Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Am 48sten Tage ward er zum erstenmal am Stocke von den Wärtern im Zimmer herumgeführt, und die Schwäche war nicht so stark, als man besorget hatte. Weil er den Tag über viel geschlafen, war er des Nachts unruhig, und hatte die Karten alle aufgelöst und zerrissen: jedoch erwachte er heiter, wollte wieder herumgehen, beim
Am 48sten Tage ward er zum erstenmal am Stocke von den Waͤrtern im Zimmer herumgefuͤhrt, und die Schwaͤche war nicht so stark, als man besorget hatte. Weil er den Tag uͤber viel geschlafen, war er des Nachts unruhig, und hatte die Karten alle aufgeloͤst und zerrissen: jedoch erwachte er heiter, wollte wieder herumgehen, beim <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0043" n="43"/><lb/> er folgte nachher immer. Am darauf folgenden, weil ich bemerkt hatte, daß die hellen Zwischenraͤume zunahmen, sich auch die anhaltende Soldatenidee, wenigstens in meiner Gegenwart, wo er stets ansichhaltender war, verwischte, legte ich ihm Gemaͤlde und Kupferstiche vor, die er mit Vergnuͤgen durchsah, und vorzuͤglich uͤber die rothe Farbe eines kleinen Bildes heitere Empfindung aͤußerte, und sich lange dabei verweilte; bei den Kupferstichen ging es hurtiger, und es sollte immer Abwechselung kommen. Des Abends sprach er zu meiner unausdruͤckbaren Freude lange zusammenhaͤngend mit mir; wir spielten Karten, zogen Dame, und alles geschah mit wenigen Fehlern. Auch mit dem Arzt hatte er sich gut unterhalten. Sowohl am Tage als die Nacht drauf erquickte ihn der Schlaf, und der 45ste Tag blieb dem vorigen gleich, insbesondere so lange ich bei ihm war; alsdann fing er mehr mit den Leuten allein zu reden an, und delirirte wieder, nur alles gemaͤßigt. Die zwei naͤchsten Tage wurden etwas muͤrrischer und verworrener zugebracht, allein im Ganzen ging es doch vorwaͤrts. </p> <p>Am 48sten Tage ward er zum erstenmal am Stocke von den Waͤrtern im Zimmer herumgefuͤhrt, und die Schwaͤche war nicht so stark, als man besorget hatte. Weil er den Tag uͤber viel geschlafen, war er des Nachts unruhig, und hatte die Karten alle aufgeloͤst und zerrissen: jedoch erwachte er heiter, wollte wieder herumgehen, beim<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
er folgte nachher immer. Am darauf folgenden, weil ich bemerkt hatte, daß die hellen Zwischenraͤume zunahmen, sich auch die anhaltende Soldatenidee, wenigstens in meiner Gegenwart, wo er stets ansichhaltender war, verwischte, legte ich ihm Gemaͤlde und Kupferstiche vor, die er mit Vergnuͤgen durchsah, und vorzuͤglich uͤber die rothe Farbe eines kleinen Bildes heitere Empfindung aͤußerte, und sich lange dabei verweilte; bei den Kupferstichen ging es hurtiger, und es sollte immer Abwechselung kommen. Des Abends sprach er zu meiner unausdruͤckbaren Freude lange zusammenhaͤngend mit mir; wir spielten Karten, zogen Dame, und alles geschah mit wenigen Fehlern. Auch mit dem Arzt hatte er sich gut unterhalten. Sowohl am Tage als die Nacht drauf erquickte ihn der Schlaf, und der 45ste Tag blieb dem vorigen gleich, insbesondere so lange ich bei ihm war; alsdann fing er mehr mit den Leuten allein zu reden an, und delirirte wieder, nur alles gemaͤßigt. Die zwei naͤchsten Tage wurden etwas muͤrrischer und verworrener zugebracht, allein im Ganzen ging es doch vorwaͤrts.
Am 48sten Tage ward er zum erstenmal am Stocke von den Waͤrtern im Zimmer herumgefuͤhrt, und die Schwaͤche war nicht so stark, als man besorget hatte. Weil er den Tag uͤber viel geschlafen, war er des Nachts unruhig, und hatte die Karten alle aufgeloͤst und zerrissen: jedoch erwachte er heiter, wollte wieder herumgehen, beim
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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