Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


wovon nur der eine leben blieb, zu welchem ein Hutmacher in B. Nahmens L.. Gevatter geworden war.

Dieser war einer von den Anhängern des Herrn v. F.. wodurch ihn Antons Vater schon seit ein paar Jahren kannte.

Da nun Anton doch einmal bei einem Meister sollte untergebracht werden, (denn seine beiden Stiefbrüder hatten nun schon ausgelernt, und jeder war mit seinem Handwerke unzufrieden, wozu er von seinem Vater mit Gewalt gezwungen war) und da der Hutmacher L.. gerade einen Burschen haben wollte, der ihm fürs erste nur zur Hand wäre, welch eine herrliche Thüre eröfnete sich nun, nach seines Vaters Meinung, für Anton, daß er eben so, wie seine beiden Stiefbrüder, bei einem so frommen Manne, der dazu ein eifriger Anhänger des Herrn von F.. war, schon so früh könne untergebracht, und von demselben zur wahren Gottseeligkeit und Frömmigkeit angehalten werden.

Dieß mochte schon länger im Werke gewesen seyn, und war vermuthlich die Ursach, warum Antons Vater ihn aus der lateinischen Schule genommen hatte.

Nun aber hatte Anton, seitdem er Latein gelernet, sich auch das Studiren fest in den Kopf gesetzt; denn er hatte eine unbegränzte Ehrfurcht gegen alles, was studiert hatte, und einen schwar-


wovon nur der eine leben blieb, zu welchem ein Hutmacher in B. Nahmens L.. Gevatter geworden war.

Dieser war einer von den Anhaͤngern des Herrn v. F.. wodurch ihn Antons Vater schon seit ein paar Jahren kannte.

Da nun Anton doch einmal bei einem Meister sollte untergebracht werden, (denn seine beiden Stiefbruͤder hatten nun schon ausgelernt, und jeder war mit seinem Handwerke unzufrieden, wozu er von seinem Vater mit Gewalt gezwungen war) und da der Hutmacher L.. gerade einen Burschen haben wollte, der ihm fuͤrs erste nur zur Hand waͤre, welch eine herrliche Thuͤre eroͤfnete sich nun, nach seines Vaters Meinung, fuͤr Anton, daß er eben so, wie seine beiden Stiefbruͤder, bei einem so frommen Manne, der dazu ein eifriger Anhaͤnger des Herrn von F.. war, schon so fruͤh koͤnne untergebracht, und von demselben zur wahren Gottseeligkeit und Froͤmmigkeit angehalten werden.

Dieß mochte schon laͤnger im Werke gewesen seyn, und war vermuthlich die Ursach, warum Antons Vater ihn aus der lateinischen Schule genommen hatte.

Nun aber hatte Anton, seitdem er Latein gelernet, sich auch das Studiren fest in den Kopf gesetzt; denn er hatte eine unbegraͤnzte Ehrfurcht gegen alles, was studiert hatte, und einen schwar-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0029" n="29"/><lb/>
wovon nur der eine leben blieb, zu welchem ein                         Hutmacher in B. Nahmens L.. Gevatter geworden war.</p>
            <p>Dieser war einer von den Anha&#x0364;ngern des Herrn v. F.. wodurch ihn Antons Vater                         schon seit ein paar Jahren kannte.</p>
            <p>Da nun Anton doch einmal bei einem Meister sollte untergebracht werden, (denn                         seine beiden Stiefbru&#x0364;der hatten nun schon ausgelernt, und jeder war mit                         seinem Handwerke unzufrieden, wozu er von seinem Vater mit Gewalt gezwungen                         war) und da der Hutmacher L.. gerade einen Burschen haben wollte, der ihm                         fu&#x0364;rs erste nur zur Hand wa&#x0364;re, welch eine herrliche Thu&#x0364;re ero&#x0364;fnete sich nun,                         nach seines Vaters Meinung, fu&#x0364;r Anton, daß er eben so, wie seine beiden                         Stiefbru&#x0364;der, bei einem so frommen Manne, der dazu ein eifriger Anha&#x0364;nger des                         Herrn von F.. war, schon so fru&#x0364;h ko&#x0364;nne untergebracht, und von demselben zur                         wahren Gottseeligkeit und Fro&#x0364;mmigkeit angehalten werden.</p>
            <p>Dieß mochte schon la&#x0364;nger im Werke gewesen seyn, und war vermuthlich die                         Ursach, warum Antons Vater ihn aus der lateinischen Schule genommen                         hatte.</p>
            <p>Nun aber hatte Anton, seitdem er Latein gelernet, sich auch das Studiren fest                         in den Kopf gesetzt; denn er hatte eine unbegra&#x0364;nzte Ehrfurcht gegen alles,                         was studiert hatte, und einen schwar-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0029] wovon nur der eine leben blieb, zu welchem ein Hutmacher in B. Nahmens L.. Gevatter geworden war. Dieser war einer von den Anhaͤngern des Herrn v. F.. wodurch ihn Antons Vater schon seit ein paar Jahren kannte. Da nun Anton doch einmal bei einem Meister sollte untergebracht werden, (denn seine beiden Stiefbruͤder hatten nun schon ausgelernt, und jeder war mit seinem Handwerke unzufrieden, wozu er von seinem Vater mit Gewalt gezwungen war) und da der Hutmacher L.. gerade einen Burschen haben wollte, der ihm fuͤrs erste nur zur Hand waͤre, welch eine herrliche Thuͤre eroͤfnete sich nun, nach seines Vaters Meinung, fuͤr Anton, daß er eben so, wie seine beiden Stiefbruͤder, bei einem so frommen Manne, der dazu ein eifriger Anhaͤnger des Herrn von F.. war, schon so fruͤh koͤnne untergebracht, und von demselben zur wahren Gottseeligkeit und Froͤmmigkeit angehalten werden. Dieß mochte schon laͤnger im Werke gewesen seyn, und war vermuthlich die Ursach, warum Antons Vater ihn aus der lateinischen Schule genommen hatte. Nun aber hatte Anton, seitdem er Latein gelernet, sich auch das Studiren fest in den Kopf gesetzt; denn er hatte eine unbegraͤnzte Ehrfurcht gegen alles, was studiert hatte, und einen schwar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/29
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/29>, abgerufen am 21.11.2024.