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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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Die unglückliche Schwägerin nimmt also das Licht, und gehet in den Keller, um dieses Kraut zu holen: der unempfindliche Mörder legt bald darauf seine eben angebrannte Tabackspfeife wieder hin, und schleicht ihr nach, nimmt ihr das geholte Sauerkraut ab, das sich auch nachher noch in der Stube fand, giebt ihr aber zugleich unversehens mit einem dazu mitgenommenen und unter dem Rock verborgenen Knittel, nach seinem Angeben eine Elle lang, und fünf Finger dick, noch in dem Keller, als sie eben im Begriff ist, wieder heraufzugehen, auf der untersten Stufe einen schweren Schlag auf den Kopf. Sie behielt noch soviel Bewußtsein, daß sie ihm zuruft, warum er das an ihr thue? aber weder die Wuth, noch die einmal gewagten argen Vorschritte, liessen ihn zurückgehn. Er giebt ihr noch einige Schläge, und da sie noch immer winselt, nimmt er sein gewöhnliches schlechtes Taschenmesser, und giebt, wie er erzählte, um ihr von ihrer Quaal zu helfen, ihr noch einige Stiche und Schnitte, das er selbst im Dunkeln, weil das Licht ausgegangen gewesen, nicht hätte unterscheiden können; verläßt darauf den Keller, ungewiß, ob sie ganz todt sey; sieht auch weiter nicht nach ihr, sondern legt nur, als er wieder aus dem Hause gieng, den Keller zu. Bei der Sektion haben sich Wunden, theils vom Schlag, theils vom Messer gefunden, davon 2 für schlechterdings tödtlich erkannt sind, ihr Blut aber war bis 6 Schuh weit von ihr gesprungen. Sie zu ermorden hatte er den


Die ungluͤckliche Schwaͤgerin nimmt also das Licht, und gehet in den Keller, um dieses Kraut zu holen: der unempfindliche Moͤrder legt bald darauf seine eben angebrannte Tabackspfeife wieder hin, und schleicht ihr nach, nimmt ihr das geholte Sauerkraut ab, das sich auch nachher noch in der Stube fand, giebt ihr aber zugleich unversehens mit einem dazu mitgenommenen und unter dem Rock verborgenen Knittel, nach seinem Angeben eine Elle lang, und fuͤnf Finger dick, noch in dem Keller, als sie eben im Begriff ist, wieder heraufzugehen, auf der untersten Stufe einen schweren Schlag auf den Kopf. Sie behielt noch soviel Bewußtsein, daß sie ihm zuruft, warum er das an ihr thue? aber weder die Wuth, noch die einmal gewagten argen Vorschritte, liessen ihn zuruͤckgehn. Er giebt ihr noch einige Schlaͤge, und da sie noch immer winselt, nimmt er sein gewoͤhnliches schlechtes Taschenmesser, und giebt, wie er erzaͤhlte, um ihr von ihrer Quaal zu helfen, ihr noch einige Stiche und Schnitte, das er selbst im Dunkeln, weil das Licht ausgegangen gewesen, nicht haͤtte unterscheiden koͤnnen; verlaͤßt darauf den Keller, ungewiß, ob sie ganz todt sey; sieht auch weiter nicht nach ihr, sondern legt nur, als er wieder aus dem Hause gieng, den Keller zu. Bei der Sektion haben sich Wunden, theils vom Schlag, theils vom Messer gefunden, davon 2 fuͤr schlechterdings toͤdtlich erkannt sind, ihr Blut aber war bis 6 Schuh weit von ihr gesprungen. Sie zu ermorden hatte er den

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[52/0054] Die ungluͤckliche Schwaͤgerin nimmt also das Licht, und gehet in den Keller, um dieses Kraut zu holen: der unempfindliche Moͤrder legt bald darauf seine eben angebrannte Tabackspfeife wieder hin, und schleicht ihr nach, nimmt ihr das geholte Sauerkraut ab, das sich auch nachher noch in der Stube fand, giebt ihr aber zugleich unversehens mit einem dazu mitgenommenen und unter dem Rock verborgenen Knittel, nach seinem Angeben eine Elle lang, und fuͤnf Finger dick, noch in dem Keller, als sie eben im Begriff ist, wieder heraufzugehen, auf der untersten Stufe einen schweren Schlag auf den Kopf. Sie behielt noch soviel Bewußtsein, daß sie ihm zuruft, warum er das an ihr thue? aber weder die Wuth, noch die einmal gewagten argen Vorschritte, liessen ihn zuruͤckgehn. Er giebt ihr noch einige Schlaͤge, und da sie noch immer winselt, nimmt er sein gewoͤhnliches schlechtes Taschenmesser, und giebt, wie er erzaͤhlte, um ihr von ihrer Quaal zu helfen, ihr noch einige Stiche und Schnitte, das er selbst im Dunkeln, weil das Licht ausgegangen gewesen, nicht haͤtte unterscheiden koͤnnen; verlaͤßt darauf den Keller, ungewiß, ob sie ganz todt sey; sieht auch weiter nicht nach ihr, sondern legt nur, als er wieder aus dem Hause gieng, den Keller zu. Bei der Sektion haben sich Wunden, theils vom Schlag, theils vom Messer gefunden, davon 2 fuͤr schlechterdings toͤdtlich erkannt sind, ihr Blut aber war bis 6 Schuh weit von ihr gesprungen. Sie zu ermorden hatte er den

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/54>, abgerufen am 24.11.2024.