Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite


(Z.E. sie trug, so lange ich sie kannte, einen Rock und Contusch, welche ganz mit allen Arten von Flecken besetzet waren; denn sie nehete sich selbst Flecke von allen Farben, es mochte Seide oder Wolle seyn, wenn sie sie nur habhaft werden konnte, auf diesen Anzug, so daß man von dem würklichen Zeuge, woraus das Kleid bestand, nichts zu sehen bekam, und wie dieser Anzug war auch ihr Kopfputz beschaffen.)

Sie sagt also, wie sie aus dem flnstern Orte kommt: Gott! was habe ich für einen Anzug! Liebster Herr L.... schaffen Sie mir doch eine andre Kleidung, so kann mich kein Mensch sehen, das ist ein Harlequinsanzug.

Da das Hospital stehen geblieben war, so bringt sie mein Oncle selbst dahin, und es werden ihr andre Kleider gegeben; Jn diesem vernünftigen Zustande ist sie etwa vier Wochen geblieben; mein Oncle war nach diesem Vorfalle bald nach Breslau gereiset, da seine Wohnung mit im Feuer aufgegangen war, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; eines Tages gehet er auf der Straße, und hört sich verschiednemal rufen; auf einmal steht die v. N......tz neben ihm, allein wieder in dem alten vielfarbigten Anzuge worüber sie noch ein schmutziges Hemde trug, welches sie in Form einer Enveloppe um sich gehangen,


(Z.E. sie trug, so lange ich sie kannte, einen Rock und Contusch, welche ganz mit allen Arten von Flecken besetzet waren; denn sie nehete sich selbst Flecke von allen Farben, es mochte Seide oder Wolle seyn, wenn sie sie nur habhaft werden konnte, auf diesen Anzug, so daß man von dem wuͤrklichen Zeuge, woraus das Kleid bestand, nichts zu sehen bekam, und wie dieser Anzug war auch ihr Kopfputz beschaffen.)

Sie sagt also, wie sie aus dem flnstern Orte kommt: Gott! was habe ich fuͤr einen Anzug! Liebster Herr L.... schaffen Sie mir doch eine andre Kleidung, so kann mich kein Mensch sehen, das ist ein Harlequinsanzug.

Da das Hospital stehen geblieben war, so bringt sie mein Oncle selbst dahin, und es werden ihr andre Kleider gegeben; Jn diesem vernuͤnftigen Zustande ist sie etwa vier Wochen geblieben; mein Oncle war nach diesem Vorfalle bald nach Breslau gereiset, da seine Wohnung mit im Feuer aufgegangen war, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; eines Tages gehet er auf der Straße, und hoͤrt sich verschiednemal rufen; auf einmal steht die v. N......tz neben ihm, allein wieder in dem alten vielfarbigten Anzuge woruͤber sie noch ein schmutziges Hemde trug, welches sie in Form einer Enveloppe um sich gehangen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0125" n="125"/><lb/>
(Z.E. sie trug, so lange ich sie kannte, einen Rock und                   Contusch, welche ganz mit allen Arten von Flecken besetzet waren; denn sie nehete                   sich selbst Flecke von allen Farben, es mochte Seide oder Wolle seyn, wenn sie sie                   nur habhaft werden konnte, auf diesen Anzug, so daß man von dem wu&#x0364;rklichen Zeuge,                   woraus das Kleid bestand, nichts zu sehen bekam, und wie dieser Anzug war auch ihr                   Kopfputz beschaffen.) </p>
            <p>Sie sagt also, wie sie aus dem flnstern Orte kommt: Gott! was habe ich fu&#x0364;r einen                   Anzug! Liebster Herr L.... schaffen Sie mir doch eine andre Kleidung, so kann mich                   kein Mensch sehen, das ist ein Harlequinsanzug. </p>
            <p>Da das Hospital stehen geblieben war, so bringt sie mein Oncle selbst dahin, und                   es werden ihr andre Kleider gegeben; Jn diesem vernu&#x0364;nftigen Zustande ist sie etwa                   vier Wochen geblieben; mein Oncle war nach diesem Vorfalle bald nach Breslau                   gereiset, da seine Wohnung mit im Feuer aufgegangen war, um sich dort einige Zeit                   aufzuhalten; eines Tages gehet er auf der Straße, und ho&#x0364;rt sich verschiednemal                   rufen; auf einmal steht die v. N......tz neben ihm, allein wieder in dem alten                   vielfarbigten Anzuge woru&#x0364;ber sie noch ein schmutziges Hemde trug, welches sie in                   Form einer Enveloppe um sich gehangen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0125] (Z.E. sie trug, so lange ich sie kannte, einen Rock und Contusch, welche ganz mit allen Arten von Flecken besetzet waren; denn sie nehete sich selbst Flecke von allen Farben, es mochte Seide oder Wolle seyn, wenn sie sie nur habhaft werden konnte, auf diesen Anzug, so daß man von dem wuͤrklichen Zeuge, woraus das Kleid bestand, nichts zu sehen bekam, und wie dieser Anzug war auch ihr Kopfputz beschaffen.) Sie sagt also, wie sie aus dem flnstern Orte kommt: Gott! was habe ich fuͤr einen Anzug! Liebster Herr L.... schaffen Sie mir doch eine andre Kleidung, so kann mich kein Mensch sehen, das ist ein Harlequinsanzug. Da das Hospital stehen geblieben war, so bringt sie mein Oncle selbst dahin, und es werden ihr andre Kleider gegeben; Jn diesem vernuͤnftigen Zustande ist sie etwa vier Wochen geblieben; mein Oncle war nach diesem Vorfalle bald nach Breslau gereiset, da seine Wohnung mit im Feuer aufgegangen war, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; eines Tages gehet er auf der Straße, und hoͤrt sich verschiednemal rufen; auf einmal steht die v. N......tz neben ihm, allein wieder in dem alten vielfarbigten Anzuge woruͤber sie noch ein schmutziges Hemde trug, welches sie in Form einer Enveloppe um sich gehangen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/125
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/125>, abgerufen am 04.12.2024.