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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

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unter. Nun schrieb sie ohne weitere Anleitung die ganze Definition, wie sie im Normalschulkatechismus steht, wörtlich darunter, nämlich:

"Die heilige Messe ist das unblutige Opfer des neuen Testaments, das immerwährende Denkmahl des blutigen Opfers, welches Jesus Christus am Kreutze vollbracht hat."

Um zu zeigen, daß dies Kind die Begriffe gefaßt hätte, wurden nun alle einzelne Worte, oder wie sich Herr Stork ausdrückte, alle einzelne Begriffe von dem Kinde durch Zeichen einzeln angedeutet. Z.B. die Messe ward dadurch bezeichnet, daß die Hände am Leibe herunterfuhren, um das Meßgewand anzudeuten, und darauf die Knie gebeugt, der Körper umgedreht, und beide Hände emporgehoben wurden, um das Aufheben der Hostie auszudrücken. Eben dieses Aufheben der Hände bedeutete auch Opfer. Das unblutige ward durch Zeigen auf die Lippen und schütteln mit dem Kopfe gleichsam blutig nicht angezeigt; u.s.w. Jch muß gestehen, alles dieses war mir ein Beweis, daß zwar das Kind richtig behalten hatte, welche pantomimische Zeichen den Schriftzeichen dieses Satzes als entsprechend ihm waren beigebracht worden, und ich lobte auch dessen Gedächtniß, daß es sich beim Ansehen der Schriftzeichen der Frage, sogleich der Schriftzeichen der Antwort in ihrer Ordnung erinnerte, und sie ohne Jrrthum hinschrieb. Aber es war mir kein Beweiß, daß


unter. Nun schrieb sie ohne weitere Anleitung die ganze Definition, wie sie im Normalschulkatechismus steht, woͤrtlich darunter, naͤmlich:

»Die heilige Messe ist das unblutige Opfer des neuen Testaments, das immerwaͤhrende Denkmahl des blutigen Opfers, welches Jesus Christus am Kreutze vollbracht hat.«

Um zu zeigen, daß dies Kind die Begriffe gefaßt haͤtte, wurden nun alle einzelne Worte, oder wie sich Herr Stork ausdruͤckte, alle einzelne Begriffe von dem Kinde durch Zeichen einzeln angedeutet. Z.B. die Messe ward dadurch bezeichnet, daß die Haͤnde am Leibe herunterfuhren, um das Meßgewand anzudeuten, und darauf die Knie gebeugt, der Koͤrper umgedreht, und beide Haͤnde emporgehoben wurden, um das Aufheben der Hostie auszudruͤcken. Eben dieses Aufheben der Haͤnde bedeutete auch Opfer. Das unblutige ward durch Zeigen auf die Lippen und schuͤtteln mit dem Kopfe gleichsam blutig nicht angezeigt; u.s.w. Jch muß gestehen, alles dieses war mir ein Beweis, daß zwar das Kind richtig behalten hatte, welche pantomimische Zeichen den Schriftzeichen dieses Satzes als entsprechend ihm waren beigebracht worden, und ich lobte auch dessen Gedaͤchtniß, daß es sich beim Ansehen der Schriftzeichen der Frage, sogleich der Schriftzeichen der Antwort in ihrer Ordnung erinnerte, und sie ohne Jrrthum hinschrieb. Aber es war mir kein Beweiß, daß

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[85/0085] unter. Nun schrieb sie ohne weitere Anleitung die ganze Definition, wie sie im Normalschulkatechismus steht, woͤrtlich darunter, naͤmlich: »Die heilige Messe ist das unblutige Opfer des neuen Testaments, das immerwaͤhrende Denkmahl des blutigen Opfers, welches Jesus Christus am Kreutze vollbracht hat.« Um zu zeigen, daß dies Kind die Begriffe gefaßt haͤtte, wurden nun alle einzelne Worte, oder wie sich Herr Stork ausdruͤckte, alle einzelne Begriffe von dem Kinde durch Zeichen einzeln angedeutet. Z.B. die Messe ward dadurch bezeichnet, daß die Haͤnde am Leibe herunterfuhren, um das Meßgewand anzudeuten, und darauf die Knie gebeugt, der Koͤrper umgedreht, und beide Haͤnde emporgehoben wurden, um das Aufheben der Hostie auszudruͤcken. Eben dieses Aufheben der Haͤnde bedeutete auch Opfer. Das unblutige ward durch Zeigen auf die Lippen und schuͤtteln mit dem Kopfe gleichsam blutig nicht angezeigt; u.s.w. Jch muß gestehen, alles dieses war mir ein Beweis, daß zwar das Kind richtig behalten hatte, welche pantomimische Zeichen den Schriftzeichen dieses Satzes als entsprechend ihm waren beigebracht worden, und ich lobte auch dessen Gedaͤchtniß, daß es sich beim Ansehen der Schriftzeichen der Frage, sogleich der Schriftzeichen der Antwort in ihrer Ordnung erinnerte, und sie ohne Jrrthum hinschrieb. Aber es war mir kein Beweiß, daß

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/85>, abgerufen am 04.12.2024.