Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0024" n="24"/><lb/> digen: predigest du nicht, so koͤmmst du nicht von dieser Krankheit auf; predigest du aber, so sey von deiner gewissen Wiederherstellung versichert. Und zum Zeichen davon nimm dies Merkmal, wenn du noch heute Oefnung erhaͤltst. Jch antworte also nach dieser Vorstellung meinen Wirth, und bat ihn instaͤndigst, dem Commandeur von meiner Unpaͤßlichkeit nichts wissen zu lassen, und mir nur einen Thee von Sennsblaͤttern guͤtigst besorgen zu lassen. Das letztere geschieht sogleich, und es findet sich auch bald darauf ein Stuhlgang ein. Dadurch wurde nun in der damaligen Lage meines Gemuͤths, der Vorsatz selbst zu predigen, so ungemein verstaͤrkt, daß mich keine Vorstellungen meines guͤtigen Wirthes davon zuruͤckbringen konnten. Jch habe eine ziemliche unruhige Nacht, und befinde mich am Morgen aͤußerst entkraͤftet und so schwach, daß ich kaum vermoͤgend bin, mich anzukleiden. Mein Wirth wiederholt seine Vorstellungen noch dringender. Es sey noch Zeit, die Kirchenparade sey noch nicht angetreten, und koͤnne noch abbestellet werden. Es sey unmoͤglich, daß ich nur auf die Kanzel kommen, geschweigen dann predigen koͤnne. Jch dankte ihm fuͤr seine Freundschaft, und bat ihm, davon nichts mehr zu erwaͤhnen, ich muͤste predigen. Mein Leben hinge von dieser Predigt ab. Jch gehe also fort, mit schwankenden Schritt und taumelnden Kopf. Jn der Sacristei finde ich dem Feldprediger des andern Re-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0024]
digen: predigest du nicht, so koͤmmst du nicht von dieser Krankheit auf; predigest du aber, so sey von deiner gewissen Wiederherstellung versichert. Und zum Zeichen davon nimm dies Merkmal, wenn du noch heute Oefnung erhaͤltst. Jch antworte also nach dieser Vorstellung meinen Wirth, und bat ihn instaͤndigst, dem Commandeur von meiner Unpaͤßlichkeit nichts wissen zu lassen, und mir nur einen Thee von Sennsblaͤttern guͤtigst besorgen zu lassen. Das letztere geschieht sogleich, und es findet sich auch bald darauf ein Stuhlgang ein. Dadurch wurde nun in der damaligen Lage meines Gemuͤths, der Vorsatz selbst zu predigen, so ungemein verstaͤrkt, daß mich keine Vorstellungen meines guͤtigen Wirthes davon zuruͤckbringen konnten. Jch habe eine ziemliche unruhige Nacht, und befinde mich am Morgen aͤußerst entkraͤftet und so schwach, daß ich kaum vermoͤgend bin, mich anzukleiden. Mein Wirth wiederholt seine Vorstellungen noch dringender. Es sey noch Zeit, die Kirchenparade sey noch nicht angetreten, und koͤnne noch abbestellet werden. Es sey unmoͤglich, daß ich nur auf die Kanzel kommen, geschweigen dann predigen koͤnne. Jch dankte ihm fuͤr seine Freundschaft, und bat ihm, davon nichts mehr zu erwaͤhnen, ich muͤste predigen. Mein Leben hinge von dieser Predigt ab. Jch gehe also fort, mit schwankenden Schritt und taumelnden Kopf. Jn der Sacristei finde ich dem Feldprediger des andern Re-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |