Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.Bat ich euch nicht, daß ihr mich solltet binden? Das kam damals von meinem bösen Gewissen her, und von den Unordnungen, die ich gemacht hatte, und von den Verwirrungen, worin ich mich zu der Zeit befand. Jch weiß es auch wohl, daß ihr nun wieder hingeht, wenn ihr aus der Kirche kommt, und sagt: unser Priester ist nun wieder närrisch worden, das weiß ich alles recht sehr wohl, aber ihr mögt nur hingehen und sagen, was ihr wollt, ich weiß doch wohl, daß ich ein getreuer Obrister bin unter den acht Compagnien des Leibregiments unsers Fürsten und dabey will ich auch bleiben, so wahr Gott im Himmel lebt! und will dem König dienen als ein getreuer Deutscher und Schwede zusammen, und will mich davon nichts abbringen lassen, noch mich davon abwenden, so lange ich das Leben habe, etc. II. Beschluß des Aufsatzes: Geschichte meiner Verirrungen an Herrn Pastor ![]() ![]() Unter der Hand bewarb ich mich nun wieder um Kollegien-Abschreiben. Dadurch bekam ich wieder Zutritt, und manches gute Buch geliehen. Jetzt las ich nicht mehr bloß Romane (am allerwenigsten Bat ich euch nicht, daß ihr mich solltet binden? Das kam damals von meinem boͤsen Gewissen her, und von den Unordnungen, die ich gemacht hatte, und von den Verwirrungen, worin ich mich zu der Zeit befand. Jch weiß es auch wohl, daß ihr nun wieder hingeht, wenn ihr aus der Kirche kommt, und sagt: unser Priester ist nun wieder naͤrrisch worden, das weiß ich alles recht sehr wohl, aber ihr moͤgt nur hingehen und sagen, was ihr wollt, ich weiß doch wohl, daß ich ein getreuer Obrister bin unter den acht Compagnien des Leibregiments unsers Fuͤrsten und dabey will ich auch bleiben, so wahr Gott im Himmel lebt! und will dem Koͤnig dienen als ein getreuer Deutscher und Schwede zusammen, und will mich davon nichts abbringen lassen, noch mich davon abwenden, so lange ich das Leben habe, etc. II. Beschluß des Aufsatzes: Geschichte meiner Verirrungen an Herrn Pastor ![]() ![]() Unter der Hand bewarb ich mich nun wieder um Kollegien-Abschreiben. Dadurch bekam ich wieder Zutritt, und manches gute Buch geliehen. Jetzt las ich nicht mehr bloß Romane (am allerwenigsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0011" n="9"/><lb/> <p>Bat ich euch nicht, daß ihr mich solltet binden? Das kam damals von meinem boͤsen Gewissen her, und von den Unordnungen, die ich gemacht hatte, und von den Verwirrungen, worin ich mich zu der Zeit befand.</p> <p>Jch weiß es auch wohl, daß ihr nun wieder hingeht, wenn ihr aus der Kirche kommt, und sagt: unser Priester ist nun wieder naͤrrisch worden, das weiß ich alles recht sehr wohl, aber ihr moͤgt nur hingehen und sagen, was ihr wollt, ich weiß doch wohl, daß ich ein getreuer Obrister bin unter den acht Compagnien des Leibregiments unsers Fuͤrsten und dabey will ich auch bleiben, so wahr Gott im Himmel lebt! und will dem Koͤnig dienen als ein getreuer Deutscher und Schwede zusammen, und will mich davon nichts abbringen lassen, noch mich davon abwenden, so lange ich das Leben habe, etc.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>. Beschluß des Aufsatzes: Geschichte meiner Verirrungen an Herrn Pastor <persName ref="#ref0133"><note type="editorial">W*** [Pfarrer]</note>W***</persName> in H***.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref81"><note type="editorial"/>Anonym</persName> </bibl> </note> <p>Unter der Hand bewarb ich mich nun wieder um Kollegien-Abschreiben. Dadurch bekam ich wieder Zutritt, und manches gute Buch geliehen. Jetzt las ich nicht mehr bloß Romane (am allerwenigsten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0011]
Bat ich euch nicht, daß ihr mich solltet binden? Das kam damals von meinem boͤsen Gewissen her, und von den Unordnungen, die ich gemacht hatte, und von den Verwirrungen, worin ich mich zu der Zeit befand.
Jch weiß es auch wohl, daß ihr nun wieder hingeht, wenn ihr aus der Kirche kommt, und sagt: unser Priester ist nun wieder naͤrrisch worden, das weiß ich alles recht sehr wohl, aber ihr moͤgt nur hingehen und sagen, was ihr wollt, ich weiß doch wohl, daß ich ein getreuer Obrister bin unter den acht Compagnien des Leibregiments unsers Fuͤrsten und dabey will ich auch bleiben, so wahr Gott im Himmel lebt! und will dem Koͤnig dienen als ein getreuer Deutscher und Schwede zusammen, und will mich davon nichts abbringen lassen, noch mich davon abwenden, so lange ich das Leben habe, etc.
II. Beschluß des Aufsatzes: Geschichte meiner Verirrungen an Herrn Pastor W*** in H***.
Unter der Hand bewarb ich mich nun wieder um Kollegien-Abschreiben. Dadurch bekam ich wieder Zutritt, und manches gute Buch geliehen. Jetzt las ich nicht mehr bloß Romane (am allerwenigsten
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/11>, abgerufen am 16.07.2024. |