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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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Zweites Stück
II. zur Seelenkrankheitskunde.
10-18.

Ein Schuhmacher, dem auf seinen Reisen, sein Felleisen und mit diesem sein Handwerkszeug und seine Kundschaften gestohlen worden waren, ließ sich als Soldat anwerben. Lebensüberdruß und fromme Schwärmerei spannten sein Verlangen aufs höchste nach der Glückseligkeit eines künftigen Lebens. Er dachte daher darauf, wie er seine körperliche Hülle von sich abwerfen könne, um so bald als möglich dieser Glückseligkeit theilhaftig zu werden; doch so, daß er demohngeachtet selig sterben könnte. Er wählte dazu den Weg, sein Leben durch einen Mord zu verwirken, nach dessen Vollbringung er sich zu Gott zu bekehren, und selig zu werden glaubte.

Diesen Mord übte er nachher wirklich an einem Kinde aus.

Die Bücher die man bei ihm gefunden, und worin er fleißig gelesen hat, waren Arnds wahres


Zweites Stuͤck
II. zur Seelenkrankheitskunde.
10-18.

Ein Schuhmacher, dem auf seinen Reisen, sein Felleisen und mit diesem sein Handwerkszeug und seine Kundschaften gestohlen worden waren, ließ sich als Soldat anwerben. Lebensuͤberdruß und fromme Schwaͤrmerei spannten sein Verlangen aufs hoͤchste nach der Gluͤckseligkeit eines kuͤnftigen Lebens. Er dachte daher darauf, wie er seine koͤrperliche Huͤlle von sich abwerfen koͤnne, um so bald als moͤglich dieser Gluͤckseligkeit theilhaftig zu werden; doch so, daß er demohngeachtet selig sterben koͤnnte. Er waͤhlte dazu den Weg, sein Leben durch einen Mord zu verwirken, nach dessen Vollbringung er sich zu Gott zu bekehren, und selig zu werden glaubte.

Diesen Mord uͤbte er nachher wirklich an einem Kinde aus.

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[17/0017] Zweites Stuͤck II. zur Seelenkrankheitskunde. 10-18. Ein Schuhmacher, dem auf seinen Reisen, sein Felleisen und mit diesem sein Handwerkszeug und seine Kundschaften gestohlen worden waren, ließ sich als Soldat anwerben. Lebensuͤberdruß und fromme Schwaͤrmerei spannten sein Verlangen aufs hoͤchste nach der Gluͤckseligkeit eines kuͤnftigen Lebens. Er dachte daher darauf, wie er seine koͤrperliche Huͤlle von sich abwerfen koͤnne, um so bald als moͤglich dieser Gluͤckseligkeit theilhaftig zu werden; doch so, daß er demohngeachtet selig sterben koͤnnte. Er waͤhlte dazu den Weg, sein Leben durch einen Mord zu verwirken, nach dessen Vollbringung er sich zu Gott zu bekehren, und selig zu werden glaubte. Diesen Mord uͤbte er nachher wirklich an einem Kinde aus. Die Buͤcher die man bei ihm gefunden, und worin er fleißig gelesen hat, waren Arnds wahres

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/17>, abgerufen am 22.12.2024.