Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Alles dieß fand freilich bei seinen Richtern keinen Glauben, sie vermutheten vielmehr, daß der Haß, wegen des von dem Obristen Hazfeld bezogenen Hauses, oder auch andere Leute ihn dazu verleitet hätten; aber von beiden versicherte er das Gegentheil und besonders, daß kein Mensch etwas davon gewußt habe. Zwei Papiere hatte man gefunden, erstlich den obbemerkten Auszug aus dem Buche Judith, und ferner einen Gesang oder Gedicht auf des Königs von Schweden Ankunft in Deutschland, von acht Strophen, dessen Anfang: Nun kommt der betrübten Heiland etc. Auch hierüber befragt, gestand er, den ersten geschrieben zu haben, zum Verfasser des letztern aber gab er bei diesem Verhör einen Fremden an. Hierauf ward er dem Peiniger übergeben, welcher ihm die spanischen Stiefeln anlegte und solche viermal, nach und nach stärker, anschrob, jedoch auch dadurch kein anderes Geständniß, noch weniger aber Mitschuldige von ihm erzwingen konnte. Für diesesmal erlassen, ward Tages darauf, den 25sten Januar Nachmittags um drei Uhr das zweite Verhör in seinem Gefängnisse gehalten. Auf alle an ihn geschehene Fragen antwortete er blosserdings wie zuvor, und daß diese That weder aus Haß, noch Antrieb eines Menschen ge-
Alles dieß fand freilich bei seinen Richtern keinen Glauben, sie vermutheten vielmehr, daß der Haß, wegen des von dem Obristen Hazfeld bezogenen Hauses, oder auch andere Leute ihn dazu verleitet haͤtten; aber von beiden versicherte er das Gegentheil und besonders, daß kein Mensch etwas davon gewußt habe. Zwei Papiere hatte man gefunden, erstlich den obbemerkten Auszug aus dem Buche Judith, und ferner einen Gesang oder Gedicht auf des Koͤnigs von Schweden Ankunft in Deutschland, von acht Strophen, dessen Anfang: Nun kommt der betruͤbten Heiland etc. Auch hieruͤber befragt, gestand er, den ersten geschrieben zu haben, zum Verfasser des letztern aber gab er bei diesem Verhoͤr einen Fremden an. Hierauf ward er dem Peiniger uͤbergeben, welcher ihm die spanischen Stiefeln anlegte und solche viermal, nach und nach staͤrker, anschrob, jedoch auch dadurch kein anderes Gestaͤndniß, noch weniger aber Mitschuldige von ihm erzwingen konnte. Fuͤr diesesmal erlassen, ward Tages darauf, den 25sten Januar Nachmittags um drei Uhr das zweite Verhoͤr in seinem Gefaͤngnisse gehalten. Auf alle an ihn geschehene Fragen antwortete er blosserdings wie zuvor, und daß diese That weder aus Haß, noch Antrieb eines Menschen ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><lb/> Zeit leiden und bald aus dem Elende hinweggerissen werden. </p> <p>Alles dieß fand freilich bei seinen Richtern keinen Glauben, sie vermutheten vielmehr, daß der Haß, wegen des von dem Obristen Hazfeld bezogenen Hauses, oder auch andere Leute ihn dazu verleitet haͤtten; aber von beiden versicherte er das Gegentheil und besonders, daß kein Mensch etwas davon gewußt habe. Zwei Papiere hatte man gefunden, erstlich den obbemerkten Auszug aus dem Buche Judith, und ferner einen Gesang oder Gedicht auf des Koͤnigs von Schweden Ankunft in Deutschland, von acht Strophen, dessen Anfang: Nun kommt der betruͤbten Heiland etc. </p> <p>Auch hieruͤber befragt, gestand er, den ersten geschrieben zu haben, zum Verfasser des letztern aber gab er bei diesem Verhoͤr einen Fremden an. Hierauf ward er dem Peiniger uͤbergeben, welcher ihm die spanischen Stiefeln anlegte und solche viermal, nach und nach staͤrker, anschrob, jedoch auch dadurch kein anderes Gestaͤndniß, noch weniger aber Mitschuldige von ihm erzwingen konnte. </p> <p>Fuͤr diesesmal erlassen, ward Tages darauf, den 25sten Januar Nachmittags um drei Uhr das zweite Verhoͤr in seinem Gefaͤngnisse gehalten. </p> <p>Auf alle an ihn geschehene Fragen antwortete er blosserdings wie zuvor, und daß diese That weder aus Haß, noch Antrieb <choice><corr>eines</corr><sic>einiges</sic></choice> Menschen ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Zeit leiden und bald aus dem Elende hinweggerissen werden.
Alles dieß fand freilich bei seinen Richtern keinen Glauben, sie vermutheten vielmehr, daß der Haß, wegen des von dem Obristen Hazfeld bezogenen Hauses, oder auch andere Leute ihn dazu verleitet haͤtten; aber von beiden versicherte er das Gegentheil und besonders, daß kein Mensch etwas davon gewußt habe. Zwei Papiere hatte man gefunden, erstlich den obbemerkten Auszug aus dem Buche Judith, und ferner einen Gesang oder Gedicht auf des Koͤnigs von Schweden Ankunft in Deutschland, von acht Strophen, dessen Anfang: Nun kommt der betruͤbten Heiland etc.
Auch hieruͤber befragt, gestand er, den ersten geschrieben zu haben, zum Verfasser des letztern aber gab er bei diesem Verhoͤr einen Fremden an. Hierauf ward er dem Peiniger uͤbergeben, welcher ihm die spanischen Stiefeln anlegte und solche viermal, nach und nach staͤrker, anschrob, jedoch auch dadurch kein anderes Gestaͤndniß, noch weniger aber Mitschuldige von ihm erzwingen konnte.
Fuͤr diesesmal erlassen, ward Tages darauf, den 25sten Januar Nachmittags um drei Uhr das zweite Verhoͤr in seinem Gefaͤngnisse gehalten.
Auf alle an ihn geschehene Fragen antwortete er blosserdings wie zuvor, und daß diese That weder aus Haß, noch Antrieb eines Menschen ge-
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