Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!"

(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja höchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjüngerung!)

"Der Verfasser redet überdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwärmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen."

(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das für ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu höchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle über Schwärmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltüberwinder, ist folgende p. 129. "Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzückung nur etwas Vorübergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottähnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß." -- Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-


verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!«

(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja hoͤchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjuͤngerung!)

»Der Verfasser redet uͤberdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwaͤrmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.«

(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fuͤr ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu hoͤchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle uͤber Schwaͤrmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltuͤberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzuͤckung nur etwas Voruͤbergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottaͤhnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="48"/><lb/>
verwenden, das ist edel und Pflicht. So                         viel von der Einsiedeley!«</p>
          <p>(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen <choice><corr>Freunden</corr><sic>Freuden</sic></choice>. Gott gebe                         Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren                         edeln, ja ho&#x0364;chsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen                         Verju&#x0364;ngerung!)</p>
          <p>»Der Verfasser redet u&#x0364;berdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele                         Schwa&#x0364;rmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf                         die Vernunft allein bauen wollen.«</p>
          <p>(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich                         selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fu&#x0364;r ein gewisser                         Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu ho&#x0364;chstem Recht,                         Licht und Gut. Eine Hauptstelle u&#x0364;ber Schwa&#x0364;rmerey in dem Buch, die Einsamkeit                         der Weltu&#x0364;berwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und                         merken alle, daß die Entzu&#x0364;ckung nur etwas Voru&#x0364;bergehendes ist, und kein <hi rendition="#b">Bestandwesen der Vereinigung mit Gott</hi> ausmacht;                         sie wissen, daß diese Vereinigung <hi rendition="#b"> nur in der lautersten,                             tugendhaftesten Gotta&#x0364;hnlichkeit</hi> zu suchen ist, worzu <hi rendition="#b">nicht unstete Sinnlichkeit,</hi> sondern der freie Wille,                         (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« &#x2014;                         Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0050] verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!« (Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja hoͤchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjuͤngerung!) »Der Verfasser redet uͤberdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwaͤrmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.« (Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das fuͤr ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu hoͤchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle uͤber Schwaͤrmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltuͤberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzuͤckung nur etwas Voruͤbergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottaͤhnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/50
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/50>, abgerufen am 23.11.2024.