Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
Jch weiß, daß nicht alle Weltweisen einen solchen Anfang der Bewegung zugeben; daß man gute Gründe hat, zu glauben, es entstehe überall keine neue Bewegung in der Natur; ja, wie einige hinzuthun, auch keine neue Richtung der Bewegung; sondern eine gewisse Quantität der Bewegungskräfte, so wie der Richtungen, bleibe vor und nach jedem Anstoße, vor und nach jeder Veränderung, gleich groß. Wenn Körper an Körper stoßen, hat dieses seine Richtigkeit. Ob sich aber dieses beim Uebergange aus der Jdeenwelt in das Materielle eben also verhalte, und auch da keine neue Bewegung entstehe, und keine neue Direktion ihren Anfang nehme, scheint so ausgemacht noch nicht zu seyn, und die Analogie kann hier nicht völlig entscheiden. Jndessen kömmt es mir hier auf diese spe-
Jch weiß, daß nicht alle Weltweisen einen solchen Anfang der Bewegung zugeben; daß man gute Gruͤnde hat, zu glauben, es entstehe uͤberall keine neue Bewegung in der Natur; ja, wie einige hinzuthun, auch keine neue Richtung der Bewegung; sondern eine gewisse Quantitaͤt der Bewegungskraͤfte, so wie der Richtungen, bleibe vor und nach jedem Anstoße, vor und nach jeder Veraͤnderung, gleich groß. Wenn Koͤrper an Koͤrper stoßen, hat dieses seine Richtigkeit. Ob sich aber dieses beim Uebergange aus der Jdeenwelt in das Materielle eben also verhalte, und auch da keine neue Bewegung entstehe, und keine neue Direktion ihren Anfang nehme, scheint so ausgemacht noch nicht zu seyn, und die Analogie kann hier nicht voͤllig entscheiden. Jndessen koͤmmt es mir hier auf diese spe- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0051" n="47"/><lb/> nenne ich <hi rendition="#b">wuͤrksame Jdee;</hi> (im Gegensatz der blos spekulativen Jdeen, die sich nicht uͤber das Gehirn und etwa das System der Empfindungsnerven erstrecken, ohne auf die Bewegungsnerven Einfluß zu haben, und die ich dieserhalb <hi rendition="#b">unwuͤrksame</hi> Jdeen nennen will;) und was davon in die Materie zuerst uͤbergeht, <hi rendition="#b">organischen Anstoß,</hi> erste <hi rendition="#b">Regung.</hi> Die in dem Augenblick des Ueberganges wuͤrksame Jdee erzeugt den organischen Anstoß, und diese ist der Anfang einer Bewegung, die sich, nach den Gesetzen der koͤrperlichen Bewegung, alsdann in der Materie weiter fortsetzt, und zum Ziele fuͤhret. </p> <p>Jch weiß, daß nicht alle Weltweisen einen solchen Anfang der Bewegung zugeben; daß man gute Gruͤnde hat, zu glauben, es entstehe uͤberall keine neue Bewegung in der Natur; ja, wie einige hinzuthun, auch keine neue Richtung der Bewegung; sondern eine gewisse Quantitaͤt der Bewegungskraͤfte, so wie der Richtungen, bleibe vor und nach jedem Anstoße, vor und nach jeder Veraͤnderung, gleich groß. Wenn Koͤrper an Koͤrper stoßen, hat dieses seine Richtigkeit. Ob sich aber dieses beim Uebergange aus der Jdeenwelt in das Materielle eben also verhalte, und auch da keine neue Bewegung entstehe, und keine neue Direktion ihren Anfang nehme, scheint so ausgemacht noch nicht zu seyn, und die Analogie kann hier nicht voͤllig entscheiden. Jndessen koͤmmt es mir hier auf diese spe-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0051]
nenne ich wuͤrksame Jdee; (im Gegensatz der blos spekulativen Jdeen, die sich nicht uͤber das Gehirn und etwa das System der Empfindungsnerven erstrecken, ohne auf die Bewegungsnerven Einfluß zu haben, und die ich dieserhalb unwuͤrksame Jdeen nennen will;) und was davon in die Materie zuerst uͤbergeht, organischen Anstoß, erste Regung. Die in dem Augenblick des Ueberganges wuͤrksame Jdee erzeugt den organischen Anstoß, und diese ist der Anfang einer Bewegung, die sich, nach den Gesetzen der koͤrperlichen Bewegung, alsdann in der Materie weiter fortsetzt, und zum Ziele fuͤhret.
Jch weiß, daß nicht alle Weltweisen einen solchen Anfang der Bewegung zugeben; daß man gute Gruͤnde hat, zu glauben, es entstehe uͤberall keine neue Bewegung in der Natur; ja, wie einige hinzuthun, auch keine neue Richtung der Bewegung; sondern eine gewisse Quantitaͤt der Bewegungskraͤfte, so wie der Richtungen, bleibe vor und nach jedem Anstoße, vor und nach jeder Veraͤnderung, gleich groß. Wenn Koͤrper an Koͤrper stoßen, hat dieses seine Richtigkeit. Ob sich aber dieses beim Uebergange aus der Jdeenwelt in das Materielle eben also verhalte, und auch da keine neue Bewegung entstehe, und keine neue Direktion ihren Anfang nehme, scheint so ausgemacht noch nicht zu seyn, und die Analogie kann hier nicht voͤllig entscheiden. Jndessen koͤmmt es mir hier auf diese spe-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/51>, abgerufen am 16.02.2025. |