Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
Hingegen erinnere ich mich, daß ich einst in Beth Hamidrasch (Jüden-Akademie) nach einer Beschäftigung mit den Jdeen der Heiligkeit und Vereinigung mit der Gottheit, einschlief und unwill-
Hingegen erinnere ich mich, daß ich einst in Beth Hamidrasch (Juͤden-Akademie) nach einer Beschaͤftigung mit den Jdeen der Heiligkeit und Vereinigung mit der Gottheit, einschlief und unwill- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="6"/><lb/> die wahre Ursache nicht einzusehn im Stande ist,) nach Verschiedenheit der Temperamente und Lebensarten bei verschiedenen Menschen verschieden vorgestellt werden muß. Jch will hier ein merkwuͤrdiges Beispiel aus meiner eignen Erfahrung anfuͤhren. Jch wurde fruͤhzeitig genug sowohl mit den <hi rendition="#b">kabbalistischen Schwaͤrmereien,</hi> als (wegen meines hitzigen Temperaments) mit den unwillkuͤhrlichen naͤchtlichen Polutionen bekannt. Aus jenen bekam ich die Vorstellung von der <hi rendition="#b">Lilith,</hi> als einer boshaften, auf Verfuͤhrung der Jugend ausgehenden teuflischen Frauensperson, und seither geschahe es, daß wenn ich durch eine unbequeme Lage (auf dem Ruͤcken) im Schlafe von Alpendruͤcken uͤberfallen worden bin, ich mir immer vorstellte, als naͤherte sich mir dieses verfluchte Weib, beruͤhrte die Theile meines Koͤrpers nach und nach, bis sie mich zuletzt mit ihren Umarmungen beinahe erdruͤckte, so daß ich daruͤber oft in ein lautes Geschrei ausbrach, zuweilen auch strengte ich mich bloß an zum Schreien, ohne doch einen Laut von mir geben zu koͤnnen, straͤubte mich mit allen Kraͤften mich von dieser beschwerlichen Umarmung loß zu winden, welches mir nach vieler Muͤhe zu gelingen pflegte.</p> <p>Hingegen erinnere ich mich, daß ich einst in <hi rendition="#b">Beth Hamidrasch</hi> (Juͤden-Akademie) nach einer Beschaͤftigung mit den Jdeen der Heiligkeit und Vereinigung mit der Gottheit, einschlief und unwill-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0008]
die wahre Ursache nicht einzusehn im Stande ist,) nach Verschiedenheit der Temperamente und Lebensarten bei verschiedenen Menschen verschieden vorgestellt werden muß. Jch will hier ein merkwuͤrdiges Beispiel aus meiner eignen Erfahrung anfuͤhren. Jch wurde fruͤhzeitig genug sowohl mit den kabbalistischen Schwaͤrmereien, als (wegen meines hitzigen Temperaments) mit den unwillkuͤhrlichen naͤchtlichen Polutionen bekannt. Aus jenen bekam ich die Vorstellung von der Lilith, als einer boshaften, auf Verfuͤhrung der Jugend ausgehenden teuflischen Frauensperson, und seither geschahe es, daß wenn ich durch eine unbequeme Lage (auf dem Ruͤcken) im Schlafe von Alpendruͤcken uͤberfallen worden bin, ich mir immer vorstellte, als naͤherte sich mir dieses verfluchte Weib, beruͤhrte die Theile meines Koͤrpers nach und nach, bis sie mich zuletzt mit ihren Umarmungen beinahe erdruͤckte, so daß ich daruͤber oft in ein lautes Geschrei ausbrach, zuweilen auch strengte ich mich bloß an zum Schreien, ohne doch einen Laut von mir geben zu koͤnnen, straͤubte mich mit allen Kraͤften mich von dieser beschwerlichen Umarmung loß zu winden, welches mir nach vieler Muͤhe zu gelingen pflegte.
Hingegen erinnere ich mich, daß ich einst in Beth Hamidrasch (Juͤden-Akademie) nach einer Beschaͤftigung mit den Jdeen der Heiligkeit und Vereinigung mit der Gottheit, einschlief und unwill-
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