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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

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Nun habe ich mir zugleich den Weg zur Beantwortung der dritten Frage gebahnet: Wie Brüning in seiner moralischen Erkenntniß, insonderheit in der Erkenntniß biblischer Geschichte befunden worden?

Hierin einiges Licht zu bekommen, nahm ich Gelegenheit, durch Gebehrden ihn zu fragen: ob er etwas von Gott wisse? er beantwortete diese Frage durch Gegengebehrden, die mich nicht zweifeln ließen, daß er nicht nur Gott, sondern auch eine Dreifaltigkeit glaube.

Jch zeigte ihm aus Hübners biblische Historie die Person des Heilandes: er berichtete durch Gebehrden, daß er wisse: diese Person sei gebohren, getaufet, am Kreutze gestorben, begraben und gen Himmel gefahren.

Es ist schlechterdings unmöglich, einen Taubgebohrnen diese Begriffe beizubringen; er wird sie nicht gehörig zusammen reimen können, und nicht wissen, was man damit sagen wolle. Brüning aber stellte sich, als betete er diese Person an.

Hierauf zeigte ich ihm den Brudermord Kains: hier stellete er sich ganz ungeberdig und bezeugte seinen höchsten Abscheu vor dieser That.

Also weiß Brüning, daß Todtschlag Sünde sei.

Gleich unmittelbar hierauf bediente ich mich seiner eignen Gebehrden und bezeugte eben denselben Abscheu vor seiner Mordthat.



Nun habe ich mir zugleich den Weg zur Beantwortung der dritten Frage gebahnet: Wie Bruͤning in seiner moralischen Erkenntniß, insonderheit in der Erkenntniß biblischer Geschichte befunden worden?

Hierin einiges Licht zu bekommen, nahm ich Gelegenheit, durch Gebehrden ihn zu fragen: ob er etwas von Gott wisse? er beantwortete diese Frage durch Gegengebehrden, die mich nicht zweifeln ließen, daß er nicht nur Gott, sondern auch eine Dreifaltigkeit glaube.

Jch zeigte ihm aus Huͤbners biblische Historie die Person des Heilandes: er berichtete durch Gebehrden, daß er wisse: diese Person sei gebohren, getaufet, am Kreutze gestorben, begraben und gen Himmel gefahren.

Es ist schlechterdings unmoͤglich, einen Taubgebohrnen diese Begriffe beizubringen; er wird sie nicht gehoͤrig zusammen reimen koͤnnen, und nicht wissen, was man damit sagen wolle. Bruͤning aber stellte sich, als betete er diese Person an.

Hierauf zeigte ich ihm den Brudermord Kains: hier stellete er sich ganz ungeberdig und bezeugte seinen hoͤchsten Abscheu vor dieser That.

Also weiß Bruͤning, daß Todtschlag Suͤnde sei.

Gleich unmittelbar hierauf bediente ich mich seiner eignen Gebehrden und bezeugte eben denselben Abscheu vor seiner Mordthat.


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[62/0062] Nun habe ich mir zugleich den Weg zur Beantwortung der dritten Frage gebahnet: Wie Bruͤning in seiner moralischen Erkenntniß, insonderheit in der Erkenntniß biblischer Geschichte befunden worden? Hierin einiges Licht zu bekommen, nahm ich Gelegenheit, durch Gebehrden ihn zu fragen: ob er etwas von Gott wisse? er beantwortete diese Frage durch Gegengebehrden, die mich nicht zweifeln ließen, daß er nicht nur Gott, sondern auch eine Dreifaltigkeit glaube. Jch zeigte ihm aus Huͤbners biblische Historie die Person des Heilandes: er berichtete durch Gebehrden, daß er wisse: diese Person sei gebohren, getaufet, am Kreutze gestorben, begraben und gen Himmel gefahren. Es ist schlechterdings unmoͤglich, einen Taubgebohrnen diese Begriffe beizubringen; er wird sie nicht gehoͤrig zusammen reimen koͤnnen, und nicht wissen, was man damit sagen wolle. Bruͤning aber stellte sich, als betete er diese Person an. Hierauf zeigte ich ihm den Brudermord Kains: hier stellete er sich ganz ungeberdig und bezeugte seinen hoͤchsten Abscheu vor dieser That. Also weiß Bruͤning, daß Todtschlag Suͤnde sei. Gleich unmittelbar hierauf bediente ich mich seiner eignen Gebehrden und bezeugte eben denselben Abscheu vor seiner Mordthat.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/62>, abgerufen am 21.11.2024.