Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.
Ruh indessen sanft, o Liebe, Beste! Siehst ja Gottes Angesicht. Und hier, diese morschen Ueberreste -- Wie? gebrauchst du sie doch nicht! Jn seiner Kleidung, so wie überhaupt in seinen Sachen herrscht Ordnung, Pünktlichkeit und Reinlichkeit. Diese letzte übertreibt er nicht bis zur Ziererei; sie scheint ihm vielmehr schon zur Gewohnheit geworden zu seyn, ohne daß er sich viel Mühe geben dürfte, sie zu erhalten. Seine Ordnung und Pünktlichkeit beweiset er auch in seinem Fleiße. Er hat das Aufgegebene gewiß immer zu rechter Zeit fertig, und sicher allemal den meisten Fleiß darauf verwendet. Dabei scheint er alles gern und unverdrossen zu thun, ohne die Mühe zu scheuen, die etwa mit seinen Arbeiten verbunden seyn möchte. Er genießt einer fortdauernden Gesundheit, die ihm ein langes, thätiges und nützliches Leben verspricht. ** dessen ich im zweiten Bande im zweiten Stücke dieses Magazins erwähnt, und von dem ich meine Beobachtungen fortzusetzen versprochen habe, bleibt sich auch noch ziemlich gleich. Sein Auge verräth etwas Schlaues, aber Gutmüthiges, und sein Gesicht eine muntre, blühende und völlige Gesundheit. Er ist unruhig, und muß immer mit
Ruh indessen sanft, o Liebe, Beste! Siehst ja Gottes Angesicht. Und hier, diese morschen Ueberreste — Wie? gebrauchst du sie doch nicht! Jn seiner Kleidung, so wie uͤberhaupt in seinen Sachen herrscht Ordnung, Puͤnktlichkeit und Reinlichkeit. Diese letzte uͤbertreibt er nicht bis zur Ziererei; sie scheint ihm vielmehr schon zur Gewohnheit geworden zu seyn, ohne daß er sich viel Muͤhe geben duͤrfte, sie zu erhalten. Seine Ordnung und Puͤnktlichkeit beweiset er auch in seinem Fleiße. Er hat das Aufgegebene gewiß immer zu rechter Zeit fertig, und sicher allemal den meisten Fleiß darauf verwendet. Dabei scheint er alles gern und unverdrossen zu thun, ohne die Muͤhe zu scheuen, die etwa mit seinen Arbeiten verbunden seyn moͤchte. Er genießt einer fortdauernden Gesundheit, die ihm ein langes, thaͤtiges und nuͤtzliches Leben verspricht. ** dessen ich im zweiten Bande im zweiten Stuͤcke dieses Magazins erwaͤhnt, und von dem ich meine Beobachtungen fortzusetzen versprochen habe, bleibt sich auch noch ziemlich gleich. Sein Auge verraͤth etwas Schlaues, aber Gutmuͤthiges, und sein Gesicht eine muntre, bluͤhende und voͤllige Gesundheit. Er ist unruhig, und muß immer mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="109"/><lb/> weise davon die letzte Strophe aus einem Gedichte beim Grabe seiner Schwester hersetzen:</p> <lg type="poem"> <l>Ruh indessen sanft, o Liebe, Beste!</l> <l>Siehst ja Gottes Angesicht. </l> <l>Und hier, diese morschen Ueberreste — </l> <l>Wie? gebrauchst du sie doch nicht! </l> </lg> <p>Jn seiner Kleidung, so wie uͤberhaupt in seinen Sachen herrscht Ordnung, Puͤnktlichkeit und Reinlichkeit. Diese letzte uͤbertreibt er nicht bis zur Ziererei; sie scheint ihm vielmehr schon zur Gewohnheit geworden zu seyn, ohne daß er sich viel Muͤhe geben duͤrfte, sie zu erhalten. Seine Ordnung und Puͤnktlichkeit beweiset er auch in seinem Fleiße. Er hat das Aufgegebene gewiß immer zu rechter Zeit fertig, und sicher allemal den meisten Fleiß darauf verwendet. Dabei scheint er alles gern und unverdrossen zu thun, ohne die Muͤhe zu scheuen, die etwa mit seinen Arbeiten verbunden seyn moͤchte. Er genießt einer fortdauernden Gesundheit, die ihm ein langes, thaͤtiges und nuͤtzliches Leben verspricht. </p> <p>** dessen ich im zweiten Bande im zweiten Stuͤcke dieses Magazins erwaͤhnt, und von dem ich meine Beobachtungen fortzusetzen versprochen habe, bleibt sich auch noch ziemlich gleich. Sein Auge verraͤth etwas Schlaues, aber Gutmuͤthiges, und sein Gesicht eine muntre, bluͤhende und voͤllige Gesundheit. Er ist unruhig, und muß immer mit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0111]
weise davon die letzte Strophe aus einem Gedichte beim Grabe seiner Schwester hersetzen:
Ruh indessen sanft, o Liebe, Beste! Siehst ja Gottes Angesicht. Und hier, diese morschen Ueberreste — Wie? gebrauchst du sie doch nicht!
Jn seiner Kleidung, so wie uͤberhaupt in seinen Sachen herrscht Ordnung, Puͤnktlichkeit und Reinlichkeit. Diese letzte uͤbertreibt er nicht bis zur Ziererei; sie scheint ihm vielmehr schon zur Gewohnheit geworden zu seyn, ohne daß er sich viel Muͤhe geben duͤrfte, sie zu erhalten. Seine Ordnung und Puͤnktlichkeit beweiset er auch in seinem Fleiße. Er hat das Aufgegebene gewiß immer zu rechter Zeit fertig, und sicher allemal den meisten Fleiß darauf verwendet. Dabei scheint er alles gern und unverdrossen zu thun, ohne die Muͤhe zu scheuen, die etwa mit seinen Arbeiten verbunden seyn moͤchte. Er genießt einer fortdauernden Gesundheit, die ihm ein langes, thaͤtiges und nuͤtzliches Leben verspricht.
** dessen ich im zweiten Bande im zweiten Stuͤcke dieses Magazins erwaͤhnt, und von dem ich meine Beobachtungen fortzusetzen versprochen habe, bleibt sich auch noch ziemlich gleich. Sein Auge verraͤth etwas Schlaues, aber Gutmuͤthiges, und sein Gesicht eine muntre, bluͤhende und voͤllige Gesundheit. Er ist unruhig, und muß immer mit
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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