Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.
Auch hat mir ein noch lebender Staabsofficier erzählt: daß er einen reichen Kavalier gekannt, der sich nicht entbrechen können, hin und wieder etwas einzustecken, solches aber nach einiger Zeit seinem Eigenthümer wieder einhändigen zu lassen. Berlin den 14ten November 1783. Nencke.
Auch hat mir ein noch lebender Staabsofficier erzaͤhlt: daß er einen reichen Kavalier gekannt, der sich nicht entbrechen koͤnnen, hin und wieder etwas einzustecken, solches aber nach einiger Zeit seinem Eigenthuͤmer wieder einhaͤndigen zu lassen. Berlin den 14ten November 1783. Nencke. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="19"/><lb/> ruhig, bis er etwas genommen. Oft fiele er mitten in der Nacht in diesen Zustand, wo er aufstehen und das erste beste ergreifen muͤßte, was ihm in die Haͤnde fiele. Oft ergriffe er in dieser Angst, Toͤpfe und andere zerbrechliche Sachen, die er denn in Stuͤcken zerschmisse, und sodann ruhig waͤre. Dieses Ungluͤck sei die Ursach, warum er von einem Regiment an das andere abgegeben worden. Die schreklichste Strafe waͤre bei ihm fruchtlos, denn er sei in diesen Anfaͤllen seiner Sinnen gar nicht maͤchtig; uͤbrigens glaube er, daß ihm boͤse Leute etwas angethan. Er glaubte mit einer leichten Strafe davonzukommen, versprach, so viel moͤglich auf seiner Hut zu seyn, oder wenigstens den Diebstahl sogleich anzuzeigen; aber das Stehlen ganz zu lassen, koͤnne er nicht versprechen; allein er wurde als ein incorrigibler Dieb, nachdem ihm die Haare abgeschnitten worden, uͤber die Graͤnze gebracht.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Auch hat mir ein noch lebender Staabsofficier erzaͤhlt: daß er einen reichen Kavalier gekannt, der sich nicht entbrechen koͤnnen, hin und wieder etwas einzustecken, solches aber nach einiger Zeit seinem Eigenthuͤmer wieder einhaͤndigen zu lassen. </p> <p>Berlin den 14ten November 1783.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0106"><note type="editorial">Nencke, Karl Christoph</note>Nencke.</persName> </hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0021]
ruhig, bis er etwas genommen. Oft fiele er mitten in der Nacht in diesen Zustand, wo er aufstehen und das erste beste ergreifen muͤßte, was ihm in die Haͤnde fiele. Oft ergriffe er in dieser Angst, Toͤpfe und andere zerbrechliche Sachen, die er denn in Stuͤcken zerschmisse, und sodann ruhig waͤre. Dieses Ungluͤck sei die Ursach, warum er von einem Regiment an das andere abgegeben worden. Die schreklichste Strafe waͤre bei ihm fruchtlos, denn er sei in diesen Anfaͤllen seiner Sinnen gar nicht maͤchtig; uͤbrigens glaube er, daß ihm boͤse Leute etwas angethan. Er glaubte mit einer leichten Strafe davonzukommen, versprach, so viel moͤglich auf seiner Hut zu seyn, oder wenigstens den Diebstahl sogleich anzuzeigen; aber das Stehlen ganz zu lassen, koͤnne er nicht versprechen; allein er wurde als ein incorrigibler Dieb, nachdem ihm die Haare abgeschnitten worden, uͤber die Graͤnze gebracht.
Auch hat mir ein noch lebender Staabsofficier erzaͤhlt: daß er einen reichen Kavalier gekannt, der sich nicht entbrechen koͤnnen, hin und wieder etwas einzustecken, solches aber nach einiger Zeit seinem Eigenthuͤmer wieder einhaͤndigen zu lassen.
Berlin den 14ten November 1783.
Nencke.
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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