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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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bern, listigen und frechen Verführern der Jugend und des Alters, zu halben und ganzen eingefleischten Tollhäusern beiderlei Geschlechts. Oder ist es nicht sowohl zur Vergnügung als zur Arbeit für die Gesellschaft: was ist doch der gröste Theil der arbeitenden Klasse der Menschen, als irrdische Lastthiere von Morgen bis in die späte Nacht in aller Vergessenheit und Entfremdung ihres wichtigsten Theils, der Seele, des Himmels, der Ewigkeit? Jst das des Menschen göttliche Naturbestimmung zur Gesellschaft?)

"Wer ihrer, der Gesellschaft, Pflichten sich entschlägt, um selbst dem reinsten geistigen Vergnügen beständig sich zu überlassen, ist eigennützig, und würde Gott, ohne sein irrendes Gewissen, durch seinen Gottesdienst selbst misfallen."

(Unumgängliche, rechtschaffne Pflichten der Gesellschaft oder für die Gesellschaft, sind Arbeit und eigentliche Liebesdienste. Der Arbeit, nicht nur zum ordentlichen Unterhalt, sondern auch für Fremde, für Arme, hat sich gelegentlich kein einiger von allen Myriaden der ersten christlichen Einsamen in Afrika und Asia entzogen, und nirgends fand man freudigere, fertigere Liebesdienste als bei ihnen. Gehet hin und thut desgleichen! Der eitle Mensch aber, wie er insgemein ist, indem er dem göttlichen Zweck der Arbeit vorbeigehet, macht sich damit selbst ganz entweder zum Lastthier der Welt, oder zum Sklaven seiner eignen Begierden und Lei-


bern, listigen und frechen Verfuͤhrern der Jugend und des Alters, zu halben und ganzen eingefleischten Tollhaͤusern beiderlei Geschlechts. Oder ist es nicht sowohl zur Vergnuͤgung als zur Arbeit fuͤr die Gesellschaft: was ist doch der groͤste Theil der arbeitenden Klasse der Menschen, als irrdische Lastthiere von Morgen bis in die spaͤte Nacht in aller Vergessenheit und Entfremdung ihres wichtigsten Theils, der Seele, des Himmels, der Ewigkeit? Jst das des Menschen goͤttliche Naturbestimmung zur Gesellschaft?)

»Wer ihrer, der Gesellschaft, Pflichten sich entschlaͤgt, um selbst dem reinsten geistigen Vergnuͤgen bestaͤndig sich zu uͤberlassen, ist eigennuͤtzig, und wuͤrde Gott, ohne sein irrendes Gewissen, durch seinen Gottesdienst selbst misfallen.«

(Unumgaͤngliche, rechtschaffne Pflichten der Gesellschaft oder fuͤr die Gesellschaft, sind Arbeit und eigentliche Liebesdienste. Der Arbeit, nicht nur zum ordentlichen Unterhalt, sondern auch fuͤr Fremde, fuͤr Arme, hat sich gelegentlich kein einiger von allen Myriaden der ersten christlichen Einsamen in Afrika und Asia entzogen, und nirgends fand man freudigere, fertigere Liebesdienste als bei ihnen. Gehet hin und thut desgleichen! Der eitle Mensch aber, wie er insgemein ist, indem er dem goͤttlichen Zweck der Arbeit vorbeigehet, macht sich damit selbst ganz entweder zum Lastthier der Welt, oder zum Sklaven seiner eignen Begierden und Lei-

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[46/0048] bern, listigen und frechen Verfuͤhrern der Jugend und des Alters, zu halben und ganzen eingefleischten Tollhaͤusern beiderlei Geschlechts. Oder ist es nicht sowohl zur Vergnuͤgung als zur Arbeit fuͤr die Gesellschaft: was ist doch der groͤste Theil der arbeitenden Klasse der Menschen, als irrdische Lastthiere von Morgen bis in die spaͤte Nacht in aller Vergessenheit und Entfremdung ihres wichtigsten Theils, der Seele, des Himmels, der Ewigkeit? Jst das des Menschen goͤttliche Naturbestimmung zur Gesellschaft?) »Wer ihrer, der Gesellschaft, Pflichten sich entschlaͤgt, um selbst dem reinsten geistigen Vergnuͤgen bestaͤndig sich zu uͤberlassen, ist eigennuͤtzig, und wuͤrde Gott, ohne sein irrendes Gewissen, durch seinen Gottesdienst selbst misfallen.« (Unumgaͤngliche, rechtschaffne Pflichten der Gesellschaft oder fuͤr die Gesellschaft, sind Arbeit und eigentliche Liebesdienste. Der Arbeit, nicht nur zum ordentlichen Unterhalt, sondern auch fuͤr Fremde, fuͤr Arme, hat sich gelegentlich kein einiger von allen Myriaden der ersten christlichen Einsamen in Afrika und Asia entzogen, und nirgends fand man freudigere, fertigere Liebesdienste als bei ihnen. Gehet hin und thut desgleichen! Der eitle Mensch aber, wie er insgemein ist, indem er dem goͤttlichen Zweck der Arbeit vorbeigehet, macht sich damit selbst ganz entweder zum Lastthier der Welt, oder zum Sklaven seiner eignen Begierden und Lei-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/48>, abgerufen am 21.11.2024.