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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

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diese organisirende Aehnlichkeit, selbst die physischen Fehler des Vaters oder der Mutter auf die jenem oder diesem Theile mehr ähnlichen Kinder hinüber, so daß das Kind, das dem Vater ähnlich siehet, auch seine physischen Gebrechen an sich habe, -- das Kind, das der gesunden Mutter ähnlich siehet, von ihnen frei sey. Wohl können also Kinder derselben Eltern -- einige gesund und gerade, andere ausgewachsen und unvollkommen seyn -- wohl wie das Beispiel der kallogischen Familie zeiget, welches den Physiologen so viel Erklärungsarten abgezwungen hat,*) einige mit der ordentlichen Anzahl der Finger, andere mit einer Ueberzahl geboren werden, je nachdem diese dem Theile der Eltern ähnlich sind, welcher diesen Fehler an seinem Körper träget -- jene dem, der davon frei ist, ähnlich sehen. So können auch Nationalformen Nationalzüge entstehen -- die nicht in der Formart der Na-

*) Haller Elem. Physiol.Physicl. 1. 29. S. II. §. 8. auch Maupretuis Venus Physique -- wo dergleichen Beispiele von Fortpflanzungen erzählet werden.


diese organisirende Aehnlichkeit, selbst die physischen Fehler des Vaters oder der Mutter auf die jenem oder diesem Theile mehr aͤhnlichen Kinder hinuͤber, so daß das Kind, das dem Vater aͤhnlich siehet, auch seine physischen Gebrechen an sich habe, — das Kind, das der gesunden Mutter aͤhnlich siehet, von ihnen frei sey. Wohl koͤnnen also Kinder derselben Eltern — einige gesund und gerade, andere ausgewachsen und unvollkommen seyn — wohl wie das Beispiel der kallogischen Familie zeiget, welches den Physiologen so viel Erklaͤrungsarten abgezwungen hat,*) einige mit der ordentlichen Anzahl der Finger, andere mit einer Ueberzahl geboren werden, je nachdem diese dem Theile der Eltern aͤhnlich sind, welcher diesen Fehler an seinem Koͤrper traͤget — jene dem, der davon frei ist, aͤhnlich sehen. So koͤnnen auch Nationalformen Nationalzuͤge entstehen — die nicht in der Formart der Na-

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[39/0039] diese organisirende Aehnlichkeit, selbst die physischen Fehler des Vaters oder der Mutter auf die jenem oder diesem Theile mehr aͤhnlichen Kinder hinuͤber, so daß das Kind, das dem Vater aͤhnlich siehet, auch seine physischen Gebrechen an sich habe, — das Kind, das der gesunden Mutter aͤhnlich siehet, von ihnen frei sey. Wohl koͤnnen also Kinder derselben Eltern — einige gesund und gerade, andere ausgewachsen und unvollkommen seyn — wohl wie das Beispiel der kallogischen Familie zeiget, welches den Physiologen so viel Erklaͤrungsarten abgezwungen hat,*) einige mit der ordentlichen Anzahl der Finger, andere mit einer Ueberzahl geboren werden, je nachdem diese dem Theile der Eltern aͤhnlich sind, welcher diesen Fehler an seinem Koͤrper traͤget — jene dem, der davon frei ist, aͤhnlich sehen. So koͤnnen auch Nationalformen Nationalzuͤge entstehen — die nicht in der Formart der Na- *) Haller Elem. Physiol.Physicl. 1. 29. S. II. §. 8. auch Maupretuis Venus Physique — wo dergleichen Beispiele von Fortpflanzungen erzaͤhlet werden.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/39>, abgerufen am 28.04.2024.