Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

Zehnter Band zweites Stück. Zur höheren Erfahrungsseelenkunde.
43-84.

Eintheilung einer jeden Wissenschaft in einen gemeinen und höhern Theil. Das fundamentum divisionis beruht entweder auf der Verschiedenheit der Art, den Gegenstand der Wissenschaft zu betrachten, oder auf der Verschiedenheit der Gegenstände selbst (die aber doch in einem Gattungsbegrif übereinstimmen, wodurch sie bei ihrer Verschiedenheit dennoch zu einer einzigen Wissenschaft gehören). Eben so kann die Erfahrungsseelenkunde in die gemeine und höhere Erfahrungsseelenkunde eingetheilt werden. Der Gegenstand jener sind die niedern; der Gegenstand dieser aber die höheren Seelenkräfte; die an sich keinen Krankheiten unterworfen seyn können, wohl aber vermittelst der Krankheiten der niedern Seelenkräfte.

So äußern sich auch die Krankheiten der niedern Seelenkräfte in derjenigen Würkungsart unseres Erkenntnißvermögens, die sich auf bestimmte Objekte bezieht. Die Krankheiten der höheren Seelenkräfte aber äußern sich hauptsächlich in dem Trieb unseres Erkenntnißvermögens, das sei-


Zehnter Band zweites Stuͤck. Zur hoͤheren Erfahrungsseelenkunde.
43-84.

Eintheilung einer jeden Wissenschaft in einen gemeinen und hoͤhern Theil. Das fundamentum divisionis beruht entweder auf der Verschiedenheit der Art, den Gegenstand der Wissenschaft zu betrachten, oder auf der Verschiedenheit der Gegenstaͤnde selbst (die aber doch in einem Gattungsbegrif uͤbereinstimmen, wodurch sie bei ihrer Verschiedenheit dennoch zu einer einzigen Wissenschaft gehoͤren). Eben so kann die Erfahrungsseelenkunde in die gemeine und hoͤhere Erfahrungsseelenkunde eingetheilt werden. Der Gegenstand jener sind die niedern; der Gegenstand dieser aber die hoͤheren Seelenkraͤfte; die an sich keinen Krankheiten unterworfen seyn koͤnnen, wohl aber vermittelst der Krankheiten der niedern Seelenkraͤfte.

So aͤußern sich auch die Krankheiten der niedern Seelenkraͤfte in derjenigen Wuͤrkungsart unseres Erkenntnißvermoͤgens, die sich auf bestimmte Objekte bezieht. Die Krankheiten der hoͤheren Seelenkraͤfte aber aͤußern sich hauptsaͤchlich in dem Trieb unseres Erkenntnißvermoͤgens, das sei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0143" n="143"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Zehnter Band zweites Stu&#x0364;ck.                         Zur ho&#x0364;heren Erfahrungsseelenkunde.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>43-84.</head><lb/>
            <p>Eintheilung einer jeden Wissenschaft in einen <hi rendition="#b">gemeinen</hi> und <hi rendition="#b">ho&#x0364;hern</hi> Theil.                         Das <hi rendition="#b">fundamentum divisionis</hi> beruht entweder auf der <hi rendition="#b">Verschiedenheit der Art,</hi> den Gegenstand der                         Wissenschaft zu betrachten, oder auf der <hi rendition="#b">Verschiedenheit                             der Gegensta&#x0364;nde</hi> selbst (die aber doch in einem Gattungsbegrif                         u&#x0364;bereinstimmen, wodurch sie bei ihrer Verschiedenheit dennoch zu einer                         einzigen Wissenschaft geho&#x0364;ren). Eben so kann die <hi rendition="#b">Erfahrungsseelenkunde</hi> in die <hi rendition="#b">gemeine</hi> und <hi rendition="#b">ho&#x0364;here</hi> Erfahrungsseelenkunde eingetheilt                         werden. Der Gegenstand jener sind die <hi rendition="#b">niedern;</hi> der                         Gegenstand dieser aber die <hi rendition="#b">ho&#x0364;heren</hi> Seelenkra&#x0364;fte;                         die an sich keinen Krankheiten unterworfen seyn ko&#x0364;nnen, wohl aber                         vermittelst der Krankheiten der niedern Seelenkra&#x0364;fte.</p>
            <p>So a&#x0364;ußern sich                         auch die Krankheiten der niedern Seelenkra&#x0364;fte in derjenigen Wu&#x0364;rkungsart                         unseres Erkenntnißvermo&#x0364;gens, die sich auf bestimmte Objekte bezieht. Die                         Krankheiten der ho&#x0364;heren Seelenkra&#x0364;fte aber a&#x0364;ußern sich hauptsa&#x0364;chlich in dem                         Trieb unseres Erkenntnißvermo&#x0364;gens, das sei-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0143] Zehnter Band zweites Stuͤck. Zur hoͤheren Erfahrungsseelenkunde. 43-84. Eintheilung einer jeden Wissenschaft in einen gemeinen und hoͤhern Theil. Das fundamentum divisionis beruht entweder auf der Verschiedenheit der Art, den Gegenstand der Wissenschaft zu betrachten, oder auf der Verschiedenheit der Gegenstaͤnde selbst (die aber doch in einem Gattungsbegrif uͤbereinstimmen, wodurch sie bei ihrer Verschiedenheit dennoch zu einer einzigen Wissenschaft gehoͤren). Eben so kann die Erfahrungsseelenkunde in die gemeine und hoͤhere Erfahrungsseelenkunde eingetheilt werden. Der Gegenstand jener sind die niedern; der Gegenstand dieser aber die hoͤheren Seelenkraͤfte; die an sich keinen Krankheiten unterworfen seyn koͤnnen, wohl aber vermittelst der Krankheiten der niedern Seelenkraͤfte. So aͤußern sich auch die Krankheiten der niedern Seelenkraͤfte in derjenigen Wuͤrkungsart unseres Erkenntnißvermoͤgens, die sich auf bestimmte Objekte bezieht. Die Krankheiten der hoͤheren Seelenkraͤfte aber aͤußern sich hauptsaͤchlich in dem Trieb unseres Erkenntnißvermoͤgens, das sei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/143
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/143>, abgerufen am 22.12.2024.