Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Die praktische Rechtsgelehrsamkeit desto näher kennen zu lernen und demnächst in Ausübung zu bringen, bewarb er sich um die Sekretairstelle bei dem der Zeit zu Sternberg befindlichen Hof- und Landgericht. Jhm ward solche im September 1626 übertragen; jedoch, obgleich seine Vorgesetzten sehr wohl mit ihm zufrieden waren, resignirte er einige Zeit hernach, ging wieder nach Rostock, befaste sich mit der Advokatur und ward, etwa im Jahr 1630, in die Zahl der Kandidaten zur Doktorwürde auf sein Ansuchen aufgenommen. Jnzwischen hatte er sich -- das Jahr ist aus den Akten nicht zu ersehen -- verehliget, und wohnte nebst seiner Schwiegermutter zu Rostock in einem ihr eigenthümlichen Hause am Markte. Sein Gemüthscharakter -- dieser hat in die Folge der Geschichte einen zu wichtigen Einfluß, als daß er unberührt bleiben könnte. Schon in den kindlichen Jahren war er von seinen Brüdern durch sein blödes und melancholisches Temperament sehr abstechend, dahero er auch alle rauschende Spiele der Jugend vermied. Beunruhigende Gedanken machten seine Nächte schlaflos. Während des Auffenthalts bei seinem
Die praktische Rechtsgelehrsamkeit desto naͤher kennen zu lernen und demnaͤchst in Ausuͤbung zu bringen, bewarb er sich um die Sekretairstelle bei dem der Zeit zu Sternberg befindlichen Hof- und Landgericht. Jhm ward solche im September 1626 uͤbertragen; jedoch, obgleich seine Vorgesetzten sehr wohl mit ihm zufrieden waren, resignirte er einige Zeit hernach, ging wieder nach Rostock, befaste sich mit der Advokatur und ward, etwa im Jahr 1630, in die Zahl der Kandidaten zur Doktorwuͤrde auf sein Ansuchen aufgenommen. Jnzwischen hatte er sich — das Jahr ist aus den Akten nicht zu ersehen — verehliget, und wohnte nebst seiner Schwiegermutter zu Rostock in einem ihr eigenthuͤmlichen Hause am Markte. Sein Gemuͤthscharakter — dieser hat in die Folge der Geschichte einen zu wichtigen Einfluß, als daß er unberuͤhrt bleiben koͤnnte. Schon in den kindlichen Jahren war er von seinen Bruͤdern durch sein bloͤdes und melancholisches Temperament sehr abstechend, dahero er auch alle rauschende Spiele der Jugend vermied. Beunruhigende Gedanken machten seine Naͤchte schlaflos. Waͤhrend des Auffenthalts bei seinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><lb/> sich hiernaͤchst im Disputiren, las Kollegia und war, wegen seines Fleisses, guten Sitten, ehrbaren und frommen Wandels, bei Hohen und Niedrigen, besonders auch in Rostock, beliebt. </p> <p>Die praktische Rechtsgelehrsamkeit desto naͤher kennen zu lernen und demnaͤchst in Ausuͤbung zu bringen, bewarb er sich um die Sekretairstelle bei dem der Zeit zu Sternberg befindlichen Hof- und Landgericht. Jhm ward solche im September 1626 uͤbertragen; jedoch, obgleich seine Vorgesetzten sehr wohl mit ihm zufrieden waren, resignirte er einige Zeit hernach, ging wieder nach Rostock, befaste sich mit der Advokatur und ward, etwa im Jahr 1630, in die Zahl der Kandidaten zur Doktorwuͤrde auf sein Ansuchen aufgenommen. </p> <p>Jnzwischen hatte er sich — das Jahr ist aus den Akten nicht zu ersehen — verehliget, und wohnte nebst seiner Schwiegermutter zu Rostock in einem ihr eigenthuͤmlichen Hause am Markte. </p> <p>Sein Gemuͤthscharakter — dieser hat in die Folge der Geschichte einen zu wichtigen Einfluß, als daß er unberuͤhrt bleiben koͤnnte. Schon in den kindlichen Jahren war er von seinen Bruͤdern durch sein bloͤdes und melancholisches Temperament sehr abstechend, dahero er auch alle rauschende Spiele der Jugend vermied. </p> <p>Beunruhigende Gedanken machten seine Naͤchte schlaflos. Waͤhrend des Auffenthalts bei seinem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
sich hiernaͤchst im Disputiren, las Kollegia und war, wegen seines Fleisses, guten Sitten, ehrbaren und frommen Wandels, bei Hohen und Niedrigen, besonders auch in Rostock, beliebt.
Die praktische Rechtsgelehrsamkeit desto naͤher kennen zu lernen und demnaͤchst in Ausuͤbung zu bringen, bewarb er sich um die Sekretairstelle bei dem der Zeit zu Sternberg befindlichen Hof- und Landgericht. Jhm ward solche im September 1626 uͤbertragen; jedoch, obgleich seine Vorgesetzten sehr wohl mit ihm zufrieden waren, resignirte er einige Zeit hernach, ging wieder nach Rostock, befaste sich mit der Advokatur und ward, etwa im Jahr 1630, in die Zahl der Kandidaten zur Doktorwuͤrde auf sein Ansuchen aufgenommen.
Jnzwischen hatte er sich — das Jahr ist aus den Akten nicht zu ersehen — verehliget, und wohnte nebst seiner Schwiegermutter zu Rostock in einem ihr eigenthuͤmlichen Hause am Markte.
Sein Gemuͤthscharakter — dieser hat in die Folge der Geschichte einen zu wichtigen Einfluß, als daß er unberuͤhrt bleiben koͤnnte. Schon in den kindlichen Jahren war er von seinen Bruͤdern durch sein bloͤdes und melancholisches Temperament sehr abstechend, dahero er auch alle rauschende Spiele der Jugend vermied.
Beunruhigende Gedanken machten seine Naͤchte schlaflos. Waͤhrend des Auffenthalts bei seinem
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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