Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


auf des alten Prof. Junkers ernstliche Vorstellung und Erklärung mich gewöhnet hatte, des Tages gewiß zweimal und meist dreimal diesen Ort zu besuchen, und Leibesöfnung geduldig abzuwarten.

Es traf ein, was mir dieser grosse glückliche Arzt gesagt hatte, daß man sich auf die eine Viertelstunde gewöhnen, und alsdenn ganz sicher auf die Natur verlassen könnte, die diese Ordnung unausbleiblich beobachten würde, und dieß sei der sicherste Weg aller Unordnung des Unterleibes ohne viele Arzeneien vorzubeugen.

Jch konnte unmöglich ganz müssig so zubringen, weil ich anfänglich ziemlich Zeit haben muste, bis, wie er sagte, die Natur sich gewöhnte; daher stellete ich immer eine Anzahl Bücher dahin; und so habe ich seit vielen Jahren einige hundert Bücher gelesen oder durchgeblättert, und konnte doch es merken, wenn irgend etwas unerwartetes erhebliches vorkam.

Diese freilich sonderbare Einrichtung schafte mir einmal ein grosses Vergnügen.

Es sollte der geh. Rath Carrach, wo ich noch wohnete, eine Music in seinem Hause bekommen; ich weiß die Veranlassung nicht mehr. Er hatte unter andern auch die Baumgartensche Familie gebeten, von drei Uhr an Nachmittags.

Baumgarten nahm dergleichen Veränderungen wohl mit, er hatte es aber, so gut als wir, die wir im Hause wohneten, zugleich von einem Abendbrod verstanden, indem sich die Music über sieben Uhr


auf des alten Prof. Junkers ernstliche Vorstellung und Erklaͤrung mich gewoͤhnet hatte, des Tages gewiß zweimal und meist dreimal diesen Ort zu besuchen, und Leibesoͤfnung geduldig abzuwarten.

Es traf ein, was mir dieser grosse gluͤckliche Arzt gesagt hatte, daß man sich auf die eine Viertelstunde gewoͤhnen, und alsdenn ganz sicher auf die Natur verlassen koͤnnte, die diese Ordnung unausbleiblich beobachten wuͤrde, und dieß sei der sicherste Weg aller Unordnung des Unterleibes ohne viele Arzeneien vorzubeugen.

Jch konnte unmoͤglich ganz muͤssig so zubringen, weil ich anfaͤnglich ziemlich Zeit haben muste, bis, wie er sagte, die Natur sich gewoͤhnte; daher stellete ich immer eine Anzahl Buͤcher dahin; und so habe ich seit vielen Jahren einige hundert Buͤcher gelesen oder durchgeblaͤttert, und konnte doch es merken, wenn irgend etwas unerwartetes erhebliches vorkam.

Diese freilich sonderbare Einrichtung schafte mir einmal ein grosses Vergnuͤgen.

Es sollte der geh. Rath Carrach, wo ich noch wohnete, eine Music in seinem Hause bekommen; ich weiß die Veranlassung nicht mehr. Er hatte unter andern auch die Baumgartensche Familie gebeten, von drei Uhr an Nachmittags.

Baumgarten nahm dergleichen Veraͤnderungen wohl mit, er hatte es aber, so gut als wir, die wir im Hause wohneten, zugleich von einem Abendbrod verstanden, indem sich die Music uͤber sieben Uhr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <floatingText xml:id="f03" prev="#f02">
              <body>
                <div n="1">
                  <p><pb facs="#f0114" n="112"/><lb/>
auf des alten Prof. <hi rendition="#b">Junkers</hi> ernstliche Vorstellung und Erkla&#x0364;rung mich gewo&#x0364;hnet  hatte, des Tages gewiß zweimal und meist dreimal diesen Ort zu besuchen, und  Leibeso&#x0364;fnung geduldig abzuwarten. </p>
                  <p>Es traf ein, was mir dieser grosse glu&#x0364;ckliche Arzt gesagt hatte, daß man sich  auf die eine Viertelstunde gewo&#x0364;hnen, und alsdenn ganz sicher auf die Natur  verlassen ko&#x0364;nnte, die diese Ordnung unausbleiblich beobachten wu&#x0364;rde, und  dieß sei der sicherste Weg aller Unordnung des Unterleibes ohne viele  Arzeneien vorzubeugen. </p>
                  <p>Jch konnte unmo&#x0364;glich ganz mu&#x0364;ssig so zubringen, weil ich anfa&#x0364;nglich ziemlich  Zeit haben muste, bis, wie er sagte, die Natur sich gewo&#x0364;hnte; daher stellete  ich immer eine Anzahl Bu&#x0364;cher dahin; und so habe ich seit vielen Jahren  einige hundert Bu&#x0364;cher gelesen oder durchgebla&#x0364;ttert, und konnte doch es  merken, wenn irgend etwas unerwartetes erhebliches vorkam. </p>
                  <p>Diese freilich sonderbare Einrichtung schafte mir einmal ein grosses  Vergnu&#x0364;gen. </p>
                  <p>Es sollte der geh. Rath <hi rendition="#b">Carrach</hi>, wo ich noch  wohnete, eine Music in seinem Hause bekommen; ich weiß die Veranlassung  nicht mehr. Er hatte unter andern auch die <hi rendition="#b">Baumgartensche</hi> Familie gebeten, von drei Uhr an Nachmittags. </p>
                  <p><hi rendition="#b">Baumgarten</hi> nahm dergleichen Vera&#x0364;nderungen wohl mit,  er hatte es aber, so gut als wir, die wir im Hause wohneten, zugleich von  einem Abendbrod verstanden, indem sich die Music u&#x0364;ber sieben Uhr<lb/></p>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0114] auf des alten Prof. Junkers ernstliche Vorstellung und Erklaͤrung mich gewoͤhnet hatte, des Tages gewiß zweimal und meist dreimal diesen Ort zu besuchen, und Leibesoͤfnung geduldig abzuwarten. Es traf ein, was mir dieser grosse gluͤckliche Arzt gesagt hatte, daß man sich auf die eine Viertelstunde gewoͤhnen, und alsdenn ganz sicher auf die Natur verlassen koͤnnte, die diese Ordnung unausbleiblich beobachten wuͤrde, und dieß sei der sicherste Weg aller Unordnung des Unterleibes ohne viele Arzeneien vorzubeugen. Jch konnte unmoͤglich ganz muͤssig so zubringen, weil ich anfaͤnglich ziemlich Zeit haben muste, bis, wie er sagte, die Natur sich gewoͤhnte; daher stellete ich immer eine Anzahl Buͤcher dahin; und so habe ich seit vielen Jahren einige hundert Buͤcher gelesen oder durchgeblaͤttert, und konnte doch es merken, wenn irgend etwas unerwartetes erhebliches vorkam. Diese freilich sonderbare Einrichtung schafte mir einmal ein grosses Vergnuͤgen. Es sollte der geh. Rath Carrach, wo ich noch wohnete, eine Music in seinem Hause bekommen; ich weiß die Veranlassung nicht mehr. Er hatte unter andern auch die Baumgartensche Familie gebeten, von drei Uhr an Nachmittags. Baumgarten nahm dergleichen Veraͤnderungen wohl mit, er hatte es aber, so gut als wir, die wir im Hause wohneten, zugleich von einem Abendbrod verstanden, indem sich die Music uͤber sieben Uhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/114
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/114>, abgerufen am 19.05.2024.