachte/ oder auch in einer a-
ction
mir vorſtelle. Die Mimi der alten
ſein auch nicht zu tadeln/ die die ſinnreich-
ſten Spruͤche/ die koͤnnen erdacht wer-
den/ unter die Actiones eingemiſchet/ und
die Zuſeher entweder erluſtiget oder unter-
richtet. Wann alles in dieſen Schran-
cken bleibt/ und ſonſt keine unflātereyen/
und grobe Narrenpoſſen/ daran keine
verſtaͤndige ehrbahre Leute einen gefal-
len haben/ hinzukommen/ ſein ſie nicht
allein zu dulden/ ſondern in einer Volck-
reichen Gemeine bißweilen anzuordnen.
Der Cardinal de Richelieu hat es ſeinem
Geiſtlichen Stande nicht unanſtaͤndig ge-
halten/ daß er der Schauſpiel halber
gewiſſe Ordnunge gemacht/ und nachdem

er
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[732/0744] Das XVI. Cap. Von den rum non notandis ſattſam wiederleget. Sie ſein bey den ſin̄reichſten und verſtān- digſten Voͤlckern durchgehends beliebet/ und die Theatra fuͤr eine Schule des Volcks gehalten worden. Dann was iſt fuͤr ein Unterſcheid/ ob ich eine Hiſto- rie geſchrieben leſe/ oder in einem Ge- maͤhlde betrachte/ oder auch in einer a- ction mir vorſtelle. Die Mimi der alten ſein auch nicht zu tadeln/ die die ſinnreich- ſten Spruͤche/ die koͤnnen erdacht wer- den/ unter die Actiones eingemiſchet/ und die Zuſeher entweder erluſtiget oder unter- richtet. Wann alles in dieſen Schran- cken bleibt/ und ſonſt keine unflātereyen/ und grobe Narrenpoſſen/ daran keine verſtaͤndige ehrbahre Leute einen gefal- len haben/ hinzukommen/ ſein ſie nicht allein zu dulden/ ſondern in einer Volck- reichen Gemeine bißweilen anzuordnen. Der Cardinal de Richelieu hat es ſeinem Geiſtlichen Stande nicht unanſtaͤndig ge- halten/ daß er der Schauſpiel halber gewiſſe Ordnunge gemacht/ und nachdem er

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/744>, abgerufen am 22.11.2024.