Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Den 18ten bis den 23sten Tag blieb abwechselnd die alte Lage, das Abführungsmittel wirkte nicht nach Wunsch, und die gewöhnliche auflösende Medicin mußte noch nicht genugsam eingegriffen haben: er fing an, dieselbe auch völlig überdrüßig zu werden, und der Arzt änderte beides ab; er bekam nun Tropfen und Pillen, und nun ging es mit dem Einnehmen und der Oefnung besser; der verworrene Zustand indessen und das unabläßige Plaudern Tag und Nacht dauerte fort; allein mehr lustig und frölich wie mürrisch. Mit den Wächtern ging er als Soldaten freundlich um, hingegen gegen die Dienstbothen war er das Gegentheil. Der Schlaf bei Nacht fand sich zu vier bis sechs Stunden ununterbrochen ein, und er erwachte auch meist heiter, bis wenn die Fliegenpflaster geschärft waren und die Bevestigung am Bett mittelst des Gurtes um den Leib ihn böse machte. Am 24sten Tage kam unvermuthet vom Lande der Großvater zu ihm; er war den Morgen über wild gewesen, doch hatte er seine gewöhnliche Kost, Suppe, gekocht Obst und ein Butterschnittchen mit
Den 18ten bis den 23sten Tag blieb abwechselnd die alte Lage, das Abfuͤhrungsmittel wirkte nicht nach Wunsch, und die gewoͤhnliche aufloͤsende Medicin mußte noch nicht genugsam eingegriffen haben: er fing an, dieselbe auch voͤllig uͤberdruͤßig zu werden, und der Arzt aͤnderte beides ab; er bekam nun Tropfen und Pillen, und nun ging es mit dem Einnehmen und der Oefnung besser; der verworrene Zustand indessen und das unablaͤßige Plaudern Tag und Nacht dauerte fort; allein mehr lustig und froͤlich wie muͤrrisch. Mit den Waͤchtern ging er als Soldaten freundlich um, hingegen gegen die Dienstbothen war er das Gegentheil. Der Schlaf bei Nacht fand sich zu vier bis sechs Stunden ununterbrochen ein, und er erwachte auch meist heiter, bis wenn die Fliegenpflaster geschaͤrft waren und die Bevestigung am Bett mittelst des Gurtes um den Leib ihn boͤse machte. Am 24sten Tage kam unvermuthet vom Lande der Großvater zu ihm; er war den Morgen uͤber wild gewesen, doch hatte er seine gewoͤhnliche Kost, Suppe, gekocht Obst und ein Butterschnittchen mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0036" n="36"/><lb/> mittags in einigen Schlaf, erwachte aber mit Heftigkeit um vier Uhr, stieß die Medicin drei Stunden lang von sich, wuͤthete laut, und ihm mußte mit Huͤlfe der Ruthe die Arzenei beigebracht werden. Um sieben aß er Suppe, mußte nachher wieder durch Schaͤrfe zum Einnehmen bewogen werden, worauf er von zwoͤlf bis fuͤnf Uhr schlafend zubrachte. </p> <p>Den 18ten bis den 23sten Tag blieb abwechselnd die alte Lage, das Abfuͤhrungsmittel wirkte nicht nach Wunsch, und die gewoͤhnliche aufloͤsende Medicin mußte noch nicht genugsam eingegriffen haben: er fing an, dieselbe auch voͤllig uͤberdruͤßig zu werden, und der Arzt aͤnderte beides ab; er bekam nun Tropfen und Pillen, und nun ging es mit dem Einnehmen und der Oefnung besser; der verworrene Zustand indessen und das unablaͤßige Plaudern Tag und Nacht dauerte fort; allein mehr lustig und froͤlich wie muͤrrisch. Mit den Waͤchtern ging er als Soldaten freundlich um, hingegen gegen die Dienstbothen war er das Gegentheil. Der Schlaf bei Nacht fand sich zu vier bis sechs Stunden ununterbrochen ein, und er erwachte auch meist heiter, bis wenn die Fliegenpflaster geschaͤrft waren und die Bevestigung am Bett mittelst des Gurtes um den Leib ihn boͤse machte. </p> <p>Am 24sten Tage kam unvermuthet vom Lande der Großvater zu ihm; er war den Morgen uͤber wild gewesen, doch hatte er seine gewoͤhnliche Kost, Suppe, gekocht Obst und ein Butterschnittchen mit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0036]
mittags in einigen Schlaf, erwachte aber mit Heftigkeit um vier Uhr, stieß die Medicin drei Stunden lang von sich, wuͤthete laut, und ihm mußte mit Huͤlfe der Ruthe die Arzenei beigebracht werden. Um sieben aß er Suppe, mußte nachher wieder durch Schaͤrfe zum Einnehmen bewogen werden, worauf er von zwoͤlf bis fuͤnf Uhr schlafend zubrachte.
Den 18ten bis den 23sten Tag blieb abwechselnd die alte Lage, das Abfuͤhrungsmittel wirkte nicht nach Wunsch, und die gewoͤhnliche aufloͤsende Medicin mußte noch nicht genugsam eingegriffen haben: er fing an, dieselbe auch voͤllig uͤberdruͤßig zu werden, und der Arzt aͤnderte beides ab; er bekam nun Tropfen und Pillen, und nun ging es mit dem Einnehmen und der Oefnung besser; der verworrene Zustand indessen und das unablaͤßige Plaudern Tag und Nacht dauerte fort; allein mehr lustig und froͤlich wie muͤrrisch. Mit den Waͤchtern ging er als Soldaten freundlich um, hingegen gegen die Dienstbothen war er das Gegentheil. Der Schlaf bei Nacht fand sich zu vier bis sechs Stunden ununterbrochen ein, und er erwachte auch meist heiter, bis wenn die Fliegenpflaster geschaͤrft waren und die Bevestigung am Bett mittelst des Gurtes um den Leib ihn boͤse machte.
Am 24sten Tage kam unvermuthet vom Lande der Großvater zu ihm; er war den Morgen uͤber wild gewesen, doch hatte er seine gewoͤhnliche Kost, Suppe, gekocht Obst und ein Butterschnittchen mit
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