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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

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Jch schneide aber eine Geissel aus ganz neuen Leder, welche ewig hält. Pag. 28. ist die Frage wie lange man an Thieren die Anatomie lernen müsse und daß man bei denen Menschen damit gutes gestiftet. An denen Thieren lernen, heisset deren Vollkommenheiten aufmerksam beurtheilen. Celsus saget, wir sollen sie als unsere Lehrmeister ansehen, sie sind älter als wir. Hier ist nicht die Meinung, daß wir so niedrig als diese leben müsten, aber auch nichts als Trüffelpasteten verzehren.

Celsus saget: alles ist gut, und alles ist Gift. Jch aber sage: alles ist ja vollkommen gut, daß beste aber nach des Landes Mode Unentbehrliche könne und werde zu Gift werden; wie aber auch die unverfälschte Fieberrinde zu Gift werden könne, das rathe einmal einer.

Es ist aber merkwürdig, daß dieser große Celsus mit dem Ausdruck alles keinen Unterschied derer Gifte machet. Jch glaube aber, daß es den an solchem Gift verstorbenen gleichviel gelte, wenn es nur überstanden ist. Hierbei ist aber kein ander Mittel übrig, wann man nur weiß, wie alles zu Gift werde, sich also nicht kuriren, sondern präcaviren könne, damit das nach der Landesmode Unentbehrliche nicht zu Gift werden müsse.

Der Gott derer Juden, war ein guter Arzt, indem er seinem Volk lauter gesunde Speisen verordnete, da wir aber als Christen eine viel weitere


Jch schneide aber eine Geissel aus ganz neuen Leder, welche ewig haͤlt. Pag. 28. ist die Frage wie lange man an Thieren die Anatomie lernen muͤsse und daß man bei denen Menschen damit gutes gestiftet. An denen Thieren lernen, heisset deren Vollkommenheiten aufmerksam beurtheilen. Celsus saget, wir sollen sie als unsere Lehrmeister ansehen, sie sind aͤlter als wir. Hier ist nicht die Meinung, daß wir so niedrig als diese leben muͤsten, aber auch nichts als Truͤffelpasteten verzehren.

Celsus saget: alles ist gut, und alles ist Gift. Jch aber sage: alles ist ja vollkommen gut, daß beste aber nach des Landes Mode Unentbehrliche koͤnne und werde zu Gift werden; wie aber auch die unverfaͤlschte Fieberrinde zu Gift werden koͤnne, das rathe einmal einer.

Es ist aber merkwuͤrdig, daß dieser große Celsus mit dem Ausdruck alles keinen Unterschied derer Gifte machet. Jch glaube aber, daß es den an solchem Gift verstorbenen gleichviel gelte, wenn es nur uͤberstanden ist. Hierbei ist aber kein ander Mittel uͤbrig, wann man nur weiß, wie alles zu Gift werde, sich also nicht kuriren, sondern praͤcaviren koͤnne, damit das nach der Landesmode Unentbehrliche nicht zu Gift werden muͤsse.

Der Gott derer Juden, war ein guter Arzt, indem er seinem Volk lauter gesunde Speisen verordnete, da wir aber als Christen eine viel weitere

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[7/0007] Jch schneide aber eine Geissel aus ganz neuen Leder, welche ewig haͤlt. Pag. 28. ist die Frage wie lange man an Thieren die Anatomie lernen muͤsse und daß man bei denen Menschen damit gutes gestiftet. An denen Thieren lernen, heisset deren Vollkommenheiten aufmerksam beurtheilen. Celsus saget, wir sollen sie als unsere Lehrmeister ansehen, sie sind aͤlter als wir. Hier ist nicht die Meinung, daß wir so niedrig als diese leben muͤsten, aber auch nichts als Truͤffelpasteten verzehren. Celsus saget: alles ist gut, und alles ist Gift. Jch aber sage: alles ist ja vollkommen gut, daß beste aber nach des Landes Mode Unentbehrliche koͤnne und werde zu Gift werden; wie aber auch die unverfaͤlschte Fieberrinde zu Gift werden koͤnne, das rathe einmal einer. Es ist aber merkwuͤrdig, daß dieser große Celsus mit dem Ausdruck alles keinen Unterschied derer Gifte machet. Jch glaube aber, daß es den an solchem Gift verstorbenen gleichviel gelte, wenn es nur uͤberstanden ist. Hierbei ist aber kein ander Mittel uͤbrig, wann man nur weiß, wie alles zu Gift werde, sich also nicht kuriren, sondern praͤcaviren koͤnne, damit das nach der Landesmode Unentbehrliche nicht zu Gift werden muͤsse. Der Gott derer Juden, war ein guter Arzt, indem er seinem Volk lauter gesunde Speisen verordnete, da wir aber als Christen eine viel weitere

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/7>, abgerufen am 21.11.2024.