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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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Wenn oft der Himmel umwölkt, und der Horizont klein war, fühlte er eine Art von Bangigkeit, daß die ganze Welt wiederum mit eben so einer Decke umschlossen sey, wie die Stube, worinn er wohnte, und wenn er dann mit seinen Gedanken über diese gewölbte Decke hinausging, so kam ihm diese Welt an sich viel zu klein vor, und es däuchte ihm, als müsse sie wiederum in einer andern eingeschlossen seyn, und das immer so fort.

Eben so ging es ihm mit seiner Vorstellung von Gott, wenn er sich denselben als das höchste Wesen denken wollte.

Er saß einmal in der Dämmerung an einem trüben Abend allein vor seiner Hausthüre, und dachte hierüber nach, indem er oft gen Himmel blickte, und dann wieder die Erde ansahe, und bemerkte, wie sie selbst gegen den trüben Himmel so schwarz und dunkel war.

Ueber dem Himmel dachte er sich Gott, aber jeder, auch der höchste Gott, den sich seine Gedanken schufen, war ihm zu klein, und mußte immer wieder noch einen größern über sich haben, gegen den er ganz verschwand, und so ins Unendliche fort.

Doch hatte er hierüber nie etwas gelesen noch gehört. Was am sonderbarsten war, so gerieth er durch sein beständiges Nachdenken und in sich gekehrt seyn, sogar auf den Egoismus, der ihn beinahe hätte verrückt machen können.



Wenn oft der Himmel umwoͤlkt, und der Horizont klein war, fuͤhlte er eine Art von Bangigkeit, daß die ganze Welt wiederum mit eben so einer Decke umschlossen sey, wie die Stube, worinn er wohnte, und wenn er dann mit seinen Gedanken uͤber diese gewoͤlbte Decke hinausging, so kam ihm diese Welt an sich viel zu klein vor, und es daͤuchte ihm, als muͤsse sie wiederum in einer andern eingeschlossen seyn, und das immer so fort.

Eben so ging es ihm mit seiner Vorstellung von Gott, wenn er sich denselben als das hoͤchste Wesen denken wollte.

Er saß einmal in der Daͤmmerung an einem truͤben Abend allein vor seiner Hausthuͤre, und dachte hieruͤber nach, indem er oft gen Himmel blickte, und dann wieder die Erde ansahe, und bemerkte, wie sie selbst gegen den truͤben Himmel so schwarz und dunkel war.

Ueber dem Himmel dachte er sich Gott, aber jeder, auch der hoͤchste Gott, den sich seine Gedanken schufen, war ihm zu klein, und mußte immer wieder noch einen groͤßern uͤber sich haben, gegen den er ganz verschwand, und so ins Unendliche fort.

Doch hatte er hieruͤber nie etwas gelesen noch gehoͤrt. Was am sonderbarsten war, so gerieth er durch sein bestaͤndiges Nachdenken und in sich gekehrt seyn, sogar auf den Egoismus, der ihn beinahe haͤtte verruͤckt machen koͤnnen.


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[84/0086] Wenn oft der Himmel umwoͤlkt, und der Horizont klein war, fuͤhlte er eine Art von Bangigkeit, daß die ganze Welt wiederum mit eben so einer Decke umschlossen sey, wie die Stube, worinn er wohnte, und wenn er dann mit seinen Gedanken uͤber diese gewoͤlbte Decke hinausging, so kam ihm diese Welt an sich viel zu klein vor, und es daͤuchte ihm, als muͤsse sie wiederum in einer andern eingeschlossen seyn, und das immer so fort. Eben so ging es ihm mit seiner Vorstellung von Gott, wenn er sich denselben als das hoͤchste Wesen denken wollte. Er saß einmal in der Daͤmmerung an einem truͤben Abend allein vor seiner Hausthuͤre, und dachte hieruͤber nach, indem er oft gen Himmel blickte, und dann wieder die Erde ansahe, und bemerkte, wie sie selbst gegen den truͤben Himmel so schwarz und dunkel war. Ueber dem Himmel dachte er sich Gott, aber jeder, auch der hoͤchste Gott, den sich seine Gedanken schufen, war ihm zu klein, und mußte immer wieder noch einen groͤßern uͤber sich haben, gegen den er ganz verschwand, und so ins Unendliche fort. Doch hatte er hieruͤber nie etwas gelesen noch gehoͤrt. Was am sonderbarsten war, so gerieth er durch sein bestaͤndiges Nachdenken und in sich gekehrt seyn, sogar auf den Egoismus, der ihn beinahe haͤtte verruͤckt machen koͤnnen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/86>, abgerufen am 21.11.2024.