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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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Man überführte ihn wirklich aus seinen eig-
nen Reden, daß seine Phantasie ihn alle Augenblick
täuschte, dahin aber war er auf keine Weise zu brin-
gen, die Schatzhebung selber auch nur im minde-
sten für Täuschung zu halten. Der Herr Doktor
Pihl ließ seine Schwester Cath. Elisab. Schönfeld
zu sich kommen, um über die Umstände ihres Bru-
ders mehr Licht von ihr zu erhalten. Diese aber
bekräftigte alle thörichten Einbildungen ihres Bru-
ders wörtlich, und war völlig so närrisch, wie er.
Ein Beleg zu der Erfahrung, daß der Wahnwitz
ansteckt.



V.
Gemüthsgeschichte
Christian Gragerts
eines Gensd'armes in Berlin.

Dieser Christian Gragert scheinet, bei einem übri-
gens gutem und stillem Naturell, immer etwas ein-
fältig und leichtgläubig gewesen zu seyn. Wegen
einer besondern Steifigkeit des Körpers und Unge-
lehrigkeit konnte er sich nicht gut mit dem Exerzie-
ren behelfen, und mußte darüber manche Strafe
leiden, welches ihm sehr nahe ging. Hiezu kamen
noch dürftige Umstände, erlittene Unglücksfälle in

seiner

Man uͤberfuͤhrte ihn wirklich aus seinen eig-
nen Reden, daß seine Phantasie ihn alle Augenblick
taͤuschte, dahin aber war er auf keine Weise zu brin-
gen, die Schatzhebung selber auch nur im minde-
sten fuͤr Taͤuschung zu halten. Der Herr Doktor
Pihl ließ seine Schwester Cath. Elisab. Schoͤnfeld
zu sich kommen, um uͤber die Umstaͤnde ihres Bru-
ders mehr Licht von ihr zu erhalten. Diese aber
bekraͤftigte alle thoͤrichten Einbildungen ihres Bru-
ders woͤrtlich, und war voͤllig so naͤrrisch, wie er.
Ein Beleg zu der Erfahrung, daß der Wahnwitz
ansteckt.



V.
Gemuͤthsgeschichte
Christian Gragerts
eines Gensd'armes in Berlin.

Dieser Christian Gragert scheinet, bei einem uͤbri-
gens gutem und stillem Naturell, immer etwas ein-
faͤltig und leichtglaͤubig gewesen zu seyn. Wegen
einer besondern Steifigkeit des Koͤrpers und Unge-
lehrigkeit konnte er sich nicht gut mit dem Exerzie-
ren behelfen, und mußte daruͤber manche Strafe
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[24/0028] Man uͤberfuͤhrte ihn wirklich aus seinen eig- nen Reden, daß seine Phantasie ihn alle Augenblick taͤuschte, dahin aber war er auf keine Weise zu brin- gen, die Schatzhebung selber auch nur im minde- sten fuͤr Taͤuschung zu halten. Der Herr Doktor Pihl ließ seine Schwester Cath. Elisab. Schoͤnfeld zu sich kommen, um uͤber die Umstaͤnde ihres Bru- ders mehr Licht von ihr zu erhalten. Diese aber bekraͤftigte alle thoͤrichten Einbildungen ihres Bru- ders woͤrtlich, und war voͤllig so naͤrrisch, wie er. Ein Beleg zu der Erfahrung, daß der Wahnwitz ansteckt. V. Gemuͤthsgeschichte Christian Gragerts eines Gensd'armes in Berlin. Dieser Christian Gragert scheinet, bei einem uͤbri- gens gutem und stillem Naturell, immer etwas ein- faͤltig und leichtglaͤubig gewesen zu seyn. Wegen einer besondern Steifigkeit des Koͤrpers und Unge- lehrigkeit konnte er sich nicht gut mit dem Exerzie- ren behelfen, und mußte daruͤber manche Strafe leiden, welches ihm sehr nahe ging. Hiezu kamen noch duͤrftige Umstaͤnde, erlittene Ungluͤcksfaͤlle in seiner

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/28>, abgerufen am 21.11.2024.