Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


kritischen Philosophie, in der Vernunftform, sondern in dem Trieb nach der höchsten Vollkommenheit gegründet seyn werden.

Aus dem Aufsatze von Jordan Bruno, und meinen Erläuterungen darüber, läßt sich kein Auszug liefern.


Zum Beschlusse dieses Werks will ich hier eine Beobachtung hersetzen, die ich vielfältig an mir selbst zu machen Gelegenheit gehabt, und deren Entdeckung andern eben dieselben Dienste leisten kann, die sie mir geleistet hat.

Da ich mich nämlich sehr frühzeitig zum Nachdenken gewöhnt hatte, so bemerkte ich, wenn ich mich im Nachdenken recht vertieft hatte, an meinen Augen ein heftiges Spannen und Ziehen nach einwärts zu, welches mir unerträglich war. Jch war daher auf Mittel bedacht, diesem Uebel abzuhelfen. Jch wollte mich vom Nachdenken losreißen, aber dieses wollte nicht immer gehen (wenn nicht zufällige Zerstreuungen diesem zu Hülfe kamen).

Jch bemerkte aber, daß wenn mir während meines Nachdenkens etwas aus meinem Gedächtniß einfiel, und ich mich bemühte, mich dessen recht zu erinnern, das vorerwähnte Spannen und Zie-


kritischen Philosophie, in der Vernunftform, sondern in dem Trieb nach der hoͤchsten Vollkommenheit gegruͤndet seyn werden.

Aus dem Aufsatze von Jordan Bruno, und meinen Erlaͤuterungen daruͤber, laͤßt sich kein Auszug liefern.


Zum Beschlusse dieses Werks will ich hier eine Beobachtung hersetzen, die ich vielfaͤltig an mir selbst zu machen Gelegenheit gehabt, und deren Entdeckung andern eben dieselben Dienste leisten kann, die sie mir geleistet hat.

Da ich mich naͤmlich sehr fruͤhzeitig zum Nachdenken gewoͤhnt hatte, so bemerkte ich, wenn ich mich im Nachdenken recht vertieft hatte, an meinen Augen ein heftiges Spannen und Ziehen nach einwaͤrts zu, welches mir unertraͤglich war. Jch war daher auf Mittel bedacht, diesem Uebel abzuhelfen. Jch wollte mich vom Nachdenken losreißen, aber dieses wollte nicht immer gehen (wenn nicht zufaͤllige Zerstreuungen diesem zu Huͤlfe kamen).

Jch bemerkte aber, daß wenn mir waͤhrend meines Nachdenkens etwas aus meinem Gedaͤchtniß einfiel, und ich mich bemuͤhte, mich dessen recht zu erinnern, das vorerwaͤhnte Spannen und Zie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0145" n="145"/><lb/>
kritischen Philosophie, in                         der Vernunftform, sondern in dem <hi rendition="#b">Trieb nach der ho&#x0364;chsten                             Vollkommenheit</hi> gegru&#x0364;ndet seyn werden.</p>
            <p>Aus dem Aufsatze von <hi rendition="#b">Jordan Bruno,</hi> und meinen Erla&#x0364;uterungen daru&#x0364;ber,                         la&#x0364;ßt sich kein Auszug liefern.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
          <div n="3">
            <p>Zum Beschlusse dieses                         Werks will ich hier eine Beobachtung hersetzen, die ich vielfa&#x0364;ltig an mir                         selbst zu machen Gelegenheit gehabt, und deren Entdeckung andern eben                         dieselben Dienste leisten kann, die sie mir geleistet hat.</p>
            <p>Da ich mich                         na&#x0364;mlich sehr fru&#x0364;hzeitig zum Nachdenken gewo&#x0364;hnt hatte, so bemerkte ich, wenn                         ich mich im Nachdenken recht vertieft hatte, an meinen Augen ein heftiges                         Spannen und Ziehen nach einwa&#x0364;rts zu, welches mir unertra&#x0364;glich war. Jch war                         daher auf Mittel bedacht, diesem Uebel abzuhelfen. Jch wollte mich vom                         Nachdenken losreißen, aber dieses wollte nicht immer gehen (wenn nicht                         zufa&#x0364;llige Zerstreuungen diesem zu Hu&#x0364;lfe kamen).</p>
            <p>Jch bemerkte aber, daß                         wenn mir wa&#x0364;hrend meines Nachdenkens etwas aus meinem Geda&#x0364;chtniß einfiel, und                         ich mich bemu&#x0364;hte, mich dessen recht zu erinnern, das vorerwa&#x0364;hnte Spannen und                             Zie-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0145] kritischen Philosophie, in der Vernunftform, sondern in dem Trieb nach der hoͤchsten Vollkommenheit gegruͤndet seyn werden. Aus dem Aufsatze von Jordan Bruno, und meinen Erlaͤuterungen daruͤber, laͤßt sich kein Auszug liefern. Zum Beschlusse dieses Werks will ich hier eine Beobachtung hersetzen, die ich vielfaͤltig an mir selbst zu machen Gelegenheit gehabt, und deren Entdeckung andern eben dieselben Dienste leisten kann, die sie mir geleistet hat. Da ich mich naͤmlich sehr fruͤhzeitig zum Nachdenken gewoͤhnt hatte, so bemerkte ich, wenn ich mich im Nachdenken recht vertieft hatte, an meinen Augen ein heftiges Spannen und Ziehen nach einwaͤrts zu, welches mir unertraͤglich war. Jch war daher auf Mittel bedacht, diesem Uebel abzuhelfen. Jch wollte mich vom Nachdenken losreißen, aber dieses wollte nicht immer gehen (wenn nicht zufaͤllige Zerstreuungen diesem zu Huͤlfe kamen). Jch bemerkte aber, daß wenn mir waͤhrend meines Nachdenkens etwas aus meinem Gedaͤchtniß einfiel, und ich mich bemuͤhte, mich dessen recht zu erinnern, das vorerwaͤhnte Spannen und Zie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/145
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/145>, abgerufen am 22.12.2024.