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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

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jeden braven Burschen der hier -- Sie zeugte aufs Herz, wohl beschaffen ist, der mit mir schwärmen, und lachen und empfinden kann.

Und Dein Verlobter? -- Jch muß ausgesehen haben wie ein Esel, als ich dies sagte, denn sie konnte ein Lächeln, das mir ungefähr das sagte, nicht unterdrücken.

Mein Verlobter, versichr' ich dich, hat kein Aederchen von Eifersucht. Zum Beispiel, ich hab' ihm dich sehr empfohlen, und ich wünsche, daß ihr euch kennet und gute Freunde werden möget. Er ist lauter leichtes gutes Blut, das keine böse Laune zuläßt. Denn, Lieber, es ist eine pure Laune, ein verderblicher Eigensinn, die Eifersucht.

Also von Treue weißt du gar gar nichts? fragt' ich fast boshaft wie ein Kind.

Pfui, du mußt mich nicht so ausfragen! Mit einem Worte: Jch versprach ihm, nie mich einem andern zu verloben, und das will ich ihm treu halten. Dagegen macht' ich Verbannung aller Eifersucht zur Bedingung unsers Bundes. Sollt' es ihm einfallen böse Launen zu bekommen, so sind wir geschieden -- Was starrst du so? --

O Mädchen! Du hast vielleicht recht, aber ich bin schrecklich elend!



jeden braven Burschen der hier — Sie zeugte aufs Herz, wohl beschaffen ist, der mit mir schwaͤrmen, und lachen und empfinden kann.

Und Dein Verlobter? — Jch muß ausgesehen haben wie ein Esel, als ich dies sagte, denn sie konnte ein Laͤcheln, das mir ungefaͤhr das sagte, nicht unterdruͤcken.

Mein Verlobter, versichr' ich dich, hat kein Aederchen von Eifersucht. Zum Beispiel, ich hab' ihm dich sehr empfohlen, und ich wuͤnsche, daß ihr euch kennet und gute Freunde werden moͤget. Er ist lauter leichtes gutes Blut, das keine boͤse Laune zulaͤßt. Denn, Lieber, es ist eine pure Laune, ein verderblicher Eigensinn, die Eifersucht.

Also von Treue weißt du gar gar nichts? fragt' ich fast boshaft wie ein Kind.

Pfui, du mußt mich nicht so ausfragen! Mit einem Worte: Jch versprach ihm, nie mich einem andern zu verloben, und das will ich ihm treu halten. Dagegen macht' ich Verbannung aller Eifersucht zur Bedingung unsers Bundes. Sollt' es ihm einfallen boͤse Launen zu bekommen, so sind wir geschieden — Was starrst du so? —

O Maͤdchen! Du hast vielleicht recht, aber ich bin schrecklich elend!


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[101/0101] jeden braven Burschen der hier — Sie zeugte aufs Herz, wohl beschaffen ist, der mit mir schwaͤrmen, und lachen und empfinden kann. Und Dein Verlobter? — Jch muß ausgesehen haben wie ein Esel, als ich dies sagte, denn sie konnte ein Laͤcheln, das mir ungefaͤhr das sagte, nicht unterdruͤcken. Mein Verlobter, versichr' ich dich, hat kein Aederchen von Eifersucht. Zum Beispiel, ich hab' ihm dich sehr empfohlen, und ich wuͤnsche, daß ihr euch kennet und gute Freunde werden moͤget. Er ist lauter leichtes gutes Blut, das keine boͤse Laune zulaͤßt. Denn, Lieber, es ist eine pure Laune, ein verderblicher Eigensinn, die Eifersucht. Also von Treue weißt du gar gar nichts? fragt' ich fast boshaft wie ein Kind. Pfui, du mußt mich nicht so ausfragen! Mit einem Worte: Jch versprach ihm, nie mich einem andern zu verloben, und das will ich ihm treu halten. Dagegen macht' ich Verbannung aller Eifersucht zur Bedingung unsers Bundes. Sollt' es ihm einfallen boͤse Launen zu bekommen, so sind wir geschieden — Was starrst du so? — O Maͤdchen! Du hast vielleicht recht, aber ich bin schrecklich elend!

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/101>, abgerufen am 24.11.2024.