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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

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war es ein Rest von Tugend? Nein! diese Härte konnte keine Tugend sein. Auch kam sie nicht unmittelbar aus dem Herzen -- denn mein Herz ist nicht hart, das bleibt mir das sonderbarste Ding in meinem ganzen Leben, worüber ich mir in der Folgezeit sehr oft den Kopf zerbrochen habe.

Und die Folge für die arme Unglückliche war? eine traurige. Aus Verzweiflung über meine Treulosigkeit ergab sie sich einem liederlichen Handwerksburschen, mit dem sie endlich fortging, und vielleicht -- jetzt noch tiefer gesunken ist. Jch habe nie wieder etwas von ihrem Schicksal erfahren.

Und mein Feind N***, der sich nicht wieder hatte sehen lassen, erfuhr's aus ihrem eignen Munde, und frolockend breitete er meine ganze Geschichte aus. Doch lassen Sie mich abbrechen. Wenn Reue, wenn Thränen genug sind, meine Sünde wieder gut zu machen; o so kann ich auf Vergebung Rechnung machen; denn mancher Morgen fand mich ohne Schlaf und mit thränenvollen Augen.

(Der Beschluß künftig.)



war es ein Rest von Tugend? Nein! diese Haͤrte konnte keine Tugend sein. Auch kam sie nicht unmittelbar aus dem Herzen ― denn mein Herz ist nicht hart, das bleibt mir das sonderbarste Ding in meinem ganzen Leben, woruͤber ich mir in der Folgezeit sehr oft den Kopf zerbrochen habe.

Und die Folge fuͤr die arme Ungluͤckliche war? eine traurige. Aus Verzweiflung uͤber meine Treulosigkeit ergab sie sich einem liederlichen Handwerksburschen, mit dem sie endlich fortging, und vielleicht ― jetzt noch tiefer gesunken ist. Jch habe nie wieder etwas von ihrem Schicksal erfahren.

Und mein Feind N***, der sich nicht wieder hatte sehen lassen, erfuhr's aus ihrem eignen Munde, und frolockend breitete er meine ganze Geschichte aus. Doch lassen Sie mich abbrechen. Wenn Reue, wenn Thraͤnen genug sind, meine Suͤnde wieder gut zu machen; o so kann ich auf Vergebung Rechnung machen; denn mancher Morgen fand mich ohne Schlaf und mit thraͤnenvollen Augen.

(Der Beschluß kuͤnftig.)


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[72/0072] war es ein Rest von Tugend? Nein! diese Haͤrte konnte keine Tugend sein. Auch kam sie nicht unmittelbar aus dem Herzen ― denn mein Herz ist nicht hart, das bleibt mir das sonderbarste Ding in meinem ganzen Leben, woruͤber ich mir in der Folgezeit sehr oft den Kopf zerbrochen habe. Und die Folge fuͤr die arme Ungluͤckliche war? eine traurige. Aus Verzweiflung uͤber meine Treulosigkeit ergab sie sich einem liederlichen Handwerksburschen, mit dem sie endlich fortging, und vielleicht ― jetzt noch tiefer gesunken ist. Jch habe nie wieder etwas von ihrem Schicksal erfahren. Und mein Feind N***, der sich nicht wieder hatte sehen lassen, erfuhr's aus ihrem eignen Munde, und frolockend breitete er meine ganze Geschichte aus. Doch lassen Sie mich abbrechen. Wenn Reue, wenn Thraͤnen genug sind, meine Suͤnde wieder gut zu machen; o so kann ich auf Vergebung Rechnung machen; denn mancher Morgen fand mich ohne Schlaf und mit thraͤnenvollen Augen. (Der Beschluß kuͤnftig.)

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/72>, abgerufen am 04.12.2024.