Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="29"/><lb/> richten und alle Redliche sollen richten! ― niederschreiben soll. Mir wurde den Abend nur etwas entdeckt. Den 18ten lasse ich bis zum Abende nach vier Uhr vergehen, nachdem wir mit Beben die Kinder den Abend zuvor hatten mit ihm hinauf gehen lassen; und nun rufe ich die Kinder selbst von ihm ab. Jch nehme den Ferdinand ganz besonders vor, halte ihm eine lange Predigt von dem Guten, das er bei mir bisher genossen haͤtte; wie dies Dank verdiene; wie er mir an Kindes Stelle sei, wie ich ihn so gut, wie meine eigne Kinder liebe und schuͤtze; wie ich dies auch ferner als Vater thun wuͤrde; wie ich dafuͤr aber auch erwartete, daß er mir auf alles, was ich ihn fragen wuͤrde, die lautere Wahrheit gestehn wuͤrde ― das wolle er thun! ― »Nun, mein Kind, woher haben Sie die Beule am Kopfe?« ― Und denken Sie sich mein Erstaunen, als das Kind, ungeachtet meiner Ermahnung, behauptete, es sei gefallen. ― »Jch weiß es besser, es ist vom Schlage.« ― Nein, nein! mein Lehrer thut mir nichts Boͤses, außer daß er mir dann und wann eine Maulschelle giebt, und die hatte ich verdient. ― »Junger Mensch (mit an den Kopf gelegter, geballter Faust) ich will die Wahrheit wissen, hoͤren Sie <choice><corr>es?«</corr><sic>es?</sic></choice> ― Nein, ich bin gefallen; und das ist die reine Wahrheit. ― »Mensch, ich rufe meinen Sohn, und wie, wenn ders Jhnen ins Gesicht sagt, wie die Sache ist?« ― Jch koͤnne ihn rufen lassen: der wuͤrde es nicht anders sagen koͤnnen. Jch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0031]
richten und alle Redliche sollen richten! ― niederschreiben soll. Mir wurde den Abend nur etwas entdeckt. Den 18ten lasse ich bis zum Abende nach vier Uhr vergehen, nachdem wir mit Beben die Kinder den Abend zuvor hatten mit ihm hinauf gehen lassen; und nun rufe ich die Kinder selbst von ihm ab. Jch nehme den Ferdinand ganz besonders vor, halte ihm eine lange Predigt von dem Guten, das er bei mir bisher genossen haͤtte; wie dies Dank verdiene; wie er mir an Kindes Stelle sei, wie ich ihn so gut, wie meine eigne Kinder liebe und schuͤtze; wie ich dies auch ferner als Vater thun wuͤrde; wie ich dafuͤr aber auch erwartete, daß er mir auf alles, was ich ihn fragen wuͤrde, die lautere Wahrheit gestehn wuͤrde ― das wolle er thun! ― »Nun, mein Kind, woher haben Sie die Beule am Kopfe?« ― Und denken Sie sich mein Erstaunen, als das Kind, ungeachtet meiner Ermahnung, behauptete, es sei gefallen. ― »Jch weiß es besser, es ist vom Schlage.« ― Nein, nein! mein Lehrer thut mir nichts Boͤses, außer daß er mir dann und wann eine Maulschelle giebt, und die hatte ich verdient. ― »Junger Mensch (mit an den Kopf gelegter, geballter Faust) ich will die Wahrheit wissen, hoͤren Sie es?« ― Nein, ich bin gefallen; und das ist die reine Wahrheit. ― »Mensch, ich rufe meinen Sohn, und wie, wenn ders Jhnen ins Gesicht sagt, wie die Sache ist?« ― Jch koͤnne ihn rufen lassen: der wuͤrde es nicht anders sagen koͤnnen. Jch
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