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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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Kraft, und unterbricht dadurch die Einwirkung der zweckmäßigen Vorstellung D.

Das Stottern wäre also, nach dieser Hypothese, nichts anders, als eine Art von Collision einer zweckmäßigen mit einer unzweckmäßigen Jdee, welche beide auf die Sprachwerkzeuge zugleich wirken wollen, und fast gleiche Momente der Kraft haben. Die Glieder der Jdeenkette, die sich, ohne unmittelbare Lenkung der Seele einander nachziehen sollen, werden, durch eine fremde Jdee, die sich dazwischen gelegt, aufgehalten, und nunmehr findet die hinzutretende Seele ihre Schwierigkeit, das Hinderniß aus dem Wege zu nehmen.

Jn einer Gemüthsbewegung drängen sich gewisse Jdeen mit einer solchen Lebhaftigkeit und Wirksamkeit vor, daß sie gar leicht den Lauf der zweckmäßigen Jdeen unterbrechen können.

Wenn wir uns in einer fremden Sprache ausdrücken wollen, so pflegen wir selten, so lange sie uns nicht sehr geläufig ist, in derselben zu denken, sondern wir denken noch immer in der Muttersprache, und übersetzen uns selbst, in währendem Sprechen, aus der geläufigen in die fremde Sprache. Wir haben also zu gleicher Zeit, nicht nur für das Gegenwärtige, in einer Sprache zu denken, in welcher sich der Ausdruck von selbst darbietet, und in einer andern den Ausdruck aufzusuchen, der uns zu fliehen scheinet; sondern müssen auch für das Nächstkünftige sorgen, denken und übersetzen, damit wir


Kraft, und unterbricht dadurch die Einwirkung der zweckmaͤßigen Vorstellung D.

Das Stottern waͤre also, nach dieser Hypothese, nichts anders, als eine Art von Collision einer zweckmaͤßigen mit einer unzweckmaͤßigen Jdee, welche beide auf die Sprachwerkzeuge zugleich wirken wollen, und fast gleiche Momente der Kraft haben. Die Glieder der Jdeenkette, die sich, ohne unmittelbare Lenkung der Seele einander nachziehen sollen, werden, durch eine fremde Jdee, die sich dazwischen gelegt, aufgehalten, und nunmehr findet die hinzutretende Seele ihre Schwierigkeit, das Hinderniß aus dem Wege zu nehmen.

Jn einer Gemuͤthsbewegung draͤngen sich gewisse Jdeen mit einer solchen Lebhaftigkeit und Wirksamkeit vor, daß sie gar leicht den Lauf der zweckmaͤßigen Jdeen unterbrechen koͤnnen.

Wenn wir uns in einer fremden Sprache ausdruͤcken wollen, so pflegen wir selten, so lange sie uns nicht sehr gelaͤufig ist, in derselben zu denken, sondern wir denken noch immer in der Muttersprache, und uͤbersetzen uns selbst, in waͤhrendem Sprechen, aus der gelaͤufigen in die fremde Sprache. Wir haben also zu gleicher Zeit, nicht nur fuͤr das Gegenwaͤrtige, in einer Sprache zu denken, in welcher sich der Ausdruck von selbst darbietet, und in einer andern den Ausdruck aufzusuchen, der uns zu fliehen scheinet; sondern muͤssen auch fuͤr das Naͤchstkuͤnftige sorgen, denken und uͤbersetzen, damit wir

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[59/0063] Kraft, und unterbricht dadurch die Einwirkung der zweckmaͤßigen Vorstellung D. Das Stottern waͤre also, nach dieser Hypothese, nichts anders, als eine Art von Collision einer zweckmaͤßigen mit einer unzweckmaͤßigen Jdee, welche beide auf die Sprachwerkzeuge zugleich wirken wollen, und fast gleiche Momente der Kraft haben. Die Glieder der Jdeenkette, die sich, ohne unmittelbare Lenkung der Seele einander nachziehen sollen, werden, durch eine fremde Jdee, die sich dazwischen gelegt, aufgehalten, und nunmehr findet die hinzutretende Seele ihre Schwierigkeit, das Hinderniß aus dem Wege zu nehmen. Jn einer Gemuͤthsbewegung draͤngen sich gewisse Jdeen mit einer solchen Lebhaftigkeit und Wirksamkeit vor, daß sie gar leicht den Lauf der zweckmaͤßigen Jdeen unterbrechen koͤnnen. Wenn wir uns in einer fremden Sprache ausdruͤcken wollen, so pflegen wir selten, so lange sie uns nicht sehr gelaͤufig ist, in derselben zu denken, sondern wir denken noch immer in der Muttersprache, und uͤbersetzen uns selbst, in waͤhrendem Sprechen, aus der gelaͤufigen in die fremde Sprache. Wir haben also zu gleicher Zeit, nicht nur fuͤr das Gegenwaͤrtige, in einer Sprache zu denken, in welcher sich der Ausdruck von selbst darbietet, und in einer andern den Ausdruck aufzusuchen, der uns zu fliehen scheinet; sondern muͤssen auch fuͤr das Naͤchstkuͤnftige sorgen, denken und uͤbersetzen, damit wir

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/63>, abgerufen am 21.11.2024.