Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
<TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0030" n="26"/><lb/> Oberrock wieder aus, und ging zum Jnspektor S. ― Zwei Kerl standen mit Pruͤgeln in der Thuͤr, und der Jnspektor schrie ihm entgegen: Nun! wo bleibt Jhr denn so lange? Hat's man Euch nicht gesagt? ― O ja, Herr Jnspektor, aber ich war nicht faͤhig, ehr vernuͤnftig mit Jhnen zu sprechen; ich wollte erst meine Hitze vorbei lassen! ― Ei! Hitze! sagte S. wir woll'n Euch schon Eure Hitze abkuͤhlen. Jetzt sollt Jhr Eure Pruͤgel fuͤr Euren boshaften Streich haben! stellt Euch 'rum! ― Pruͤgel, fuhr Robert auf, und das so schnell! hoͤren Sie mich erst! ― Wollt Jhr auch noch raͤsonniren, Bube! 'rum, sag' ich! ― Er faßte ihn hier bei der Brust! Herr Jnspektor, rief Robert, maͤßigen Sie sich, und riß sich von ihm los. Daraus wird nichts. Wer mich anruͤhrt, den tret ich mit Fuͤssen. ― Packt ihn an, rief er den Aufwaͤrtern zu. Robert aber stieß den einen, der auf ihn los kam, mit großer Gewalt in die Stube hin. Sie sind ein Esel, sagte er zum Jnpektor; ich mag mich von Jhnen nicht richten lassen. Leben Sie wohl. Jndem oͤfnete er die Thuͤr und trat heraus. Die Schuͤler standen auf dem Flur und freuten sich uͤber den alten Aufwaͤrter, der noch auf der Erde lag, eingedenk so mancher Empfindungen, die er auf ihrem Buckel und Hintern verursacht haben mochte. Der andre lies ihn ruhig davon gehn, und von den Schuͤlern ward er wie ein Sieger die Stufen herunter begleitet. Der Jnspektor rief umsonst, man sollte ihn halten. Er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
Oberrock wieder aus, und ging zum Jnspektor S. ― Zwei Kerl standen mit Pruͤgeln in der Thuͤr, und der Jnspektor schrie ihm entgegen: Nun! wo bleibt Jhr denn so lange? Hat's man Euch nicht gesagt? ― O ja, Herr Jnspektor, aber ich war nicht faͤhig, ehr vernuͤnftig mit Jhnen zu sprechen; ich wollte erst meine Hitze vorbei lassen! ― Ei! Hitze! sagte S. wir woll'n Euch schon Eure Hitze abkuͤhlen. Jetzt sollt Jhr Eure Pruͤgel fuͤr Euren boshaften Streich haben! stellt Euch 'rum! ― Pruͤgel, fuhr Robert auf, und das so schnell! hoͤren Sie mich erst! ― Wollt Jhr auch noch raͤsonniren, Bube! 'rum, sag' ich! ― Er faßte ihn hier bei der Brust! Herr Jnspektor, rief Robert, maͤßigen Sie sich, und riß sich von ihm los. Daraus wird nichts. Wer mich anruͤhrt, den tret ich mit Fuͤssen. ― Packt ihn an, rief er den Aufwaͤrtern zu. Robert aber stieß den einen, der auf ihn los kam, mit großer Gewalt in die Stube hin. Sie sind ein Esel, sagte er zum Jnpektor; ich mag mich von Jhnen nicht richten lassen. Leben Sie wohl. Jndem oͤfnete er die Thuͤr und trat heraus. Die Schuͤler standen auf dem Flur und freuten sich uͤber den alten Aufwaͤrter, der noch auf der Erde lag, eingedenk so mancher Empfindungen, die er auf ihrem Buckel und Hintern verursacht haben mochte. Der andre lies ihn ruhig davon gehn, und von den Schuͤlern ward er wie ein Sieger die Stufen herunter begleitet. Der Jnspektor rief umsonst, man sollte ihn halten. Er
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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