Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
(Wenn nun aber die Vorsehung des Ewigen durch verschiedne Fälle in eine solche Einsamkeit führt, darzu Gelegenheit, Kraft und Lust oder Trieb giebt, von der Welt äußerlich und innerlich losmacht, soll man denn nicht folgen? Jst es denn nicht Beruf, Pflicht, Tugend? da die einzige Angelegenheit der Ewigkeit von unendlichem Gewicht wird! zumal man andern Gleichgesinnten oder Gutwilligen und geistlich Bedürftigen damit auch in Nähe und Ferne zum ewigen Besten dienen kann.) "Der Gedanke, Gott alles aufzuopfern ist groß, und bey einem feurigen guten Herzen sehr natürlich; aber kann diese Art des Opfers Jhm angenehm seyn?" (Zu der Zeit Christi und der ersten Christen war das gar keine Frage. Die Apostel, die 70 Jünger, und Tausend andre verließen alles in der Welt, opferten alles Gott auf, nach dem Herzensruf Christi, Christo durchaus für das ganze Gottesreich nachzufolgen, der eiteln Welt abgestorben zu seyn, in arbeitsamer Enthaltsamkeit zu bleiben, und hernach sich zu evangelischen Boten in alle Welt frey brauchen zu lassen, worzu so ganz freie Geister erfordert wurden. Die Zeit kann vor dem Ende der Welt wohl wieder kommen, wenn je
(Wenn nun aber die Vorsehung des Ewigen durch verschiedne Faͤlle in eine solche Einsamkeit fuͤhrt, darzu Gelegenheit, Kraft und Lust oder Trieb giebt, von der Welt aͤußerlich und innerlich losmacht, soll man denn nicht folgen? Jst es denn nicht Beruf, Pflicht, Tugend? da die einzige Angelegenheit der Ewigkeit von unendlichem Gewicht wird! zumal man andern Gleichgesinnten oder Gutwilligen und geistlich Beduͤrftigen damit auch in Naͤhe und Ferne zum ewigen Besten dienen kann.) »Der Gedanke, Gott alles aufzuopfern ist groß, und bey einem feurigen guten Herzen sehr natuͤrlich; aber kann diese Art des Opfers Jhm angenehm seyn?« (Zu der Zeit Christi und der ersten Christen war das gar keine Frage. Die Apostel, die 70 Juͤnger, und Tausend andre verließen alles in der Welt, opferten alles Gott auf, nach dem Herzensruf Christi, Christo durchaus fuͤr das ganze Gottesreich nachzufolgen, der eiteln Welt abgestorben zu seyn, in arbeitsamer Enthaltsamkeit zu bleiben, und hernach sich zu evangelischen Boten in alle Welt frey brauchen zu lassen, worzu so ganz freie Geister erfordert wurden. Die Zeit kann vor dem Ende der Welt wohl wieder kommen, wenn je <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="40"/><lb/> chelten Liebe zu Gott und Tugend, und gewisse Aussichten auf eine gluͤckliche Ewigkeit: allein dies erweist noch nicht, daß eine solche Einsamkeit loͤblich oder Pflicht sey.«</p> <p>(Wenn nun aber die Vorsehung des Ewigen durch verschiedne Faͤlle in eine solche Einsamkeit fuͤhrt, darzu Gelegenheit, Kraft und Lust oder Trieb giebt, von der Welt aͤußerlich und innerlich losmacht, soll man denn nicht folgen? Jst es denn nicht Beruf, Pflicht, Tugend? da die einzige Angelegenheit der Ewigkeit von unendlichem Gewicht wird! zumal man andern Gleichgesinnten oder Gutwilligen und geistlich Beduͤrftigen damit auch in Naͤhe und Ferne zum ewigen Besten dienen kann.)</p> <p>»Der Gedanke, Gott alles aufzuopfern ist groß, und bey einem feurigen guten Herzen sehr natuͤrlich; aber kann diese Art des Opfers Jhm angenehm seyn?«</p> <p>(Zu der Zeit Christi und der ersten Christen war das gar keine Frage. Die Apostel, die 70 Juͤnger, und Tausend andre verließen alles in der Welt, opferten alles Gott auf, nach dem Herzensruf Christi, Christo durchaus fuͤr das ganze Gottesreich nachzufolgen, der eiteln Welt abgestorben zu seyn, in arbeitsamer Enthaltsamkeit zu bleiben, und hernach sich zu evangelischen Boten in alle Welt frey brauchen zu lassen, worzu so ganz freie Geister erfordert wurden. Die Zeit kann vor dem Ende der Welt wohl wieder kommen, wenn je<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0042]
chelten Liebe zu Gott und Tugend, und gewisse Aussichten auf eine gluͤckliche Ewigkeit: allein dies erweist noch nicht, daß eine solche Einsamkeit loͤblich oder Pflicht sey.«
(Wenn nun aber die Vorsehung des Ewigen durch verschiedne Faͤlle in eine solche Einsamkeit fuͤhrt, darzu Gelegenheit, Kraft und Lust oder Trieb giebt, von der Welt aͤußerlich und innerlich losmacht, soll man denn nicht folgen? Jst es denn nicht Beruf, Pflicht, Tugend? da die einzige Angelegenheit der Ewigkeit von unendlichem Gewicht wird! zumal man andern Gleichgesinnten oder Gutwilligen und geistlich Beduͤrftigen damit auch in Naͤhe und Ferne zum ewigen Besten dienen kann.)
»Der Gedanke, Gott alles aufzuopfern ist groß, und bey einem feurigen guten Herzen sehr natuͤrlich; aber kann diese Art des Opfers Jhm angenehm seyn?«
(Zu der Zeit Christi und der ersten Christen war das gar keine Frage. Die Apostel, die 70 Juͤnger, und Tausend andre verließen alles in der Welt, opferten alles Gott auf, nach dem Herzensruf Christi, Christo durchaus fuͤr das ganze Gottesreich nachzufolgen, der eiteln Welt abgestorben zu seyn, in arbeitsamer Enthaltsamkeit zu bleiben, und hernach sich zu evangelischen Boten in alle Welt frey brauchen zu lassen, worzu so ganz freie Geister erfordert wurden. Die Zeit kann vor dem Ende der Welt wohl wieder kommen, wenn je
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