Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


das liebenswürdigste Weib unter der Sonne, ungeachtet jeder wackere Grieche ein Recht auf seine Schwägerschaft hatte.*) Auch Sie würde nur Männer lieben, deren Herz und Kopf ihnen Anspruch auf den ächten Genuß der Schönheit erlaubt. Sie sollten warlich meine Freunde seyn! Wir wollten eine Schule der feinen Wollust bilden. Liebe sollte unser Geschäft auf Erden seyn. Musik und Dichtkunst und alle Künste sollten uns ihre Freuden zollen, schöne zufällige Mädchen wollten wir unsre Geheimnisse lehren. Sie sollten unsre Nächte mit feiern, und guter Wein und frohe Laune erhüben unsre Mahle zu Götterfesten. Jhr, unserer Priesterin, brächten wir alle Opfer, und keine Eifersucht wäre da möglich, und wenn ich unsere kleine Georgierinnen genug geküßt hätte, dann eilt' ich mit zwiefachem Verlangen in Jhre Arme, und sie wäre mir immer aufs neue reizend. Ach! --

Es ist mir alles so leer, da trieb' ich mich denn auf Spaziergängen, Kaffeehäusern, und, der Himmel weiß, wo all herum, und finde nirgends was ich suche, -- Trost -- Nahrung für mein ödes Herz. Auch die Bücher ekeln mir an.


*) Das ist nicht erwiesen. A. d. H.


das liebenswuͤrdigste Weib unter der Sonne, ungeachtet jeder wackere Grieche ein Recht auf seine Schwaͤgerschaft hatte.*) Auch Sie wuͤrde nur Maͤnner lieben, deren Herz und Kopf ihnen Anspruch auf den aͤchten Genuß der Schoͤnheit erlaubt. Sie sollten warlich meine Freunde seyn! Wir wollten eine Schule der feinen Wollust bilden. Liebe sollte unser Geschaͤft auf Erden seyn. Musik und Dichtkunst und alle Kuͤnste sollten uns ihre Freuden zollen, schoͤne zufaͤllige Maͤdchen wollten wir unsre Geheimnisse lehren. Sie sollten unsre Naͤchte mit feiern, und guter Wein und frohe Laune erhuͤben unsre Mahle zu Goͤtterfesten. Jhr, unserer Priesterin, braͤchten wir alle Opfer, und keine Eifersucht waͤre da moͤglich, und wenn ich unsere kleine Georgierinnen genug gekuͤßt haͤtte, dann eilt' ich mit zwiefachem Verlangen in Jhre Arme, und sie waͤre mir immer aufs neue reizend. Ach! —

Es ist mir alles so leer, da trieb' ich mich denn auf Spaziergaͤngen, Kaffeehaͤusern, und, der Himmel weiß, wo all herum, und finde nirgends was ich suche, — Trost — Nahrung fuͤr mein oͤdes Herz. Auch die Buͤcher ekeln mir an.


*) Das ist nicht erwiesen. A. d. H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0108" n="108"/><lb/>
das liebenswu&#x0364;rdigste Weib                         unter der Sonne, ungeachtet jeder wackere Grieche ein Recht auf seine                         Schwa&#x0364;gerschaft hatte.*)<note place="foot"><p>*) Das ist nicht erwiesen. A.                                 d. H.</p></note> Auch Sie wu&#x0364;rde nur Ma&#x0364;nner lieben, deren Herz und                         Kopf ihnen Anspruch auf den a&#x0364;chten Genuß der Scho&#x0364;nheit erlaubt. Sie sollten                         warlich meine Freunde seyn! Wir wollten eine Schule der feinen Wollust                         bilden. Liebe sollte unser Gescha&#x0364;ft auf Erden seyn. Musik und Dichtkunst und                         alle Ku&#x0364;nste sollten uns ihre Freuden zollen, scho&#x0364;ne zufa&#x0364;llige Ma&#x0364;dchen                         wollten wir unsre Geheimnisse lehren. Sie sollten unsre Na&#x0364;chte mit feiern,                         und guter Wein und frohe Laune erhu&#x0364;ben unsre Mahle zu Go&#x0364;tterfesten. Jhr,                         unserer Priesterin, bra&#x0364;chten wir alle Opfer, und keine Eifersucht wa&#x0364;re da                         mo&#x0364;glich, und wenn ich unsere kleine Georgierinnen genug geku&#x0364;ßt ha&#x0364;tte, dann                         eilt' ich mit <choice><corr>zwiefachem</corr><sic>zwiefachen</sic></choice> Verlangen in Jhre Arme, und sie wa&#x0364;re mir                         immer aufs neue reizend. Ach! &#x2014;</p>
            </div>
            <div n="4">
              <opener>
                <dateline> <hi rendition="#right">am 5. Septbr.</hi> </dateline>
              </opener>
              <p>Es ist mir alles so leer, da trieb' ich mich denn auf                         Spazierga&#x0364;ngen, Kaffeeha&#x0364;usern, und, der Himmel weiß, wo all herum, und finde                         nirgends was ich suche, &#x2014; Trost &#x2014; Nahrung fu&#x0364;r mein o&#x0364;des Herz. Auch die                         Bu&#x0364;cher ekeln mir an.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0108] das liebenswuͤrdigste Weib unter der Sonne, ungeachtet jeder wackere Grieche ein Recht auf seine Schwaͤgerschaft hatte.*) Auch Sie wuͤrde nur Maͤnner lieben, deren Herz und Kopf ihnen Anspruch auf den aͤchten Genuß der Schoͤnheit erlaubt. Sie sollten warlich meine Freunde seyn! Wir wollten eine Schule der feinen Wollust bilden. Liebe sollte unser Geschaͤft auf Erden seyn. Musik und Dichtkunst und alle Kuͤnste sollten uns ihre Freuden zollen, schoͤne zufaͤllige Maͤdchen wollten wir unsre Geheimnisse lehren. Sie sollten unsre Naͤchte mit feiern, und guter Wein und frohe Laune erhuͤben unsre Mahle zu Goͤtterfesten. Jhr, unserer Priesterin, braͤchten wir alle Opfer, und keine Eifersucht waͤre da moͤglich, und wenn ich unsere kleine Georgierinnen genug gekuͤßt haͤtte, dann eilt' ich mit zwiefachem Verlangen in Jhre Arme, und sie waͤre mir immer aufs neue reizend. Ach! — am 5. Septbr. Es ist mir alles so leer, da trieb' ich mich denn auf Spaziergaͤngen, Kaffeehaͤusern, und, der Himmel weiß, wo all herum, und finde nirgends was ich suche, — Trost — Nahrung fuͤr mein oͤdes Herz. Auch die Buͤcher ekeln mir an. *) Das ist nicht erwiesen. A. d. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/108
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/108>, abgerufen am 11.05.2024.