Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Von dieser Zeit an bis zum 23sten May scheinen sich mörderische Gedanken in seiner Seele erzeugt zu haben. Und leider scheint es nur allzuwahr zu seyn, daß eine fromme Schwärmerei den ersten Grund darzu legte. Die Vorstellungen von der Glückseeligkeit eines künftigen Lebens waren vielleicht bei ihm aufs höchste gespannt, da sie in Unmuth und Lebensüberdruß ausarteten, und er auf alle Weise diese Bürde abzuwerfen suchte, doch so, daß er demohngeachtet seelig sterben könnte. Und hiezu sahe er nun gerade den einzigen
Von dieser Zeit an bis zum 23sten May scheinen sich moͤrderische Gedanken in seiner Seele erzeugt zu haben. Und leider scheint es nur allzuwahr zu seyn, daß eine fromme Schwaͤrmerei den ersten Grund darzu legte. Die Vorstellungen von der Gluͤckseeligkeit eines kuͤnftigen Lebens waren vielleicht bei ihm aufs hoͤchste gespannt, da sie in Unmuth und Lebensuͤberdruß ausarteten, und er auf alle Weise diese Buͤrde abzuwerfen suchte, doch so, daß er demohngeachtet seelig sterben koͤnnte. Und hiezu sahe er nun gerade den einzigen <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0015" n="11"/><lb/> Danzig unter des Major Augustin Kompagnie Daͤnischen Seelaͤndischen Regiments, auf sechzehn Jahr anwerben, und nach Kopenhagen transportieren. Ob er hier gleich, seiner Erzaͤhlung nach, sehr vieles von seinen Officieren ausstehen mußte, hielt er doch seine sechzehn Jahr aus, und als diese vorbei waren, nahm er sich vor, nach Hause zu gehen. Auf seiner Reise aber traf er einen beurlaubten Soldaten Nahmens Boͤrmann, der zu Meyburg an den Meklenburgischen Grenzen Buͤrger und Schuhmacher war, etwa eine Meile von diesem Orte, an, der ihn in seine Werkstatt aufnahm. Allein die Werkstatt gefiel ihm nicht, und er verließ sie noch an demselben Tage wieder, worauf er in ein Bierhaus ging, und sich gegen fuͤnf Thaler Handgeld von einem Reuter anwerben ließ, der ihn den 11ten Maͤrz 1753 dem Wintersheimischen Regimente in Burg uͤberlieferte. </p> <p>Von dieser Zeit an bis zum 23sten May scheinen sich moͤrderische Gedanken in seiner Seele erzeugt zu haben. Und leider scheint es nur allzuwahr zu seyn, daß eine fromme Schwaͤrmerei den ersten Grund darzu legte. Die Vorstellungen von der Gluͤckseeligkeit eines kuͤnftigen Lebens waren vielleicht bei ihm aufs hoͤchste gespannt, da sie in Unmuth und Lebensuͤberdruß ausarteten, und er auf alle Weise diese Buͤrde abzuwerfen suchte, doch so, daß er demohngeachtet seelig sterben koͤnnte. Und hiezu sahe er nun gerade den einzigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0015]
Danzig unter des Major Augustin Kompagnie Daͤnischen Seelaͤndischen Regiments, auf sechzehn Jahr anwerben, und nach Kopenhagen transportieren. Ob er hier gleich, seiner Erzaͤhlung nach, sehr vieles von seinen Officieren ausstehen mußte, hielt er doch seine sechzehn Jahr aus, und als diese vorbei waren, nahm er sich vor, nach Hause zu gehen. Auf seiner Reise aber traf er einen beurlaubten Soldaten Nahmens Boͤrmann, der zu Meyburg an den Meklenburgischen Grenzen Buͤrger und Schuhmacher war, etwa eine Meile von diesem Orte, an, der ihn in seine Werkstatt aufnahm. Allein die Werkstatt gefiel ihm nicht, und er verließ sie noch an demselben Tage wieder, worauf er in ein Bierhaus ging, und sich gegen fuͤnf Thaler Handgeld von einem Reuter anwerben ließ, der ihn den 11ten Maͤrz 1753 dem Wintersheimischen Regimente in Burg uͤberlieferte.
Von dieser Zeit an bis zum 23sten May scheinen sich moͤrderische Gedanken in seiner Seele erzeugt zu haben. Und leider scheint es nur allzuwahr zu seyn, daß eine fromme Schwaͤrmerei den ersten Grund darzu legte. Die Vorstellungen von der Gluͤckseeligkeit eines kuͤnftigen Lebens waren vielleicht bei ihm aufs hoͤchste gespannt, da sie in Unmuth und Lebensuͤberdruß ausarteten, und er auf alle Weise diese Buͤrde abzuwerfen suchte, doch so, daß er demohngeachtet seelig sterben koͤnnte. Und hiezu sahe er nun gerade den einzigen
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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