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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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Wenige die selbst sich tödten, Stärkt und rüstet wahrer Muth. Gab nicht Heldenherzen Blöden Oft der Leidenschaften Gluth? -- Selten ist ein Loos der Erden Ohne Hoffnungsstrahl. Selbst der Tod -- erlößt zu werden Lindert alle Quaal. etc. etc.

Aus dem Gedicht, wo hin und wieder manche würklich poetische Schilderung vorkömmt, und worin besonders ein wehmüthiger Rückblick auf die frohen in Tugend und Gottgefälligkeit durchlebten Tage seiner Jugend merkwürdig ist, ziehe ich folgende aus seinem damaligen Gemüthszustand fließende, Stellen aus:

Menschen, Arbeits müde, Ruhen sanft im Friede Weit und breit umher. Aber mich drückt Kummer, Mich, dem süßer Schlummer Oefters nöthig war? Manches Ach! bey Nacht und Tag Heiß geseufzt in trüben Stunden Jst dort überwunden.
-- -- Ach wenn kömmt der Tag! Er ist nah, das Grab ist da. Stärke mich durch Jesu Wunden Gott in Todesstunden.


Wenige die selbst sich toͤdten, Staͤrkt und ruͤstet wahrer Muth. Gab nicht Heldenherzen Bloͤden Oft der Leidenschaften Gluth? — Selten ist ein Loos der Erden Ohne Hoffnungsstrahl. Selbst der Tod — erloͤßt zu werden Lindert alle Quaal. etc. etc.

Aus dem Gedicht, wo hin und wieder manche wuͤrklich poetische Schilderung vorkoͤmmt, und worin besonders ein wehmuͤthiger Ruͤckblick auf die frohen in Tugend und Gottgefaͤlligkeit durchlebten Tage seiner Jugend merkwuͤrdig ist, ziehe ich folgende aus seinem damaligen Gemuͤthszustand fließende, Stellen aus:

Menschen, Arbeits muͤde, Ruhen sanft im Friede Weit und breit umher. Aber mich druͤckt Kummer, Mich, dem suͤßer Schlummer Oefters noͤthig war? Manches Ach! bey Nacht und Tag Heiß geseufzt in truͤben Stunden Jst dort uͤberwunden.
— — Ach wenn koͤmmt der Tag! Er ist nah, das Grab ist da. Staͤrke mich durch Jesu Wunden Gott in Todesstunden.

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[66/0068] Wenige die selbst sich toͤdten, Staͤrkt und ruͤstet wahrer Muth. Gab nicht Heldenherzen Bloͤden Oft der Leidenschaften Gluth? — Selten ist ein Loos der Erden Ohne Hoffnungsstrahl. Selbst der Tod — erloͤßt zu werden Lindert alle Quaal. etc. etc. Aus dem Gedicht, wo hin und wieder manche wuͤrklich poetische Schilderung vorkoͤmmt, und worin besonders ein wehmuͤthiger Ruͤckblick auf die frohen in Tugend und Gottgefaͤlligkeit durchlebten Tage seiner Jugend merkwuͤrdig ist, ziehe ich folgende aus seinem damaligen Gemuͤthszustand fließende, Stellen aus: Menschen, Arbeits muͤde, Ruhen sanft im Friede Weit und breit umher. Aber mich druͤckt Kummer, Mich, dem suͤßer Schlummer Oefters noͤthig war? Manches Ach! bey Nacht und Tag Heiß geseufzt in truͤben Stunden Jst dort uͤberwunden. — — Ach wenn koͤmmt der Tag! Er ist nah, das Grab ist da. Staͤrke mich durch Jesu Wunden Gott in Todesstunden.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/68>, abgerufen am 08.05.2024.