Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


thung war Jhnen genug, und herzlich willkommen, weil Sie Jhnen doch immer Gelegenheit gab boshaft zu seyn. Nun -- geben Sie Acht: Zuerst griffen Sie Jhren Feind mittelbar, aber um desto empfindlicher an. Sie suchten seine Tochter um das Kostbarste, was ein Mädgen in unsern Tagen hat, um ihren guten Ruf zu bringen. Herr von B.. der einen unwiderstehlichen Hang zu läppischen, und nach Befinden, schlechten Streichen hat, ließ sich mit leichter Mühe zu Jhrem Werkzeug machen. Er bestach des Erfa Magd, und diese spielte ihm einige Briefe ihrer Mamsell in die Hände, die am Ende doch weiter nichts aussagten, als -- daß sie mit einem jungen Manne in Briefwechsel stehe. Diese wurden nun in allen öffentlichen Häusern abgelesen. Eine Zeitlang amüsirte man sich damit, badinirte sich darüber, und endlich gähnte man, und das Mädchen blieb wer sie war. Jetzt giengen Sie weiter. Herr von B.... der, wo möglich, gern den Liebesritter spielt, mußte an die Erfa schreiben, um eine geheime Zusammenkunft bitten, wo er gewisse Dinge von Wichtigkeit entdecken wolle. Um sie von der einen Seite sicher und von der andern unruhig zu machen; führte sein Brief, für jenes, eine Menge moralisch-empfindsamer Sittensprüche im Munde, für dieses die Nachricht, daß boshafte Leute ihre Briefe in ... wollten in Druck geben. Die Erfa that, was jedes ehrliche Mädgen in dem Fall thun muß, sie zeigte den Brief ih-


thung war Jhnen genug, und herzlich willkommen, weil Sie Jhnen doch immer Gelegenheit gab boshaft zu seyn. Nun — geben Sie Acht: Zuerst griffen Sie Jhren Feind mittelbar, aber um desto empfindlicher an. Sie suchten seine Tochter um das Kostbarste, was ein Maͤdgen in unsern Tagen hat, um ihren guten Ruf zu bringen. Herr von B.. der einen unwiderstehlichen Hang zu laͤppischen, und nach Befinden, schlechten Streichen hat, ließ sich mit leichter Muͤhe zu Jhrem Werkzeug machen. Er bestach des Erfa Magd, und diese spielte ihm einige Briefe ihrer Mamsell in die Haͤnde, die am Ende doch weiter nichts aussagten, als — daß sie mit einem jungen Manne in Briefwechsel stehe. Diese wurden nun in allen oͤffentlichen Haͤusern abgelesen. Eine Zeitlang amuͤsirte man sich damit, badinirte sich daruͤber, und endlich gaͤhnte man, und das Maͤdchen blieb wer sie war. Jetzt giengen Sie weiter. Herr von B.... der, wo moͤglich, gern den Liebesritter spielt, mußte an die Erfa schreiben, um eine geheime Zusammenkunft bitten, wo er gewisse Dinge von Wichtigkeit entdecken wolle. Um sie von der einen Seite sicher und von der andern unruhig zu machen; fuͤhrte sein Brief, fuͤr jenes, eine Menge moralisch-empfindsamer Sittenspruͤche im Munde, fuͤr dieses die Nachricht, daß boshafte Leute ihre Briefe in ... wollten in Druck geben. Die Erfa that, was jedes ehrliche Maͤdgen in dem Fall thun muß, sie zeigte den Brief ih-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0094" n="92"/><lb/>
thung war Jhnen                         genug, und herzlich willkommen, weil Sie Jhnen doch immer Gelegenheit gab                         boshaft zu seyn. Nun &#x2014; geben Sie Acht: Zuerst griffen Sie <choice><corr>Jhren</corr><sic>ihren</sic></choice> Feind                         mittelbar, aber um desto empfindlicher an. Sie suchten seine Tochter um das                         Kostbarste, was ein Ma&#x0364;dgen in unsern Tagen hat, um ihren guten Ruf zu                         bringen. Herr von B.. der einen unwiderstehlichen Hang zu la&#x0364;ppischen, und                         nach Befinden, schlechten Streichen hat, ließ sich mit leichter Mu&#x0364;he zu                                 <choice><corr>Jhrem</corr><sic>ihrem</sic></choice>                         Werkzeug machen. Er bestach des Erfa Magd, und diese spielte ihm einige                         Briefe ihrer Mamsell in die Ha&#x0364;nde, die am Ende doch weiter nichts aussagten,                         als &#x2014; daß sie mit einem jungen Manne in Briefwechsel stehe. Diese wurden nun                         in allen o&#x0364;ffentlichen Ha&#x0364;usern abgelesen. Eine Zeitlang amu&#x0364;sirte man sich                         damit, badinirte sich daru&#x0364;ber, und endlich ga&#x0364;hnte man, und das Ma&#x0364;dchen blieb                         wer sie war. Jetzt giengen Sie weiter. Herr von B.... der, wo mo&#x0364;glich, gern                         den Liebesritter spielt, mußte an die Erfa schreiben, um eine geheime                         Zusammenkunft bitten, wo er gewisse Dinge von Wichtigkeit entdecken wolle.                         Um sie von der einen Seite sicher und von der andern unruhig zu machen;                         fu&#x0364;hrte sein Brief, fu&#x0364;r jenes, eine Menge moralisch-empfindsamer                         Sittenspru&#x0364;che im Munde, fu&#x0364;r dieses die Nachricht, daß boshafte Leute ihre                         Briefe in ... wollten in Druck geben. Die Erfa that, was jedes ehrliche                         Ma&#x0364;dgen in dem Fall thun muß, sie zeigte den Brief ih-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0094] thung war Jhnen genug, und herzlich willkommen, weil Sie Jhnen doch immer Gelegenheit gab boshaft zu seyn. Nun — geben Sie Acht: Zuerst griffen Sie Jhren Feind mittelbar, aber um desto empfindlicher an. Sie suchten seine Tochter um das Kostbarste, was ein Maͤdgen in unsern Tagen hat, um ihren guten Ruf zu bringen. Herr von B.. der einen unwiderstehlichen Hang zu laͤppischen, und nach Befinden, schlechten Streichen hat, ließ sich mit leichter Muͤhe zu Jhrem Werkzeug machen. Er bestach des Erfa Magd, und diese spielte ihm einige Briefe ihrer Mamsell in die Haͤnde, die am Ende doch weiter nichts aussagten, als — daß sie mit einem jungen Manne in Briefwechsel stehe. Diese wurden nun in allen oͤffentlichen Haͤusern abgelesen. Eine Zeitlang amuͤsirte man sich damit, badinirte sich daruͤber, und endlich gaͤhnte man, und das Maͤdchen blieb wer sie war. Jetzt giengen Sie weiter. Herr von B.... der, wo moͤglich, gern den Liebesritter spielt, mußte an die Erfa schreiben, um eine geheime Zusammenkunft bitten, wo er gewisse Dinge von Wichtigkeit entdecken wolle. Um sie von der einen Seite sicher und von der andern unruhig zu machen; fuͤhrte sein Brief, fuͤr jenes, eine Menge moralisch-empfindsamer Sittenspruͤche im Munde, fuͤr dieses die Nachricht, daß boshafte Leute ihre Briefe in ... wollten in Druck geben. Die Erfa that, was jedes ehrliche Maͤdgen in dem Fall thun muß, sie zeigte den Brief ih-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/94
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/94>, abgerufen am 23.11.2024.