Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Jn einer nahmhaften Stadt Frankreichs ereignete sich folgender sonderbare Vorfall. Ein Mann hielt auf dem Gerüste eines zu erbauenden Hauses eine Rede. Das Gerüste stürzte nieder und er mit demselben, so daß er für todt nach Hause getragen wurde. Er lag einige Tage Sinn- und Sprachlos. Als er wieder zu sich selbst kam, setzte er seine Rede fort, die durch den Einsturz des Gerüstes unterbrochen war. Vom Professor Musäus in Weimar, dem Verfasser der physiognomischen Reisen und der Volksmährchen der Deutschen, ist mir erzehlt worden,
Jn einer nahmhaften Stadt Frankreichs ereignete sich folgender sonderbare Vorfall. Ein Mann hielt auf dem Geruͤste eines zu erbauenden Hauses eine Rede. Das Geruͤste stuͤrzte nieder und er mit demselben, so daß er fuͤr todt nach Hause getragen wurde. Er lag einige Tage Sinn- und Sprachlos. Als er wieder zu sich selbst kam, setzte er seine Rede fort, die durch den Einsturz des Geruͤstes unterbrochen war. Vom Professor Musaͤus in Weimar, dem Verfasser der physiognomischen Reisen und der Volksmaͤhrchen der Deutschen, ist mir erzehlt worden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0012" n="12"/><lb/> te nach Frankfurt und ließ einen Sarg hohlen. Der Sarg kam, und die Frau sah sich genoͤthiget in ihr Haus zuruͤckzukehren, um den Todten in den Sarg zu bringen. Sie oͤffnete die Thuͤre, und hatte einen Anblick der uͤber alle Beschreibung ist. Jhr Mann saß angezogen beim Hackeblock und machte Kuͤchenholz, wie er sonst zu thun gewohnt gewesen. Sie stand betaͤubt da, bis sie durch das Zureden des Mannes wieder zu sich selbst kam. Der Mann erkundigte sich nach der Ursach ihres Erstaunens und der gemachten Anstalten. Man erzaͤhlte ihm alles, und es war ihm unglaublich, denn er konnte sich nicht einmal besinnen, daß er krank gewesen sey. Nach einem halben Jahre erst war er im Stande, sich <hi rendition="#b">der</hi> waͤhrend der Krankheit geschehenen Begebenheiten zu erinnern (sieh. d. Berichte der Buchhandl. der Gel. v. 1785.) </p> <p>Jn einer nahmhaften Stadt Frankreichs ereignete sich folgender sonderbare Vorfall. Ein Mann hielt auf dem Geruͤste eines zu erbauenden Hauses eine Rede. Das Geruͤste stuͤrzte nieder und er mit demselben, so daß er fuͤr todt nach Hause getragen wurde. Er lag einige Tage Sinn- und Sprachlos. Als er wieder zu sich selbst kam, setzte er seine Rede fort, die durch den Einsturz des Geruͤstes unterbrochen war. </p> <p>Vom Professor Musaͤus in Weimar, dem Verfasser der physiognomischen Reisen und der Volksmaͤhrchen der Deutschen, ist mir erzehlt worden,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
te nach Frankfurt und ließ einen Sarg hohlen. Der Sarg kam, und die Frau sah sich genoͤthiget in ihr Haus zuruͤckzukehren, um den Todten in den Sarg zu bringen. Sie oͤffnete die Thuͤre, und hatte einen Anblick der uͤber alle Beschreibung ist. Jhr Mann saß angezogen beim Hackeblock und machte Kuͤchenholz, wie er sonst zu thun gewohnt gewesen. Sie stand betaͤubt da, bis sie durch das Zureden des Mannes wieder zu sich selbst kam. Der Mann erkundigte sich nach der Ursach ihres Erstaunens und der gemachten Anstalten. Man erzaͤhlte ihm alles, und es war ihm unglaublich, denn er konnte sich nicht einmal besinnen, daß er krank gewesen sey. Nach einem halben Jahre erst war er im Stande, sich der waͤhrend der Krankheit geschehenen Begebenheiten zu erinnern (sieh. d. Berichte der Buchhandl. der Gel. v. 1785.)
Jn einer nahmhaften Stadt Frankreichs ereignete sich folgender sonderbare Vorfall. Ein Mann hielt auf dem Geruͤste eines zu erbauenden Hauses eine Rede. Das Geruͤste stuͤrzte nieder und er mit demselben, so daß er fuͤr todt nach Hause getragen wurde. Er lag einige Tage Sinn- und Sprachlos. Als er wieder zu sich selbst kam, setzte er seine Rede fort, die durch den Einsturz des Geruͤstes unterbrochen war.
Vom Professor Musaͤus in Weimar, dem Verfasser der physiognomischen Reisen und der Volksmaͤhrchen der Deutschen, ist mir erzehlt worden,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |